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Japans Autokonzerne verbünden sich gegen Tesla

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Vereinte Kräfte: Nissan-Chef Makoto Uchida (links) und Toshihiro Mibe, sein Pendant von Honda Motor, auf einer Pressekonferenz im März 2024

Um bei den gewaltigen Umbrüchen in der Autoindustrie mithalten zu können, gehen Japan und seine großen Autokonzerne wie Toyota , Nissan und Honda abermals einen ungewöhnlichen Weg. Unter Anleitung des einflussreichen Ministeriums für Handel und Industrie, METI, wollen die Unternehmen gemeinsam die Entwicklung sogenannter Software-definierter Fahrzeuge (SDV) vorantreiben. Dadurch sollen japanische Hersteller bis zum Jahr 2030 in der ganzen Welt 12 Millionen solcher Fahrzeuge verkaufen können und damit für 30 Prozent des Weltmarktes stehen, wie das Ministerium bekannt gab. Bis zum Jahr 2035 sollen es 19 Millionen Fahrzeuge sein.

Unter Software-definierten Fahrzeugen versteht man zum Beispiel Autos, bei denen die integrierten Computersysteme die zentrale Rolle spielen und zusätzliche Leistungen über ein Software-Update freigeschaltet werden anstatt etwa durch den Einsatz neuer Motorenteile. Bislang gelten vor allem der amerikanische Elektropionier Tesla und chinesische Hersteller wie BYD als führend auf diesem Feld. Japan hat es nun zur „nationalen Strategie“ erklärt, bei diesen neuen Technologien vorne mitzuspielen.

Da es offenbar als unwahrscheinlich erscheint, dass einzelne Unternehmen den Rückstand allein aufholen können, erlaubt und fördert das METI nun die Zusammenarbeit der Konzerne in der Entwicklung in sieben Technikbereichen. Dazu zählen unter anderem Chips, generative Künstliche Intelligenz für automatisierte Inspektionen und Sicherheitsmaßnahmen gegen Cyberattacken. Fortschritte im autonomen Fahren sollen zum Beispiel durch die gemeinsame Entwicklung von hochauflösenden 3-D-Karten und Technologien zum Abstandsmessen zu Fahrzeugen, Objekten und Fußgängern gemacht werden. Die gemeinsame Forschung soll zudem die Kosten senken.

Rekordgewinne und Investitionspläne

Auch beim Sichern von Talenten will der Staat behilflich sein. So soll bis zum Herbst ein neues Regelwerk entstehen, das es auch Unternehmen und Start-ups außerhalb der Automobilindustrie ermöglicht, Ingenieure für die entsprechenden Technologien auszubilden. Bislang ist der Arbeitsmarkt in Japan wenig durchlässig, denn Unternehmen bilden ihre Lehrlinge spezifisch für ihre eigenen Belange aus. Wer einmal bei einem der großen Konzerne angefangen hat, bleibt häufig ein Leben lang dort.

„Der Wert der Mobilität bewegt sich weg vom reinen Transportieren von Menschen und Gütern hin zum Transport von Daten und Energie“, hatte Toyota-Chef Koji Sato kürzlich zur Vorlage seiner Jahreszahlen gesagt und betont, dass der absatzstärkste Autohersteller der Welt künftig mehr Geld in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und Software investieren will. Insgesamt will der Konzern 1,7 Billionen Yen (10 Milliarden Euro) in Zukunftstechnologien stecken.

„Einfach nicht genug“

Auch die anderen großen japanischen Autobauer nehmen derzeit viel Geld in die Hand, um im Wettbewerb mit den neuen Konkurrenten aus Amerika und China nicht den Anschluss zu verlieren. Dabei helfen ihnen die Rekordgewinne, die sie auch mithilfe des günstigen Yens in den vergangenen zwei Jahren erzielt haben. So hat Honda gerade seine bis zum Jahr 2031 geplanten Investitionen in Elektromobilität und neue Technologien gegenüber früheren Planungen auf 10 Billionen Yen (65 Milliarden Dollar) verdoppelt. Allein 2 Billionen Yen sollen in die Entwicklung neuer Software fließen. „Die Summe, die wir vor zwei Jahren beschlossen hatten, ist einfach nicht genug“, sagte Honda-Chef Toshihiro Mibe.

Die Konkurrenten Honda und Nissan hatten schon vor einigen Wochen eine ungewöhnliche Kooperation angestoßen. Mibe und Nissan-Chef Makoto Uchida kündigten damals auf einer gemeinsamen Pressekonferenz an, dass sie die gemeinsame Entwicklung neuer Elektromotoren prüfen wollten, um auf diesem Feld schneller und günstiger zu sein und um so auf Tesla und die neuen chinesischen Wettbewerber aufschließen zu können. „Wir können nicht mehr nach den bekannten Regeln kämpfen angesichts der rapiden Veränderung der Industrie“, sagte Mibe. Und Uchida ergänzte: „Je langsamer wir sind, desto stärker werden unsere Wettbewerber – und desto schwieriger wird es für uns, mit ihnen mitzuhalten.“

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