In Serienfertigung »aus den Händen gerissen«
»Dieses Fahrzeug wurde uns buchstäblich aus den Händen gerissen. Was wir davon erzeugten, wurde verkauft.« |
Carl Benz |
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Das kurz „Velo“ genannte Fahrzeug wurde von 1894 bis 1902 im Mannheimer Benz-Werk gebaut, rund 1200 Fahrzeuge dieser Typfamilie entstanden. Das in sechs Jahren gefertigte Volumen entspricht heute dem Ausstoß einer größeren Autofabrik – an einem Tag. Im Schnitt waren in Mannheim jährlich etwa 200 Exemplare des Velociped entstanden – es galt als Bestseller der jungen Marke Benz & Compagnie.
„Dieses Fahrzeug wurde uns buchstäblich aus den Händen gerissen. Was wir davon erzeugten, wurde verkauft“, erinnert sich Firmengründer Carl Benz 1909 in einem Interview.
Im Vergleich stellt das Veloziped eine deutliche Weiterentwicklung dar – vor allem, weil es über ein viertes Rad verfügt. Aber auch die Lenkung kommt einer heutigen einigermaßen nahe, und die Motorleistung des Einzylinders war glatt verdoppelt.
Dazu findet sich im Katalog von Benz & Cie. von 1894: „In diesem Velociped befindet sich eine Maschine von 1 ½ Pferdestärken.“ Zwei Jahre später heißt es zu Höchstgeschwindigkeit und Fahrverhalten: „Das Velociped legt in der Stunde ca. 20 Kilometer zurück und überwindet Steigungen bis zu zehn Prozent auf guter Strasse.“ Es kostet „complett in feinster Ausstattung mit Laternen“ 2000 Mark.
Auch „badge engineering“ wurde bereits praktiziert: An den britischen Maschinenbauer Arnold vergibt Benz 1895 eine Lizenz, um das Motor-Velociped zu produzieren. Das „Arnold Motor Carriage“ ist eines der ersten britischen Automobile.
Fahrbereit war das gute Stück nach Jahrzehnten in Depots und Ausstellungen freilich nicht – behutsam wurde es von der hauseigenen Klassikabteilung „nach den Maßstäben höchster Originalität“ wieder fahrbereit gemacht. Die greift für solche Projekte auf historische Unterlagen und Informationen in den Archiven der Marke zurück.
Nach dem Produktionsende des Velociped sollte es noch ein gutes Jahrzehnt dauern, bis die Fließbandfertigung in den Autobau einzog – dies allerdings im fernen Detroit, USA, in den Werken des Henry Ford.