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Hybrid-SUV zum Hammer-Preis

BYD bringt mit dem Seal U DM-I erstmals einen Plug-in Hybrid zu uns. Fahrbericht mit Video-Review.

BYD bezeichnet sich als Hersteller von „New Energy Vehicles“, nimmt in diesem selbst definierten Segment auch die weltweite Führungsrolle in Anspruch. Was ist darunter zu verstehen? Neben vollelektrischen Autos produzieren und verkaufen die Chinesen auch Plug-in Hybride. Nicht erst seit gestern, sondern seit dem Jahr 2008.

Erster PHEV von BYD in Europa

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Kurz nach dem Marktstart als reine Elektroauto-Marke in Deutschland bringt BYD jetzt auch einen elektrifizierten Verbrenner nach Europa: Den Seal U DM-I. So viele Buchstaben, wir klären das mal. Den BYD Seal U gibt es hier als batterieelektrische Alternative zu VW ID.4 und Co.. DM-I nennen die Chinesen ihre Plug-in-Hybrid-Technologie: Dual Mode, Intelligent. Wie schlau ist das Angebot der Marke, die im Jahr 2024 als Auto-Sponsor der UEFA-Fußball-Europameisterschaft in Deutschland auftritt? Das zeigt der Fahrbericht.

Zwei Versionen werden angeboten. Das Basismodell, seltsamerweise mit dem Zusatznamen Boost versehen, kombiniert einen 1,5 Liter großen Sauger mit 98 PS und einen Elektromotor mit 145 kW (197 PS), die Systemleistung liegt bei 160 kW (218 PS). 80 Kilometer rein elektrische Reichweite sollen möglich sein, nach dem Leerfahren der 18,3 kWh großen LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat) und des 60 Liter großen Benzintanks sollen fast 1.100 Kilometer mehr auf der Digitalanzeige im Cockpit stehen.

Erste Fahrt im Allrad-Modell

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BYD Seal U DM-I Design heißt das Topmodell, das zum ersten Kennenlernen bereitstand. Unter der vorderen Haube arbeitet ebenfalls ein 1,5 Liter großer Vierzylinder, der aber von einem Turbolader beatmet wird. Die Verbrenner-Leistung steigt auf 96 kW / 130 PS. Dazu kommen ein 160 kW (218 PS) starker Elektromotor vorne und eine weitere Maschine mit 200 kW (272 PS) an der Hinterachse. 550 Newtonmeter Drehmoment bringt das SUV über alle vier Räder auf die Straße.

Dank großer Batterie ist man innerstädtisch meist im Elektro-Modus unterwegs. Je nach Bedarf und Fahrzustand startet der Benziner als Stromgenerator, dann ist man im seriellen Hybridmodus unterwegs. Zu hören ist vom Vierzylinder dank guter Dämmung und niedriger Drehzahlen nichts. Bei sportlicher Fahrweise und höheren Geschwindigkeiten wird in den parallelen Hybridmodus gewechselt. Dann treibt der Benzinmotor, gemeinsam mit der Elektro-Power, die Räder an. Auch dies geschieht auf eine akustisch zurückhaltende Art und Weise.

Davon ließ sich wohl der Vortrieb inspirieren. Klar, es geht ausreichend zügig in Richtung Horizont, mehr braucht man im geräumigen Familien-SUV nicht. Die Nullhundert-Zeit von 5,9 Sekunden konnte nicht nachgemessen werden, fühlt sich aber verhältnismäßig unaufgeregt an. Bei 180 km/h wird die Höchstgeschwindigkeit elektronisch begrenzt.

Per Kippschalter auf der Mittelkonsole kann man vom EV-Modus in das Hybrid-Fahrprogramm wechseln. Das haben wir im Rahmen der Testfahren häufiger ausprobiert, um dem BYD Seal U DM-I auf den Zahn zu fühlen. Die rein elektrische Reichweite der Allrad-Version von 70 Kilometern bleibt heute also nur ein theoretischer Wert, der mal in einem späteren Test nachgeprüft wird.

Fakt ist aber: Einige Mitbewerber wie der VW Tiguan eHybrid bieten mit 100 Kilometern eine höhere E-Reichweite. Auch der BYD Seal U DM-I qualifiziert sich mit seinen Daten aber für die Reduzierung der Firmenwagen-Versteuerung von einem auf 0,5 Prozent des Listenpreises als geldwerter Vorteil.

Dem Fahrwerk fehlt Feinschliff

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In der Meckerecke dieses Berichts müssen wir uns vor allem über das Fahrwerk des chinesischen Dreimotoren-SUV unterhalten. Im Gegensatz zum geschliffenen Antrieb und dem gut verarbeiteten Innenraum hat der Seal hier Nachholbedarf. Das Streben nach viel Komfort verleitete die Ingenieure zu einer (viel zu) weichen Dämpfung. Der Aufbau ist ständig minimal in Bewegung, was empfindliche Mägen zuerst spüren. Dazu kommt eine starke Seitenneigung in Kurven. Im Kontrast dazu sind die Federwege arg kurz. Querfugen und kurze Wellen schlagen teils ungefiltert durch, werden von den Sitzpolstern immerhin leicht abgefangen.

Das Mobiliar ist serienmäßig mit künstlichem Leder bezogen, das in Sachen Optik und Haptik echten Tierhäuten nicht nachsteht. Farbige Kontrastnähte lockern die Atmosphäre auf. Auch Details wie die Lüftungsdüsen und das Gitter der Lautsprecher wirken hochwertig. Mittlerweile bekannt ist das drehbare 15,6-Zoll-Infotainmentdisplay, das auch Smartphone-Inhalte über Apple CarPlay und Android Auto anzeigt. Auch ein Head-up-Display, das seine Informationen direkt auf die Windschutzscheibe ins Blickfeld des Fahrers projiziert, gehört zur Serienausstattung.

Das kostet der Plug-in Hybrid

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Angesichts der kompletten Serienausstattung, die auch ein Panorama-Glasschiebedach, Infinity-Soundsystem, Lüftung und Heizung für die elektrisch verstellbaren Vordersitze, Metalliclackierung, Navigationssystem und eine elektrische Heckklappe umfasst, wird der BYD Seal U DM-I zum Sonderangebot.

38.900 Euro sind für das Basismodell mit Frontantrieb und größtmöglicher Reichweite fällig. Der Allradler mit zweitem Elektromotor und stärkerem Benziner kostet 44.500 Euro.

Preis – Vergleich mit VW Tiguan und Kia Sportage

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Zum Vergleich: Für den VW Tiguan eHybrid mit einer Systemleistung von 150 kW (204 PS) werden als Life 49.385 Euro fällig. Annähernd auf das Ausstattungsniveau des BYD gebracht, nennt der Tiguan-Konfigurator einen Preis von 59.135 Euro- über 20.000 Euro mehr als der BYD als Fronttriebler kostet.

Der Kia Sportage Plug-in Hybrid Vision startet bei 45.290 Euro, hat eine Systemleistung von 265 PS und Allradantrieb. Er ist also mit dem Seal U DM-I Design vergleichbar. Als Spirit mit entsprechenden Optionen kostet der Koreaner 53.060 Euro und liegt damit 8.000 Euro über dem BYD.

Fazit

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Mit dem Seal U DM-I bringt der Hersteller BYD erstmals einen Plug-in Hybrid bei uns auf den Markt. Damit reagieren die Chinesen schnell auf aktuelle Marktgegebenheiten. Verhältnismäßig günstige Preise und eine komplette Serienausstattung machen den BYD Seal U DM-I, vor allem in der Basisversion, zum Schnäppchen. Ein Test des Frontantriebs-Modells steht noch aus.

Defizite zeigt das SUV beim Fahrwerk, womit der Komfort auch auf langen Strecken beeinträchtigt wird. Nichts, was man im Zuge einer Modellpflege beheben könnte, oder?

Der BYD Seal U DM-I im Video
weiter zum Video auf Youtube

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