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Pleitewelle erfasst die Autobranche – und das Schlimmste steht wohl noch bevor

Schleppende E-Auto-Nachfrage

Pleitewelle erfasst die Autobranche – und das Schlimmste steht wohl noch bevor

pleitewelle erfasst die autobranche – und das schlimmste steht wohl noch bevor

Produktion von Elektrofahrzeugen bei Volkswagen

Die Autozulieferer-Branche steht unter Druck. Mit fast 40.000 aufgelösten Arbeitsplätzen seit 2018 droht eine Insolvenzwelle.

Brüssel/Berlin – Die Umstellung von konventionellen Verbrennungsmotoren auf Elektromobilität stellt für zahlreiche mittelständische Betriebe eine enorme Herausforderung dar. Während Großkonzerne sich anpassen, geraten kleinere und mittlere Unternehmen immer öfter in finanzielle Nöte.

Verbrenner-Aus bis 2035 bringt Autobranche in Not

Die von der EU vorgesehene Abschaffung des Verbrennungsmotors bis 2035 bringt einige mittelständische Betriebe in existenzielle Schwierigkeiten. Jürgen Schlote, Geschäftsführer des Zulieferers Schlote Gruppe, äußert Kritik an dieser Maßnahme und plädiert für eine politische Revision. „Mit dem Verbrenner-Aus haben wir eine Technologie preisgegeben, in der wir führend waren – und das völlig ohne Not“, so Schlote im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

Auch Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, möchte die Entscheidung zur Abschaffung des Verbrennungsmotors zu einem späteren Zeitpunkt genauer unter die Lupe nehmen. Laut Focus Online wies sie kurz vor den Europawahlen auf eine Überprüfung im Jahr 2026 hin. Dann soll das Verbot des Verbrennungsmotors erneut auf den Prüfstand kommen. Die EU-Zwischenbilanz soll dann Aufschluss darüber geben, inwiefern das Aus des Verbrennungsmotors zur Reduzierung von CO₂ beigetragen hat.

Autobranche unter Druck: 40.000 Stellen seit 2018 gestrichen

Seit 2018 wurden bei den deutschen Autozulieferern fast 40.000 Arbeitsplätze abgebaut. Dies entspricht laut F.A.Z. etwa einem Drittel der Beschäftigten in der Autoindustrie. Heute sind bei den Zulieferern, darunter Großkonzerne wie Continental, Bosch und ZF Friedrichshafen sowie kleinere und mittlere Unternehmen, noch rund 274.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Lage der Zulieferer ist prekär. Ein Manager eines Autounternehmens, der anonym bleiben möchte, äußert sich in der F.A.Z. besorgt: „In der Politik sollte niemand überrascht sein, wenn es schon bald zu einer Insolvenzwelle kommt.“

Auch Unternehmen, die den Wandel akzeptieren, leiden unter der „Marktmacht der Markenhersteller, die ihre Risiken und Probleme häufig unerbittlich auf die mittelständischen Zulieferer abwälzen“, so Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden. Er vertritt mittelständische, oft familiengeführte Betriebe. „Viele sind das rempelige, volatile und existenzbedrohende Automobilgeschäft zunehmend leid. Sie verlassen die Branche, verkaufen, gehen ins Ausland oder in die Insolvenz.“

Insolvenzen in der Autobranche nehmen zu

Tatsächlich sind in Deutschland bereits einige Zulieferer betroffen. Monatlich treffen Insolvenzanträge ein. Im März dieses Jahres musste das Unternehmen Eissmann Automotive in Tübingen Insolvenz anmelden. Das Unternehmen, das Verkleidungskomponenten für den Automarkt produziert, hat laut SWR fast 1.000 Mitarbeiter, die von der Insolvenz betroffen sind.

Im April 2024 gab das Unternehmen Hanselmann & Cie. Technologies mit Sitz in Oppenweiler bekannt, dass es in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Daraufhin wurde beim Amtsgericht Ludwigsburg der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Laut Stuttgarter Zeitung sind etwa 140 Mitarbeiter betroffen. Die Krise in der Autobranche, die zu deutlich sinkenden Umsätzen führte, war ausschlaggebend für die Insolvenzanmeldung. Die Umsätze sind dieses Jahr um 30 Prozent zurückgegangen.

E-Auto-Nachfrage geht zurück – und zwingt die Branche in die Knie

Auch der Autozulieferer Franken Guss aus Bayern hat mit Einbrüchen zu kämpfen. Laut Augsburger Allgemeinen hat das Unternehmen im Mai 2024 Insolvenz angemeldet, was über 600 Mitarbeiter treffen könnte. Franken Guss produziert Eisen- und Aluminiumteile für Pkws und Nutzfahrzeuge. Der starke Einbruch des Elektrofahrzeugabsatzes belastet das Familienunternehmen, denn Franken Guss hatte sich auf die Elektrowende eingestellt. In den letzten Jahren hat das Unternehmen viel Geld in Gießerei und Bearbeitung investiert, was sich jetzt nicht auszahlt.

Der Absatz von Elektroautos in Deutschland geht zurück. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im ersten Quartal 2024 81.000 vollelektrische Pkws neu zugelassen. Das sind 14,1 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahreszeitraum. Der Benziner bleibt hingegen beliebt: Im ersten Quartal 2024 wurden 89.498 Autos mit Benzinantrieb neu angemeldet, was einem Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht.

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