Autos

Autos-Top Stories

Finanzen

Ford

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Ford mit Stellenabbau in Deutschland: Europa leidet zugunsten der USA

Während Ford in Europa und speziell in Deutschland viele Tausend Stellen streicht, schafft der Autohersteller in seiner Heimat zahlreiche Arbeitsplätze. Allein 2.500 in einem neuen Batteriewerk.

ford mit stellenabbau in deutschland: europa leidet zugunsten der usa

Jim Farley President and CEO Ford Motor Company

Die europäische Belegschaft des Autobauers Ford erhielt am Dienstag (14. Februar 2023) schlechte Nachrichten: Ihr steht ein massiver Stellenabbau bevor. Bis 2025 sollen allein an den Standorten Köln und Aachen 2.300 Arbeitsplätze wegfallen. In Großbritannien und anderen europäischen Ländern sollen weitere 1.500 Arbeitsplätze wegfallen; europaweit sind demnach etwa 3.800 Stellen von dem Abbau betroffen.

Derzeit beschäftigt Ford in Deutschland ungefähr 19.000 Menschen. Die Stellenstreichungen finden vorrangig in der Entwicklungsabteilung (1.700) und Verwaltung (600) statt. Dass Köln und Aachen als Entwicklungs-Standorte an Bedeutung verlieren, erscheint folgerichtig, schließlich nutzt die Marke für seine nächste europäische E-Auto-Generation Volkswagens E-Antriebs-Baukasten (MEB) inklusive Batterien. Die Folgegeneration soll auf einer eigenen Plattform aufbauen, die jedoch in den USA entwickelt wird. Dennoch sollen sich in Europa weiterhin 3.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Fahrzeugentwicklung und -design kümmern.

Keine weiteren betriebsbedingten Kündigungen

Der Maßnahme waren wochenlange Verhandlungen mit der Gewerkschaft IG Metall vorausgegangen. Mit ihr hat sich Ford auf einen sozialverträglichen Stellenabbau mit beidseitig freiwilligen Abfindungs- und Frühverrentungsprogrammen geeinigt. Darüber hinaus haben sich der Autohersteller und seine Arbeitnehmervertretung auf eine Vereinbarung geeinigt, die weitere betriebsbedingte Kündigungen an den Standorten Köln und Aachen bis Ende 2032 ausschließt.

,

Hauptgrund für den Stellenabbau ist die zunehmend besorgniserregende wirtschaftliche Lage des Mutterkonzerns. Er machte im vergangenen Jahr mehr als zwei Milliarden Dollar Verlust (aktuell umgerechnet knapp 1,9 Milliarden Euro), etwa 400 Millionen (374 Millionen Euro) davon in Europa. Ford reagiert darauf mit einem harten Sparprogramm. Hinzu kommt der Wandel hin zur Elektromobilität. Ford strebe in Europa “ein kleineres, fokussierteres und zunehmend elektrisches Produktportfolio” an, sagt Martin Sander, der Deutschland-Chef des Autokonzerns.

Unveränderte E-Auto-Pläne für Europa

Trotz des Stellenabbaus will Ford unverändert an seinen Elektroauto-Plänen für Europa festhalten. Noch in diesem Jahr kommt ein sportlicher Elektro-Crossover auf MEB-Basis, der ersten Erlkönig- und Teaserbildern zufolge eine VW-ID.4-Entsprechung mit kantigerem Design sein dürfte. 2024 folgt ein noch namenloser “Medium-Size-Crossover”, der ein elektisches Pendant zum Ford Puma sein soll. Hinzu kommen elektrische Versionen der Transit- und Tourneo-Nutzfahrzeug-Palette.

,

Die Ankündigung des Stellenabbaus knapp ein Jahr, nachdem Ford bekannt gegeben hatte, zwei Milliarden Dollar in seinen Kölner Standort zu investieren. Dort soll erwähnter Elektro-Crossover auf MEB-Basis vom Band rollen. Das Werk in Saarlouis, wo Ford noch bis 2025 den Focus fertigen wird, steht dagegen auf der Kippe. Hier scheint der Autobauer einen Verkauf anzustreben, wobei bereits mehrere Übernahmekandidaten Interesse angemeldet haben sollen. Das Rückgrat des künftigen europäischen Produktions-Netzwerks sollen neben Köln die Standorte im spanischen Valencia, in Halewood (Großbritannien), in der Türkei sowie in Craiova (Rumänien) bilden.

Neues Batteriewerk in den USA

Keine Stellenstreichungen plant Ford übrigens in den USA. Im Gegenteil: In seinem Heimat-Bundesstaat Michigan baut der Autohersteller für 3,5 Milliarden Dollar (etwa 3,26 Milliarden Euro) ein neues Batteriewerk. Die Gigafactory namens “Blue-Oval Battery Park” in der Stadt Marshall soll 2026 ihren Betrieb aufnehmen und 2.500 Arbeitsplätze schaffen. Doch damit nicht genug: Insgesamt will Ford in den USA 18.000 neue Jobs aufbauen.

,

Die neue Akkufabrik, für die Ford eine Gesamt-Kapazität von 35 Gigawattstunden anstrebt, ist eine direkte Konsequenz aus dem “Inflation Reduction Act” der US-Regierung. Demnach erhalten Elektroautos dort beim Kauf nur dann eine staatliche Förderprämie, wenn sie in Nordamerika produziert werden und zudem die Batterien und deren Rohstoffe von dort oder aus Ländern, die ein Freihandelsabkommen mit den USA haben, stammen. “Dieser Schritt bringt uns der Batterie-Unabhängigkeit näher”, sagt Aufsichtsratschef Bill Ford.

LFP- statt NCM-Batterien

In der neuen Batteriefabrik will Ford Batterien mit Lithium-Eisen-Phosphat-Zellchemie (LFP) bauen, wobei der Konzern das Know-how des Akkuspezialisten CATL nutzen wird. Diese Energiespeicher sollen kostengünstiger und haltbarer sein als die bisher stark verbreiteten Nickel-Kobalt-Mangan-Pendants (NCM) sowie häufigere Ladevorgänge vertragen. Außerdem sollen die dafür benötigten Rohstoffe leichter verfügbar sein, der Anteil an kritischen Materialien wie Nickel und Kobalt sinken und zudem Vorteile bei der Ladegeschwindigkeit existieren. Ford will den Elektro-Crossover Mustang Mach-E bereits in Kürze mit LFP-Batterien ausrüsten. Beim E-Pick-up F-150 Lightning soll es 2024 so weit sein.

Weltweit investiert Ford in den kommenden Jahren 50 Milliarden Dollar (46,6 Milliarden Dollar) in seine Transformation zum Elektroauto-Hersteller. 2023 will der Konzern erstmals 600.000 E-Autos im Jahresverlauf produzieren. Bis Ende 2026 soll der jährliche BEV-Output auf zwei Millionen Fahrzeuge steigen.

,

TOP STORIES

Top List in the World