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Ein Auto für den kranken Karli aus Heidenau und seine große Familie

Karli ist das achte von zehn Kindern der Familie Oehmigen – und besonders. Für die Bewältigung des Alltags wird ein Auto gebraucht, in das der Rollstuhl passt.

ein auto für den kranken karli aus heidenau und seine große familie

Frech, aufgeweckt – und krank: Karli mit seiner Mutter Tilla Oehmigen. © Karl-Ludwig Oberthür

Nach sieben Kindern wusste Tilla Oehmigen, wie sich Kinder in welchem Alter entwickeln. Als Karli, wie Karl von der gesamten Familie genannt wird, auch mit einem halben Jahr seinen Kopf nicht halten konnte, wusste die Mutter: Hier stimmt was nicht. Von Arzt zu Arzt wurden sie geschickt. Der Augenarzt schloss aus, dass Karli blind ist, Blut- und genetische Tests, Physiotherapie und Hirnstrommessungen folgten. Bis heute ist nicht ganz klar, woran Karli leidet. Es steht nur fest, da ist kein Wirbel, wo er hingehört; auch wurden Entwicklungsstörungen diagnostiziert, bis heute spricht, läuft und isst Karli nicht selbstständig, sagt seine Mutter.

Entwicklungsstörungen, das klingt, als ob sie irgendwann behoben sind, sagt Tilla Oehmigen. Doch daran glauben weder sie noch ihr Mann noch die neun Geschwister von Karli. Er ist zehn Jahre und das achte Kind. Das jüngste ist vier Jahre, das älteste 23, sieben Jungs und drei Mädchen. Dass es so eine reiche Kinderschar wird, war nicht geplant, aber Tilla und ihr Mann haben es so angenommen. Auch Karlis Besonderheiten und die damit verbundenen Herausforderungen.

Unterhaltung über das Talk-Pad

Karli ist sehr aufgeweckt, manchmal etwas frech und macht gern Blödsinn, sagen seine Mutter und seine Geschwister. Für sie ist er der kleine bzw. große Bruder. Auf einem Talk-Pad, einem speziellen Tablet, zeigt er, was er möchte. Ein Kaninchen, essen oder schlafen – na ja, schlafen kommt eher selten vor.

Jetzt sind Ferien und es geht etwas ruhiger zu im Hause Oehmigen. In der Schulzeit fährt Tilla morgens und abends vier verschiedene Schulen an, um ihre Kinder zu bringen oder zu holen. Karli wird vom Fahrdienst gefahren. Das acht-Plätze-Auto der Familie war geleast, die Ablöse konnten die Oehmigens nicht bezahlen. Jetzt haben sie nur noch ein kleines Auto, in das nicht alle passen und Karlis Rollstuhl nur mit aller Mühe. Wenn Tilla ihn einlädt, ist es jedes Mal ein Rangieren und Balancieren. Deshalb und weil manchmal auch alle, bis auf die drei Großen, zusammen wohin fahren wollen, braucht die Familie ein größeres Auto, in das auch der Rollstuhl passt.

Vager Plan B

Oehmigens versuchten es mit einem Spendenaufruf auf der Internetplattform gofoundme. Er habe so gut wie nichts gebracht, sagt Tilla, und es gelöscht. “Wahrscheinlich haben die Leute bei Privatpersonen nicht so ein Vertrauen”, sagt die 52-Jährige. Deshalb freute sich die Familie, als die Familienkrebshilfe Sonnenherz aus Bayern sich meldete. Sie unterstützt inzwischen auch andere Familien. Anfangs war Tilla zwar auch da etwas skeptisch. Wer weiß, wer sich dahinter verbirgt, sagt sie. Doch die gemeinnützige haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft habe sich viel Zeit für die Familie genommen, die nun hofft, geholfen zu bekommen.

Ein Plan B wäre eventuell ein Auto Langzeit zu mieten. Auch das kostet Geld und das Fahrzeug muss entweder mit einer Schiene für den Rollstuhl umgerüstet werden oder ein Spezialfahrzeug sein. Wie sich Karli entwickelt, ist nicht absehbar. Die einen Ärzte sagen, vielleicht kann er mal laufen, die Physiotherapeutin glaubt nicht daran. Derzeit ist Karli Teil einer Studie an der Uniklinik in Dresden. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie gehören zu seinem Programm.

Alltägliche Sorgen

Manche sagen, bei so vielen Kindern leben sie ja vom Kindergeld. Erstens sind die drei Großen schon über 18, zweitens musste der Vater nach Corona seine Trockenbau-Firma aufgeben und arbeitet nun zum Mindestlohn, drittens arbeitet die Mutter selbstständig als technische Zeichnerin und hat damit kein geregeltes Einkommen. Ein Antrag für fünf Tage Begleitassistenz pro Woche für Karli wurde abgelehnt. Sie ist für 20 Stunden an drei Tagen genehmigt. An den anderen beiden Schultagen müssen Lehrer und Erzieher das übernehmen, was nicht immer möglich ist. Die Folge: Karli kann nicht an allem in der Förderschule teilnehmen, muss zu Hause bleiben und Tilla fehlt die Zeit zum Arbeiten.

Verzögerte Zahlungen von Hilfen, ungeplante Ausgaben und jetzt die Sorge um das Auto. Ein gemeinsamer Urlaub wäre schön, aber nicht nur wegen des Autos wohl eher ein Traum. Doch wenigstens ein Ausflug mit allen wäre etwas Besonderes. Ob es zu Kimis zwölftem Geburtstag Ende August schon klappt?

Spendenkonto: Aktion Sonnenherz, Freisinger Bank IBAN: DE07 7016 9614 0001 8090 83, BIC: GENODEF1FSR, Verwendungszweck: “Helft Karli”.

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