Der US-Elektroautobauer streicht zehn Prozent der Stellen weltweit. Für Elon Musk gäbe es aber eigentlich noch mehr zu tun. Denn der Autobauer hat sich von seinen Konkurrenten schlicht überholen lassen. Für Deutschland sind die Folgen besonders bitter.
Der Elektroautohersteller Tesla wird die Zahl seiner Mitarbeiter um mehr als zehn Prozent kürzen. „Es gibt nichts, was ich mehr hasse, aber es muss getan werden“, schreibt Firmenchef Elon Musk in einer internen Rundmail. Tatsächlich gäbe es noch weit mehr für ihn zu tun. Seit Monaten häufen sich die Probleme in dem Unternehmen. Der Absatz von Fahrzeugen wächst nicht mehr, der Vorsteuergewinn ist eingebrochen, gerade stockt die Produktion des Cybertrucks in den USA. Musk steuert dagegen mit Preissenkungen, Rabatten für den Fahrassistenten „Full Self Driving“ (FSD) und nun, indem er die Personalkosten drastisch kürzt.
Das eigentliche Problem liegt aber viel tiefer: Tesla hat seinen Vorsprung auf den Rest der Autobranche verloren. Bei der Technologie haben etablierte Hersteller wie BMW und Mercedes-Benz aufgeholt, Entwicklung und Industrialisierung schaffen chinesische Konkurrenten wie BYD schneller und für das Image der Marke sind die öffentlichen Kapriolen des Vorstandschefs nicht gerade förderlich.
Klar bremst das weltweit geringere Wachstum der Elektromobilität die Entwicklung von Tesla aktuell. Im ersten Quartal ist der Absatz reiner E-Autos insgesamt nur noch um elf Prozent gewachsen, zeigen Daten des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Das wesentliche Problem für Tesla ist aber nicht der Markt, sondern die Konkurrenz: BYD und andere wachsen, Tesla schrumpft. Der chinesische Konkurrent hat eine frischere und breitere Produktpalette, eine stärkere Position auf dem wichtigsten Absatzmarkt China und mehr Kontrolle über die eigene Lieferkette.
Vieles von dem, was Elon Musk seit Jahren verspricht, haben die Chinesen längst eingelöst. Nun könnte sogar Volkswagen überholen, und zwar bei den kleinen Modellen. Seit Jahren kündigt Musk an, ein günstiges Model 2 unterhalb des Model 3 bauen zu wollen. Zuletzt deutete er bei einem Besuch in Grünheide bei Berlin an, dass der Wagen auch dort montiert werden könnte. Doch alle diese Aussagen sind vage.
Eine Phase ohne Konkurrenz wird es für Tesla nie wieder geben
Umso wichtiger wäre es, die Rolle als Vorreiter bei der Technologie zu erhalten. Darauf zielt Musk mit seiner Ankündigung, am 8. August ein Robotaxi vorzustellen. Zweifel daran sind angebracht. Das FSD-System spielt sich in den Kategorien des autonomen Fahrens auf Level 2 ab; der Fahrer muss eine Hand am Lenkrad haben. Robotaxis wären Level 4, Tesla müsste also eine Stufe überspringen.
Dort sind bisher nur BMW und Mercedes-Benz unterwegs: Mit einem Level-3-Assistenten kann sich der Fahrer vom Verkehr abwenden und das Auto übernimmt die Verantwortung. Allein für die Zulassung haben die beiden deutschen Hersteller anderthalb Jahre gebraucht. Sollte Musk mehr als eine Ankündigung vorzuweisen haben, wäre das eine faustdicke Überraschung.
Was Ankündigungen angeht, ist Tesla immerhin top. Nur sind die jenseits der Börse keine harte Währung. Und mit jeder Zukunftsvision des Tesla-Chefs, die von einem Konkurrenten in die Realität umgesetzt wird, müsste der Wert des Unternehmens am Kapitalmarkt eigentlich absacken.
Für Deutschland ist das besonders bitter. Bisher war Tesla der einzige Autohersteller im Land, der massiv Arbeitsplätze geschaffen hat. Jetzt soll laut „Handelsblatt“ jede vierte Stelle in Grünheide wegfallen. Damit würde Tesla an Volkswagen vorbeiziehen, leider. Der Konzern aus Wolfsburg hat sich in der Verwaltung 20 Prozent als Zielmarke beim Personalabbau gesetzt.