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"Chinesische E-Autos verbannen": Politiker warnt vor schlimmen Konsequenzen

Chinesische Hersteller wie BYD sind in Europa und den USA auf dem Vormarsch.

Sherrod Brown, US-Senator für den Bundesstaat Ohio, hat US-Präsidenten Joe Biden dazu aufgefordert, den Import chinesischer Elektrofahrzeuge zu verbieten. Brown bezeichnete E-Autos aus chinesischer Produktion laut einem Bericht von Ars Technica „als existenzielle Bedrohung“ für die US-Autoindustrie und ist der Ansicht, dass Importe günstiger Elektroautos Marken aus der Volksrepublik „unvereinbar mit einer arbeitnehmerfreundlichen Industriepolitik“ seien.

In einem Brief an seinen Parteikollegen und US-Präsidenten warnte Brown davor, dass stark subventionierte E-Fahrzeuge aus China in den US-Markt vordringen und heimische Hersteller verdrängen könnten. Das Institut für Weltwirtschaft Kiel rechnete in einer kürzlich veröffentlichten Auswertung vor, dass Peking seine heimische Autoindustrie besonders stark subventioniert, insbesondere der E-Auto-Industrie: Einer der größten Profiteure sei nach der Analyse neuer Daten der Elektroautobauer BYD. Demnach beliefen sich die direkten Subventionen für BYD im Jahr 2020 noch auf umgerechnet rund 220 Millionen Euro – im Jahr 2022 waren es hingegen schon 2,1 Milliarden Euro. Auch der US-Autobauer Tesla erhielt 2022 jedoch Fördergelder der chinesischen Regierung in Höhe von rund 400 Millionen Euro. Autohersteller werden zudem in den USA durch den Staat subventioniert.

Höhere Preise: Chinesische Autobauer tun sich in den USA noch schwer

Die Europäische Union hatte indes schon im vergangenen Jahr eine Untersuchung zu Subventionierungen chinesischer Hersteller eingeleitet, um zu prüfen, ob China seinen Herstellern einen unfairen Wettbewerbsvorteil verschafft. Die Untersuchung läuft allerdings noch bis November.

In den USA sind die Importe chinesischer Elektroautos laut Ars Technica seit Beginn der Untersuchung um 14 Prozent gestiegen. Chinesische Hersteller konnten in den Vereinigten Staaten allerdings noch nicht richtig Fuß fassen – da die Antriebsbatterien der E-Fahrzeuge ebenfalls aus China stammen, qualifizieren diese E-Fahrzeuge sich nicht für die US-Steuererleichterungen. Zudem unterliegen Fahrzeuge aus chinesischer Produktion wie der Lincoln Nautilus, der Buick Envision und der Polestar 2 in den Vereinigten Staaten bereits einer Einfuhrsteuer von 27,5 Prozent.

Laut US-Senator Brown seien Steuern und Zölle jedoch nicht ausreichend: „Wenn das Ziel ist, einen Sektor zu dominieren, reichen Zölle nicht aus, um den Angriff auf die amerikanische Produktion zu stoppen“, so Brown. „Stattdessen sollte die Regierung jetzt handeln, um chinesische E-Fahrzeuge zu verbieten, bevor sie das Potenzial für den US-Elektrofahrzeugmarkt zerstören.“

„Quatsch!“: Bundeskanzler Scholz hat keine Angst vor Konkurrenz aus Fernost

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich während seiner aktuellen China-Reise für offene Automärkte stark gemacht – sowohl für chinesische Fahrzeuge in Europa als auch für europäische Autos in China. „Das Einzige, was immer klar sein muss, dass der Wettbewerb fair sein muss“, sagte Scholz laut einem Bericht von Zeit Online. „Also, dass es kein Dumping gibt, dass es keine Überproduktion gibt, dass man keine Urheberrechte beeinträchtigt.“

Scholz dementierte, dass die Angst vor internationaler Konkurrenz in Europa umginge. Als japanische und koreanische Autos auf den deutschen Markt gekommen seien, habe es Furcht davor gegeben. „Quatsch! Es gibt jetzt japanische Autos in Deutschland und deutsche Autos in Japan“, so der Bundeskanzler. „Und das Gleiche gilt für China und Deutschland.“ Gerade deutsche E-Autos haben es aber aktuell schwer im Reich der Mitte: Sie sind teurer als Stromer aus heimischer Produktion und bieten oft einen vergleichsweise geringeren Funktionsumfang.

Der Wolfsburger Autobauer Volkswagen, für den die Volksrepublik der global wichtigste Markt ist, sieht die Ambitionen von Herstellern wie BYD gelassen. Auf Anfrage von NDR Info erklärte VW, man nehme die chinesischen Anbieter ernst und verfolge den wachsenden Wettbewerb aus China mit großem Interesse. Im Januar 2024 war man nach wie vor deutlicher Marktführer in China und werde sich anders als die lokalen Anbieter keine Marktanteile durch große Preisnachlässe erkaufen. Denn für die Volkswagen Group stehe die Wirtschaftlichkeit an oberster Stelle, heißt es aus dem Konzern. Dennoch wolle man sich für die Zukunft rüsten und insbesondere die Elektro-Offensive in China weiter beschleunigen, bis 2030 wolle man im Reich der Mitte 30 vollelektrische Fahrzeuge anbieten.

Nach langer Zeit als Marktführer in China hatte BYD die Wolfsburger im Jahr 2023 beim Absatz überholt. Nachdem BYD dann zehn Monate lang in Folge führend war, musste der Hersteller sich im Januar 2024 jedoch VW wieder geschlagen geben, berichtet das Branchenportal Automobilwoche. Der Abstand ist jedoch gering: VW hatte im Januar einen Marktanteil von 10,29 Prozent – BYD kam im gleichen Zeitraum auf 9,39 Prozent.

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