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30th British Classic Car Meeting Engadin

Noblesse oblige: Zum 30. Mal trifft sich vom 4. bis 7. Juli die Creme de la Chrome des britischen Auto-Adels in St. Moritz am British Classic Car Meeting. Das Thema dieses Jahr ist “Safari”. Hierfür werden ein paar ganz besondere Autos erwartet – allen voran “Jules”, der Paris-Dakar Rolls-Royce.

30th british classic car meeting engadin

Klasse und Eleganz: Das verbindet man mit britischen Oldtimern. Seit 1994 röhren jedes Jahr über 100 britische Oldies ins Engadin zum British Classic Car Meeting (BCCM). Kein Ort passt dafür besser als St. Moritz, dem Heimatort der britischen Extravaganz.

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Wer hat's erfunden? Die Briten

Ohne die Briten wäre das Oberengadin wohl einfach ein schönes Hochtal. Es waren vor allem die reichen Engländer, die im 19. Jahrhundert die neu gebauten Grand-Hotels füllten. Die Engländer begründeten auch den Wintertourismus. Der Legende nach hat der St. Moritzer Hotelier Johannes Badrutt am Ende der Sommersaison 1864 den abreisenden britischen Gästen ein ungewöhnliches Angebot gemacht. Der Hotelier wettete, es werde ihnen hier auch im Winter gefallen. Sollte er nicht Recht haben, würde er die Kosten übernehmen. Und sie kamen, blieben und nahmen ihre Freunde mit. Voila, der Wintertourismus war geboren.

Sport gegen die Langeweile

Gegen die winterliche Langeweile waren die Engländer sehr erfinderisch: Schlitteln, Skifahren, Bob, Curling und noch viele Sportarten mehr brachten sie in die Winterferien mit. So fand hier 1880 das erste Curling-Turnier Europas statt, 1907 das erste Pferderennen auf Schnee, etc. Nur eines durfte man damals im Kanton Graubünden nicht: Autofahren. Zwischen 1900 und 1925 waren Automobile im ganzen Kanton verboten.

30th british classic car meeting engadin 30th british classic car meeting engadin

Britische Autokultur im Engadin

Als vor 99 Jahren das Autofahrverbot aufgehoben wurde, fuhren schon die ersten Auto verrückten Briten mit dem Automobil über den Berninapass ins Engadin – was für ein Abenteuer! Bereits 1929 fand das erste Bernina-Rennen statt, ebenfalls mit britischer Beteiligung.

Die britische Autokultur wird im Engadin bis heute hochgehalten. Nichts passt also besser zu St. Moritz als ein Klassentreffen der britischen Automobilgeschichte. Dieses Jahr feiert das British Classic Car Meeting (BCCM) im altehrwürdigen Suvretta House in St. Moritz sein 30-jähriges Jubiläum. Der Concours d’Elégance im Garten des Hotels Suvretta House steht allen Bewundern offen.

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Safari-Edition

Nachdem 2023 die Autos der Royals im Mittelpunkt standen, wird das BCCM in seinem Jubiläumsjahr mit einer „Safari Edition“ dem typisch britischen Abenteurertum und Sportsgeist Tribut zollen. Aus diesem Anlass werden faszinierende Autos aus diesem Bereich zu sehen sein. Unter anderem auch Teilnehmer der legendären Rallye Paris-Dakar. Dazu gehört eines der verrücktesten Auto, das 1981 teilgenommen hat: Jules.

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Jules, der Rolls-Royce unter den Rallye-Autos

Mit einem Rolls-Royce Corniche die härteste Rallye der Welt absolvieren? Eine solche Idee kann man nur betrunken haben. So passiert dem Franzosen Thierry de Montcorgé, der mit seinen Freunden nach einem freuchtfröhlichen Abendessen gewettet hat, mit einem britischen Edel-Coupé die Rallye Paris-Dakar absolvieren zu können. Und dass er in vier Monaten startklar sein wird. Modeschöpfer Christian Dior hat dafür das benötigte Geld aufgebracht, unter der Voraussetzung, das Auto nach seinem Parfum “Jules” zu benennen. Gesagt, gebaut.

Alles muss raus

Thierry de Montcorgé nahm so viele Modifikationen am Rolls-Royce Corniche vor, um ihn wüstentauglich zu machen, dass am Ende nur noch wenig vom Original-Fahrzeug blieb. Die Sitze, das Leder, die Holzverkleidungen, die Minibar: Er liess jeden Schnickschnack entfernen. Am Ende wog die Karosserie nur noch 80 kg.

Auch ein anderer Motor wurde eingebaut – ein Chevy V8 Small-Block. Ausserdem verbaute de Montcorgé den Allradantrieb aus einem Land-Cruiser. Das Endgewicht betrug nur 1400 kg – trocken. In den Tank gingen 330 Liter Sprit rein.

30th british classic car meeting engadin

Der französische Paradiesvogel startete 1981 erfolgreich in der Rallye Paris-Dakar, wurde aber auf Platz 13 liegend disqualifiziert, als man ihn bei einer illegalen Reparatur erwischt hat. Heute ist Jules Kult und eine Freude, ihn am British Classic Car Meeting St. Moritz live zu sehen.

30th British Classic Car Meeting St. Moritz 2024, Suvretta House, 4. – 7. Juli 2024

Text: Jürg Zentner

Bilder: BCCM, Screenshots Youtube (Jules)

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