Saab

10 große Automarken, die es nicht mehr gibt: Rover, Saab und mehr

Auch eine lange Tradition schützt nicht vor dem Untergang ...

10 große automarken, die es nicht mehr gibt: rover, saab und mehr

Wie sagten es die alten Römer so treffend: Sic gloria transit mundi. So vergeht der Ruhm der Welt. Und auch im Autobereich ist dieser Satz desöfteren zutreffend. Seit 1886 gab es viele hundert, vielleicht sogar deutlich mehr Automarken. Die meisten lebten nur kurz und sind nur absoluten Experten ein Begriff. Andere sind seit Jahrzehnten erfolgreich, andere waren es. Und dennoch gibt es sie heute nicht mehr.

Zumindest nicht mehr als Hersteller von Autos mit dem betreffenden Namen am Heck. Aber so manch untergegangene Marke lebt auf andere Weise weiter. Manchmal gelingt auch ein Comeback (MG), manchmal nicht (Borgward). Wir werfen einen Blick auf 10 einst große Automarken.

Autobianchi

Rennrad-Besitzer könnten stutzig werden: Hat Autobianchi etwa mit DEM Bianchi zu tun? Hat es. Edoardo Bianchi gründete 1885 sein Unternehmen, welches bis heute für Fahrräder berühmt ist. Schon 1899 ergänzten die ersten Autos das Programm, damals noch als Bianchi. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben die Fabrikanlagen, 1946 starb Signore Bianchi bei einem Autounfall. An eine Autoproduktion war zunächst nicht zu denken.

1955 gründete Bianchi daher zusammen mit Fiat und Pirelli die Firma Autobianchi, die 1968 in den alleinigen Besitz von Fiat überging. 1958 begann der Vertrieb des ersten Autobianchi-Modells Bianchina. Ab 1967 war Autobianchi eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Fiat. Fiat nutzte die Marke Autobianchi, um die neue Technik des Frontantriebs mit Quermotor auf dem Markt zu erproben. Der Primula war das erste Auto des Fiat-Konzerns mit dieser Technik. 1975 wurde Autobianchi unter die Führung von Lancia gestelt. Bis 1995 gab es den Lancia Y10 in Italien noch mit Autobianchi-Logo.

Borgward

Um das erste Ende der Marke Borgward 1961/62 ranken sich bis heute viele Mythen, während der zweite Versuch erst kürzlich recht unbeobachtet von der Bildfläche verschwunden ist. Carl F.W. Borgward begann vor gut 100 Jahren in Bremen mit dem Bau kleiner Nutzfahrzeuge. Die ersten Pkw mit dem Namen Borgward liefen 1938 vom Band.

Dank moderner Formgebung und kleiner günstiger Fahrzeuge der Konzernmarken Goliath und Lloyd wurde der Borgward-Konzern in den 1950er-Jahren sehr erfolgreich. Doch um 1960 herum wurden viele Probleme offensichtlicher, inklusive der Alleinherrschaft des Firmengründers. Von dem (vermeidbaren) Ende des damals fünftgrößten deutschen Autoherstellers 1961 profitierte unter anderem BMW. 2016 versuchte Borgwards Enkel ein in inzwischen gescheitertes Comeback der Marke in China.  

Daewoo

Mit aufwendigen Werbespots, die auf die Aussprache des Namens Daewoo hinwiesen, versuchte die koreanische Marke Mitte der 1990er-Jahre in Europa Fuß zu fassen. Die ersten Modelle wie der Nexia (Bild) basierten auf alten Opel-Modellen, etwa dem Kadett E. Kein Wunder, lag doch der Ursprung der Autosparte des riesigen Daewoo-Mischkonzerns in einem Joint Venture mit General Motors.

Im Zuge der Asienkrise 2002 übernahm GM die Pkw-Sparte, 2005 wechselte der Name zu Chevrolet. 2015 endete der Verkauf in Europa. 

DAF

Noch heute prangt der Name DAF an Fahrzeugen, es handelt sich aber um Lastwagen. 1932 begann “Van Doorne’s Aanhangwagenfabriek N.V.” (DAF) aus den Niederlanden mit der Fertigung von Anhängern, im Zweiten Weltkrieg kamen Zugmaschinen hinzu. 1958 kam mit dem DAF 600 das erste Automobil der Marke heraus.

Eine Besonderheit war die “Variomatic” genannte stufenlose Automatik als Vorläufer heutiger CVT-Getriebe. Über die Jahre blieb die Autosparte von DAF trotz erfolgreicher Modelle eher klein. Ab 1972 beteiligte sich Volvo und übernahm 1975 die Mehrheit. Dadurch wurde der DAF 66 zum Volvo 66 (Bild) und der fast fertige DAF 77 zum Volvo 343. Diese 300er-Reihe lebte bis 1991 weiter, bei VDL Nedcar in Born läuft aktuell noch der Mini Countryman vom Band. 

NSU

In diesem Jahr feiert die Marke NSU ihren 150. Geburtstag. Los ging es zunächst mit Strickmaschinen, 1886 startete die Fahrradherstellung. Ab 1901 kamen Motorräder hinzu, kurze Zeit später auch Autos. 1932 musste NSU im Zuge der Weltwirtschaftskrise den Autobau aufgeben.

Bis Mitte der 1950er-Jahre stieg man zum größten Zweiradhersteller der Welt auf. 1958 kehrte NSU mit dem Prinz zum Automobil zurück. Zur Legende wurde die federführende Entwicklung des Wankelmotors, die 1967 im Ro 80 mündete. Er war das letzte Automobil mit dem NSU-Emblem. 1969 fusionierte NSU mit Audi, bis 1985 hieß das Unternehmen Audi NSU Auto Union AG.

Pontiac

Wissen Sie, wer Pontiac war? Ja gut, ein amerikanisches Auto. Richtig. Aber die Automarke verdankt ihren Namen Häupling Pontiac, der sich ab 1763 in der Region von Detroit gegen die britische Kolonialherschaft erhob. Das Unternehmen geht zurück auf die 1909 von GM erworbene Oakland Motor Car Company. 

Ab 1926 ergänzte Pontiac als Marke der bürgerlichen Mittelklasse das Portfolio von General Motors. Später mutierte Pontiac zur sportlichen Marke, der GTO wurde zur Legende. Aber ab den 1980er-Jahren fehlte eine klare Richtung, im Zuge der Krise von GM wurde der Markenname Pontiac Ende 2009 aufgegeben.

Rover

Die Geschichte der britischen Autoindustrie mit ihren Probleme und Krisen füllt ganze Bücher. Exemplarisch dafür ist das Schicksal von Rover: Wie bei vielen späteren Autoherstellern liegen die Ursprünge im Bau von Fahrrädern und Motorrädern. 1904 entstand das erste Automobil. Über Jahrzehnte war Rover innovativ, etwa durch den ersten Land Rover oder Turbinenautos. Zudem war der Rover 2000 das erste “Auto des Jahres” in Europa.

Aber durch verschiedene Fusionen und Verschmelzungen geriet die Marke in einen Abwärtsstrudel, verstärkt durch strukturelle Krisen der britischen Wirtschaft. Erst Anfang der 1980er-Jahre ging es mit Hilfe von Honda wieder bergauf. 1994 übernahm BMW das Ruder bei Austin Rover, doch die Investition erwies sich als Millardengrab. Im Jahr 2000 zog man die Reißleine, 2005 musste die MG Rover Group Insolvenz anmelden. Vieles wanderte nach China, darunter der heute an Elektroautos prangende Name MG. 

Saab

Tolle Autos schützten nicht vor dem Untergang: 1947 zeigte der Flugzeugbauer Saab sein erstes Auto. Die folgenden Baureihen wie 96 oder 900 wurden legendär, erreichten aber nie wirklich große Stückzahlen. 1989 kam es zu einer Partnerschaft mit General Motors, im Jahr 2000 übernahm GM die Autosparte komplett. Doch trotz Gleichteilstrategie gelang es den Amerikanern nicht, Saab wirtschaftlich zu führen. Parallel zürnten die Fans über eine zu große Nähe der Autos zu Opel und Co..

Vom letzten neuen Saab, dem 9-5 SportCombi, entstanden nur 33 Vorserienexemplare (Bild). 2014 lief der endgültig letzte Saab auf Basis des 9-3 vom Band. Kampfflugzeuge unter dem Namen Saab werden noch heute gebaut, dem Luftfahrtunternehmen gehört heute auch der Markename Saab für eine etwaige Autoproduktion.

Simca

An dem Auto auf dem Bild finden sich gleich drei untergangene Markennamen: Der von 1977 bis 1983 gebaute Talbot-Matra Rancho war als Talbot-Simca Rancho gestartet. Die Ursprünge der einst erfolgreichen Marke Simca (eine Abkürzung) reichen zurück bis ins Jahr 1934. Damals nahm man die Fiat-Lizenzfertigung für Frankreich auf. Nach 1945 ergänzten sukzessive eigene Modelle das Programm, zudem kaufte Simca die Marke Talbot.

1971 übernahm Chrysler das Ruder, um in Europa Fuß zu fassen. Der 1307 wurde 1976 sogar “Auto des Jahres”, über 200.000 Fahrzeuge des Typs liefen vom Band. 1978 wurde Simca an Peugeot verkauft. Peugeot führte die Modellreihen bis 1986 unter dem Markennamen Talbot weiter. Der angedachte Talbot Arizona wurde zum Peugeot 309.

Trabant

Der Trabant war ohne Frage DAS Auto der DDR. Der einstige VEB Sachsenring geht auf die früheren Audi- und Horch-Werke in Zwickau zurück, die Zweitakt-Technik des Trabant auf DKW. 1958 kam der damals durchaus moderne Trabant P 50 auf den Markt, wegweisend war seine Kunststoff-Karosseriebeplankung aus einem Baumwoll-Phenolharz-Gemisch.

Die letzte echte und auch sichtbare Weiterentwicklung des Trabant war 1964 der P 601 mit maximal 26 PS starkem Zweitakt-Motor. Erst 1990 wanderte ein VW-Aggregat unter die Haube, doch da war der “Trabi” bereits hoffnungslos veraltet.

An modernen Konzepten hatte es nicht gemangelt, doch sie scheiterten an Geldnot oder dem starren Wirtschaftssystem des Sozialismus. Nach rund drei Millionen gebauten Fahrzeugen endete 1991 die Fertigung des Trabant. Ein Comeback der Marke mit dem Elektroauto nT scheiterte 2009 leider schon recht früh.

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