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Rückblick: Vor 50 Jahren – das Opel Safety Vehicle setzt neue Sicherheitsstandards

Der OSV 40 meisterte Aufprallgeschwindigkeiten von bis zu 65 km/h. Die Visionäre Sicherheitsstudie entstand auf Basis des Opel Kadett C.

rückblick: vor 50 jahren – das opel safety vehicle setzt neue sicherheitsstandards

(erschienen bei VISION mobility von Claus Bünnagel)

Sicherheit hat bei Opel Tradition. Bereits seit 1973, drei Jahre vor Einführung der Gurtpflicht, stattet die Marke alle Modelle serienmäßig mit Sicherheitsgurten aus. Im Jahr 1974, also vor genau 50 Jahren, gab sie auch einen visionären Ausblick auf die Sicherheitstechnik der Zukunft. Das Opel Safety Vehicle, eine seriennahe Technikstudie auf Basis des Kadett C, überlebte einen Frontalaufprall mit fast 65 km/h und stellte damit wichtige Weichen für die weitere Entwicklung der Sicherheitstechnik. Die Aufprallgeschwindigkeit in Meilen gab dem Kadett-Versuchsträger seinen Namen: OSV 40.

960 kg Fahrzeuggewicht

Trotz der zusätzlichen Sicherheitsausstattung sollte das Fahrzeuggewicht unter 1.000 kg bleiben. Mit dem Versuchsfahrzeug, das schließlich 960 kg wog, zeigten die Opel-Ingenieure, dass schon damals ein Optimum an passiver Sicherheit nicht nur bei großen und schweren Fahrzeugen, sondern auch bei Kleinwagen erreicht werden konnte. Bei den anschließenden Crashtests erfüllte der OSV 40 alle Vorgaben: Nach einem Frontalaufprall auf ein festes Hindernis mit 65 km/h ließen sich alle vier Türen noch ohne Hilfsmittel öffnen. Die Frontpartie des Wagens absorbierte die Energie so gut, dass sie um 50 cm zusammengedrückt wurde. Ebenso beeindruckend war der OSV 40 bei einem Frontalaufprall auf einen Pylonen mit 50 km/h, einem Heckaufprall, einem Seitenaufprall auf einen Pfosten und beim Überschlagstest mit 48 km/h.

Stoßfänger mit Polyurethanschaum: Schutz vor Stößen und Verformung

Um diese Ergebnisse zu erzielen, ließen sich die Ingenieure einiges einfallen. Der Kadett C bot mit Merkmalen wie der stoßabsorbierenden Sicherheitslenkung, den Knautschzonen vorne und hinten sowie der Sicherheitszelle im Fahrgastraum die Basis dafür. Im Vergleich zu zeitgenössischen Blechstoßfängern fallen die voluminösen Stoßfänger des OSV 40 besonders auf. Sie waren mit Polyurethanschaum gefüllt, der ihnen ihre Absorptionsfähigkeit verlieh. An der Vorderseite wurden mit Schaumstoff gefüllte Längsträger verwendet, die bei Aufprallgeschwindigkeiten über 8 km/h kontrolliert brachen. Die Schaumstruktur absorbierte so viel Energie, dass ein Frontalaufprall unterhalb dieser Geschwindigkeit nur zu einer geringen Verformung führte – so entstand der Vorläufer des „selbstheilenden“ Stoßfängers.

Auch die Hohlräume der Schweller und Türen füllten die Ingenieure mit Polyurethanschaum, um erhöhte Sicherheitsreserven für einen Seitenaufprall zu schaffen. Verstärkte Dachträger und die am Dach befestigten vorderen Sitzlehnen erhöhten die Stabilität der Fahrgastzelle – die Sitze konnten weiterhin verstellt werden. Außerdem wurde die Windschutzscheibe aus Verbundglas direkt mit der Karosserie verklebt, ebenfalls mit dem Ziel, die Karosseriesteifigkeit zu erhöhen.

Fahrgastraum und Cockpit des OSV 40

Im Innenraum wurden alle Flächen, mit denen die Passagiere im Falle eines Unfalls in Berührung kommen könnten, mit einer 2 cm dicken Schicht aus Polyurethanschaum gepolstert. Die Lenkung wurde mit einem zusätzlichen klappbaren Element im unteren Bereich der Lenksäule ausgestattet, um die Energie im Falle eines Aufpralls besser zu absorbieren.

Sicherheit stand auch im Cockpit des OSV 40 an erster Stelle. Die zentrale Warnanlage von Hella steuerte elf Funktionen und zeigte mögliche Fehler durch Aufleuchten der zugehörigen Warnlampen an. Vier zusätzliche Leuchten hinter der Heckscheibe signalisierten eine Notbremsung und dienten als Warnblinkanlage. Durch ihre hohe Positionierung waren sie für nachfolgende Verkehrsteilnehmer gut zu sehen. Innovative Scheinwerfer mit Leuchtweitenregulierung wurden in Fahrtrichtung eingesetzt, um den Gegenverkehr nicht zu blenden – ein früher Vorläufer der heutigen adaptiven Intelli-Lux-LED-Lichttechnik von Opel. Ein geteilter Rückspiegel ermöglichte eine gute Sicht, wobei der untere Teil den toten Winkel auf ein Minimum reduzierte.

Kopfstützensystem in Form einer Jalousie

Die Vordersitze wurden verbreitert, um eine durchgehende Trennwand zum Fond zu schaffen. Die Seitenstützen, vor allem im Schulterbereich, verhinderten einen Zusammenstoß von Fahrer und Beifahrer im Falle eines Seitenaufpralls. Die minimalistischen Kopfstützen der Vordersitze sorgten dafür, dass der Fahrer eine gute Sicht nach hinten hatte. Für die Fondpassagiere wurde ein Kopfstützensystem in Form einer Jalousie entwickelt. Bei einem Heckaufprall stützten die Gurte des Shutters die Köpfe der Passagiere großflächig ab, die Sicht nach hinten blieb dennoch gut. Die vier Sitze des OSV 40 waren alle mit Dreipunktgurten ausgestattet – die vorderen sogar schon mit einem automatischen Gurtstraffersystem.

Vom OSV 40 zum aktuellen Astra

Der Einfluss des OSV 40 war immens. Die Erkenntnisse aus der Entwicklung und Erprobung des Fahrzeugs flossen bald direkt in die Produktion neuer Modelle ein. Gleichzeitig trug das Versuchsfahrzeug dazu bei, dass sich das öffentliche Bewusstsein langsam veränderte. Waren Themen wie Fahrzeugsicherheit und Unfallverhütung bis dahin in den Köpfen der Menschen kaum präsent, so berücksichtigen Autokäufer heute bei der Wahl ihres Modells zunehmend passive und aktive Sicherheitssysteme. Der OSV 40 war bereits Mitte der 1970er-Jahre ein Vorreiter für moderne Fahrzeugsicherheit – vor allem in der Kompaktklasse.

Auch mit der neuesten Generation von Astra und Astra Sports Tourer unterstreicht Opel die Bedeutung, die es modernen Assistenzsystemen beimisst. Zur Serienausstattung der Kompaktklasse-Bestseller gehören u.a.:

  • Vorausschauende Kollisionswarnung mit automatischer Notbremsung und Fußgängererkennung
  • Spurhalteassistent
  • Temposchilderkennung
  • Müdigkeitserkennung
  • Tempomat mit intelligentem Geschwindigkeitsbegrenzer
  • Parkpilot für vorne und hinten
  • Je nach Ausstattungsvariante Verkehrszeichenassistent, automatischer Geschwindigkeitsassistent mit Stoppfunktion und die 360°-Kamera Intelli-Vision

Darüber hinaus kombiniert das Intelli-Drive-System viele der genannten Assistenten mit Querverkehrs- und Toter-Winkel-Warner. In das charakteristische Opel-Vizor-Markengesicht ist das optionale adaptive, blendfreie Intelli-Lux-LED-Pixellicht mit insgesamt 168 Elementen integriert. Um den Blick des Fahrers auf der Straße zu halten, können viele Informationen auch im optionalen Intelli-HUD-Head-up-Display angezeigt werden.

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