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Warum sich zwei Erfurter Jungs mehr Staus wünschen

Es rollt seit einigen Tagen wieder am Juri-Gagarin-Ring. Noch vor kurzem hatten Baustellen dafür gesorgt, dass am südwestlichen Ende Straße und in Richtung Löbertor der Berufsverkehr regelmäßig zum Erliegen kommt. Die meisten Autofahrer dürften darüber erleichtert sein. Für Christian Artymiak und Louie Wetzel hingegen war Stillstand ideal.

Statt Loks oder Flugzeugen eben Autos

Nicht, weil sie Autos hassen. Ganz im Gegenteil. Die beiden 15-Jährigen gehen einem für ihr Alter sicher ungewöhnlichen Hobby nach. Sie sind Car-Spotter. Analog zu den Fotografen seltener Eisenbahnen, Schiffe oder Flugzeuge geht es beim Car Spotting um Autos – um möglichst seltene, möglichst teure, möglichst außergewöhnliche Boliden, sogenannte Supercars.

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Aus der Sammlung von Louie Wetzel: Ein Ferrari California T auf dem Juri-Gagarin-Ring. © Louie Fynn Wetzel

Wer hat den Wagen zuerst entdeckt?

Die Szene wuchs in den vergangenen Jahren rund um entsprechende Internet-Plattformen. Man fotografiert Autos, teilt die Bilder, jagt nach Trophäen: Der „Erstentdeckung“ eines Wagens, die erste Sichtung in einer Stadt. Manchmal ist das eine regelrechte Schnitzeljagd. Car Spotter melden ein Auto, im Nu heften sich weitere Fans an die Fersen. Seit drei, vier Jahren, sagt Christian Artymiak, mischt er dabei mit. Da war er also gerade elf oder zwölf Jahre alt. Seinen Klassenkameraden Louie hatte er bald für das Hobby begeistert.

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Wie Jäger harren sie am Ring aus

Die Kreuzung Juri-Gagarin-Ring/Löberstraße gehört zu den Lieblingsplätzen der beiden. „Hier kommen einfach jede Menge Autos vorbei, das lohnt sich dann schon“, sagt Christian. Mit Kamera und Handy lauern sie am Straßenrand, im Schatten der Bäume lässt es sich eine Weile aushalten. Geduld müssen sie mitbringen, wie richtige Jäger halt.

Je teurer, desto besser

Das Gros der täglich vorbeirollende (oder, im Idealfall, sich rückstauenden) Blechlawine ist für sie uninteressant. Ferrari oder Lamborghini heißen die Objekte der Begierde, Porsche oder Bentley, natürlich nicht die Serienmodelle. Einen Ferrari Testarossa hatte Christian erst vor kurzem vor der Linse, beim Start der Erfurt-Classic-Rallye auf dem Domplatz. Das zählt natürlich nicht so viel, wie ein Zufallsfund im Stadtverkehr.

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Ergiebiger sind natürlich die Ausflüge nach Berlin

Einige Highlights hat Christian schon in seiner Sammlung, einen Ferrari F40 etwa. Keine 1500 Stück gibt es davon weltweit, ab Werk ging er für umgerechnet knapp 500.000 Euro an den Besitzer. Ergiebiger als die Nachmittage Juri-Gagarin-Ring sind natürlich die Ausflüge nach Berlin oder der Urlaubstag in Monte-Carlo. Aber in Erfurt ist die Freude über den Jagderfolg natürlich ein anderer, die Konkurrenz kleiner.

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Nicht jeder freut sich über die Paparazzi am Straßenrand

Wie reagieren die Autofahrer, wenn plötzlich so junge Paparazzi am Straßenrand stehen? „Die meisten freuen sich, lassen den Motor noch mal aufheulen. Die wollen ja auch gesehen werden. Ein paar Leute werden auch sauer, zeigen einem schon mal den Mittelfinger“, erzählt Christian aus seinem Car-Spotter-Alltag.

Einige Exoten stehen noch auf der Liste

Natürlich träumen Christian und Louie von den ganz großen Trophäen, einem italienischen Pagani etwa, oder einem schwedischen Koenigsegg. So schnell wird ihr Hobby sicher nicht langweilig. Nur jetzt, da der Verkehr nach den Sommerbaustellen wieder besser rollt, müssen etwas schneller und konzentrierter bei der Arbeit sein.

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