Traditionelles Oldtimertreffen in Kemoding: Vom 1-PS-Fahrrad bis zum Mercedes Cabrio
Oldtimertreffen Kemoding
Kemoding – Auch wenn der Himmel am Sonntagmorgen seine Schleusen noch weit geöffnet hatte, beruhigte sich das Wetter schnell wieder. Und so konnten einige hundert Traktoren, Personenwagen und Zweiräder sich zum traditionellen Oldtimertreffen bei Kemoding einfinden, begrüßt und bestaunt von etwa 900 Zuschauern.
Auch die Bewirtung der vielen Gäste durch das Team der Oldtimer-Freunde war gut organisiert, passend für ein geselliges Beisammensein und „Benzin-Gesprächen“ bei Gegrilltem, Fassbier und Steckerlfischen.
18-Jähriger hat lieber alten Traktor als ein eigenes Auto
Den Großteil der ausgestellten Fahrzeuge stellten, wie schon in den Jahren zuvor, wieder die Traktoren. In allen Farben, Größen und Formen waren sie von ihren Besitzern tuckernd hierher gebracht worden und standen schließlich, fein säuberlich nach Marken geordnet, in einer Schneckenform.
Unter ihnen war auch Tobias Scheiel (18) aus Tittenkofen, stolzer Besitzer eines Eicher Königstiger, Baujahr 1961. „Ein eigenes Auto habe ich noch nicht, der Traktor war mir erst mal wichtiger“, erzählte der Lagerist, der mit seinem Onkel Georg angefahren war – auch der besitzt einen Traktor. „Heute Morgen“, sagte er schmunzelnd, „habe ich der Jugend den offenen Fahrersitz überlassen und das Modell mit Dach gewählt“.
Mit geschlossenem Verdeck kam auch Gerhard Halamoda (63) aus Erding auf die große Wiese gefahren. Dabei besitzt er ein wunderschönes, schwarzes Mercedes 190 SL-Cabrio, genauso alt wie er, mit dem er seit 13 Jahren gerne zu Treffen reist oder an schönen Tagen durch die Gegend fährt. „Dieses Auto war schon als Junge mein Traum, jetzt konnte ich ihn endlich verwirklichen“.
Liebhaber halten Kontakt – auch wegen der Ersatzteile
Auch Franz Trappentreu (77) aus Kleinhündlbach hat ein seltenes Auto: einen NSU Ro 80, eine modern gestylte Limousine mit Wankelmotor. Er hat dieses 49 Jahre alte Fahrzeug selbst restauriert und pflegt Kontakte zu Marken-Gefährten. Das sei allein wegen der Ersatzteil-Beschaffung wichtig. Prompt gesellte sich ein Mann aus Dachau, ebenfalls Ro 80-Eigner, neben diesen Wagen – ein Gesprächsthema war sofort gefunden.
Über mangelnde Kontakte brauchen sich Thomas Unterrainer (38), Schlosser aus Pastetten und sein Freund Manfred Steiger (55), Freileitungsmonteur aus Poigenberg, keine Sorgen zu machen. Denn sie besitzen beide eine Rarität: ein Fahrrad mit einem Rex-Motörchen, gerade ein PS stark. „Früher waren damit in München die Hebammen unterwegs“, erklärten sie.
Selbst fahren die beiden aber selten mit den 25 km/h schnellen Zweirädern. Trotzdem sorgt die seltsame Konstruktion mit Riemenantrieb zum Vorderrad und einem winzigen Tank direkt hinter dem Lenker bei den Besuchern immer wieder für Staunen. An eines der Räder kamen die zwei Freunde gar per Zufall, erzählten sie: beim Räumen eines Altbaus.