Ängelholm im Süden Schwedens kennt kein Mensch und die ländliche Region hat wenig zu bieten, was guten Gewissens als schnell zu bezeichnen ist. Die Häuser in der Umgebung sind oft dunkelrot getüncht, die Fensterrahmen weiß und zunehmend schleichen sich moderne Flachbauten im nordischen Stil ins aufgelockerte Straßenbild der 30.000-Einwohner-Stadt. Das hier, knapp zwei Stunden südlich von Göteborg, einige der schnellsten Autos der Welt entstehen, mag nicht allein Autoexperten verwundern. Regelmäßig grollen durch seichte Feldlandschaften Hypersportler mit Bezeichnungen wie Gemera, Jesko, Regera oder der schon legendäre CCXR mit seinen 1.018 PS. Alle haben eines gemeinsam: sie gehören zu den schnellsten Autos der Welt.
Der Schwede mag es im Verkehr oft betulich, wenn nicht langsam und die Strafen für allzu flottes Fahren sind stattlich. Doch damit konnte Christian von Koenigsegg schon in seiner Kindheit wenig anfangen und so machte der damals gerade einmal 22jährige Autofan im August 1994 seinen Lebenstraum wahr und gründete seine eigene Firma: Koenigsegg Automotive AB. 2000 der erste Auftritt auf dem Pariser Salon mit dem 655 PS starken Koenigsegg CC8S und danach mit dem ersten Serienmodell auf der Autoshow am Genfer See – 806 PS reichten für den Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde. Der erste Geschwindigkeitsrekord dann im Jahre 2005 mit 387 km/h. Fast so schnell wie die Fahrzeuge selbst wurde der schwedische Kleinserienhersteller mit seinen mittlerweile knapp 800 Mitarbeitern zu einem der führenden Hypercar-Produzenten mit wohl betuchten Kunden in aller Welt und zahlreichen Hollywood-Auftritten. Aktuelles Topmodell: der 1.691 kW / 2300 PS / 2.750 Nm starke Gemera mit Allradantrieb, Hybridpower (1500 PS starker Fünfliter-V8 und 800 PS starker Elektromotor) und Dank 4,98 Metern Länge erstmals Platz für vier Personen – für mehr als 1,7 Millionen Euro. Marktstart Mitte 2025.
Keine Massenware
Die Geschäfte mit den millionenteuren Hypercars laufen bestens, denn Koenigsegg will deutlich erweitern – um eine hochmoderne Gemera-Fabrik mit neuester Fertigung, Kundenlounge und angeschlossener Entwicklung. Insgesamt führt die Erweiterung zu einer Gebäudefläche von über 30.000 Quadratmetern. Zusammen mit dem 11.000 Quadratmeter großen zweiten Werk von Koenigsegg in Ängelholm ein klarer Fingerzeig, wohin die Reise in den kommenden Jahren gehen soll. Um Volumen um Möglichkeiten zu steigern, will Koenigsegg jedoch nicht allein die Fertigung ausbauen. In direkter Nachbarschaft zum Gemera-Werk plant Koenigsegg den Bau einer eigenen kleinen Rennstrecke für umfangreiche Tests. „Unsere Expansion ist ein Zeichen für die Relevanz unserer Vergangenheit und Zukunft, in der wir darauf ausgerichtet sind, hochmoderne Mobilitätstechnologien und unsere handgefertigten Hochleistungsautomobile zu liefern“, sagt CEO Christian von Koenigsegg, der seinen 50. Geburtstag und das 20jährige Produktionsjubiläum seiner Fahrzeuge in Pebble Beach mit dem Koenigsegg CC850 feierte, der in einer Stückzahl von 70 Fahrzeugen aufgelegt wurde.
Stolze Gemeinde Ängelholm
Das freut auch den lokalen Gemeinderat Robin Holmberg: „Die kontinuierliche Entwicklung von Koenigsegg in Ängelholm ist wichtig und zeigt, dass die Gemeinde ein attraktiver Ort für innovative Unternehmen ist. Für uns Ängelholmer ist es aufregend, Teil der Reise und der Expansion zu sein. Das bedeutet mehr Arbeitsplätze, neue Ängelholmer aus der ganzen Welt und langfristig den Zuzug weiterer innovativer Unternehmen in unsere Region.“ Mehr als Sportwagentourismus soll das neue Erlebniszentrum im Valhall Park bringen, in dem Besucher zukünftig in Fahrzeuge und Technik aus drei Jahrzehnten Geschichte eintauchen können. Aktuell hält der Koenigsegg Regera den Beschleunigungsrekord 0 auf Tempo 400 in 28,81 Sekunden.
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Von Stefan Grundhoff
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