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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Marc Bongers (BMW)

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BMW hatte in Australien großen Rückstand auf die anderen vier Hersteller

Liebe Freunde der Superbike-WM,

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Jonathan Rea

der Saisonauftakt in Australien schrieb vor allem aus deutschsprachiger Sicht viele tolle Geschichten. Philipp Öttl und Dominique Aegerter setzten sich richtig stark in Szene. Gleichzeitig hielt für die Beteiligten aber auch einige Enttäuschungen parat.

So dürften im Lager von Kawasaki aktuell die Köpfe glühen, denn Serien-Weltmeister Jonathan Rea war im Trockenen chancenlos (zur Reaktion des Ex-Champions). Kawasaki-Teamkollege Alex Lowes stürzte in beiden Hauptrennen und riss Toprak Razgatlioglu im zweiten Lauf mit ins Verderben. Kein guter Auftakt für die beiden Hauptrivalen von Titelverteidiger Alvaro Bautista.

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Marc Bongers

Zudem erlebte Rückkehrer Tom Sykes ein rabenschwarzes Wochenende und kassierte nicht einen einzigen WM-Punkt. In jedem der drei Rennen steuerte der ehemalige Weltmeister die Puccetti-Box an. Offensichtlich gab es einige technische Probleme.

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Michael van der Mark

Noch enttäuschender verlief der WM-Auftakt für BMW. Bereits bei den Vorsaisontests in Europa deutete sich an, dass die Münchner noch nicht bereit sind für den Start in die neue Saison. Dieser Eindruck verfestigte sich beim abschließenden Test in Australien und wurde dann beim ersten Rennwochenende der neuen Saison bestätigt.

Aktuell möchte ich wirklich nicht mit BMW-Motorradsport-Direktor Marc Bongers tauschen, der stellvertretend für BMW die Hauptrolle in der heutigen Kolumne übernimmt. Der Start in die fünfte WSBK-Saison seit dem werksseitigen Comeback war ein Reinfall. Der Druck auf die BMW-Verantwortlichen in der Superbike-WM wächst.

Eine halbe Minute Rückstand auf die WSBK-Spitze

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Scott Redding

Marc Bongers freute sich nach dem schwachen Saisonauftakt über den guten Topspeed der 2023er-Maschine, war sich aber gleichzeitig bewusst, dass eine hohe Spitzengeschwindigkeit allein nicht ausreicht.

Im finalen Rennen des ersten WSBK-Events der neuen Saison kamen die vier BMW-Piloten auf den Positionen 12 bis 15 ins Ziel und hatten einen großen Rückstand auf Sieger Alvaro Bautista.

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Scott Redding, Garrett Gerloff, Loris Baz

Bei Michael van der Mark und Scott Redding reden wir von Fahrern, die es in der Meisterschaft bereits unter die Top 3 schafften und in Summe 17 Laufsiege feiern konnten. Und auch Bonovo-Pilot Loris Baz ist ein mehrfacher WSBK-Laufsieger. Zudem hat BMW mit Bonovo-Neuzugang Garrett Gerloff einen extrem motivierten Fahrer im Kader.

Auf die Qualität der Fahrer sind die Misserfolge beim Saisonauftakt sicher nicht zurückzuführen. Dass Fahrer von diesem Kaliber nur durch die Ausfälle der Konkurrenz in die Punkte kommen, signalisiert, dass etwas Grundlegendes nicht stimmt.

Sollte sich BMW bei der Konkurrenz umschauen?

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Chaz Davies

Doch was fehlt dann? In der Serie überzeugt die BMW M1000RR/S1000RR und muss sich nicht hinter der Superbike-Konkurrenz verstecken. In den Stock-Meisterschaften ist das BMW-Superbike seit seiner Einführung eine sichere Bank. Unzählige Titel in nationalen Meisterschaften belegen die Qualitäten der M1000RR/S1000RR eindrucksvoll. Warum aber fährt BMW in der Superbike-WM hinterher?

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Luigi Dall’Igna

Die Suche nach den Gründen ist schwierig, doch es gibt einige Ansatzpunkte. Ex-Vizeweltmeister Chaz Davies hat in seiner Saisonvorschau einen interessanten Hinweis gegeben.

Der langjährige Ducati-Pilot, der 2013 als Teamkollege von Marco Melandri ein Jahr für das offizielle BMW-Team fuhr, wundert sich, warum der deutsche Hersteller nicht nach externen Fachkräften sucht, um das Rennteam zu verstärken.

Das ist ein interessanter Punkt, denn offensichtlich kommt BMW mit dem vorhandenen Know-how nicht weiter. Neue Impulse von Ingenieuren, die Erfahrungen von anderen Herstellern beisteuern, könnten den Weg zum Erfolg verkürzen.

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Shaun Muir, Marc Bongers

Die Verpflichtung von externen Fachkräften ist im Rennsport gelebte Praxis. Ducati holte vor knapp zehn Jahren Luigi Dall’Igna an Bord und erntete im Vorjahr die Früchte. Wären die Erfolge in der MotoGP und in der Superbike-WM ohne den ehemaligen Aprilia-Strategen möglich gewesen?

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Hat sich BMW für den falschen Partner entschieden?

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Michael Galinski

BMW arbeitet seit der werksseitigen Rückkehr in die Superbike-WM mit der Mannschaft von Shaun Muir zusammen, die in der Superbike-WM noch keine großen Erfolge feiern konnte. Bei der Suche nach den Gründen für das Scheitern von BMW in der Superbike-WM muss auch die Arbeitsweise des Rennteams hinterfragt werden.

Wiederkehrende Technikpannen werfen das BMW-Werksteam an den Rennwochenenden immer wieder zurück. In der Vergangenheit kam es auffällig oft zu Problemen, durch die einer der Fahrer wertvolle Trainingszeit verlor. Beim Saisonauftakt erwischte es Scott Redding, der beinahe das komplette zweite Training verlor, weil Flüssigkeit austrat.

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BMW M1000RR

Derartige Fehler sieht man bei den Werksteams von Ducati, Yamaha, Kawasaki und Honda extrem selten. Im Fahrerlager der Superbike-WM gibt es viele Insider, die von BMWs Kooperation mit der Mannschaft von Shaun Muir nicht überzeugt sind.

Die Konkurrenz scheint von außen betrachtet zuverlässigere und professionellere Partner zu haben. Ducati arbeitet seit 2014 mit Feel Racing zusammen, Yamaha setzt seit der werksseitigen Rückkehr in der Saison 2016 auf die erfahrene Crescent-Mannschaft von Paul Denning und Kawasaki hat mit der spanischen Provec-Mannschaft ebenfalls einen sehr professionellen Partner.

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Wird das Bonovo-Team zum Joker?

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Marco Melandri

Parallel zum Werksteam setzt BMW immer stärker auf die Bonovo-Mannschaft, die von Michael Galinski geleitet wird. Das Bonovo-Team erhält Werksmaterial und muss sich nicht hinter der Werksmannschaft verstecken.

Verglichen mit dem Werksteam sieht man bei Bonovo deutlich weniger Fehler. Zudem herrscht in Galinskis Team eine sehr familiäre Atmosphäre. Als ehemaliger Profi kann sich Galinski in die Lage seiner Fahrer versetzen.

Es war zweifellos ein cleverer Zug von BMW, zwei weitere starke Fahrer in einem Satelliten-Team unterzubringen. Es würde mich nicht überraschen, wenn die sympathische Bonovo-Truppe dem Werksteam früher oder später den Rang abläuft.

Das WSBK-Team holt nicht das Maximum aus dem Paket

Mein Gefühl sagt mir, dass die BMW M1000RR aus technischer Sicht ausreichend Potenzial für Erfolge hat. BMW hat seit der werksseitigen Rückkehr in die Superbike-WM im Zweijahres-Takt neue Homologationsmodelle präsentiert. Damit hat man sich in eine gute Position gebracht, um sportliche Erfolge einzufahren.

Nach zwei soliden Jahren mit der S1000RR (2019/2020) folgte das erste M-Modell der BMW-Motorradgeschichte (2021/2022), das in diesem Winter durch ein Evolutionsmodell mit auffälligen Änderungen bei der Aerodynamik ersetzt wurde.

Kein anderer Hersteller hat sich in der jüngeren Vergangenheit so stark ins Zeug gelegt, um dem Rennteam die passenden Werkzeuge zu liefern. Dieser Einsatz wurde aber noch nicht belohnt.

Marc Bongers und seine Mannschaft haben keine einfache Aufgabe vor sich, die Trendwende zu meistern. Für die Superbike-WM wäre es ein großer Zugewinn, wenn BMW an die Erfolge anknüpft, die man vor gut zehn Jahren feiern konnte.

Wie sieht Ihre Meinung dazu aus? Trauen Sie BMW noch in der laufenden Saison den Sprung an die Spitze zu? Teilen Sie mir Ihre Meinung auf Facebook unter “Sebastian Fränzschky – Motorsport-Journalist” mit. Dort gibt es meine Texte, Insiderinfos, Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Und natürlich die Möglichkeit, diese Kolumne zu diskutieren!

Sportliche Grüße,

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