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Hinter den Kulissen der BMW-Manufaktur in Moosthenning - So entsteht ein BMW 3.0 CSL

BMW legt eine Kleinserie der Neuinterpretation des legendären Batmobils 3.0 CSL auf. Damit der 560-PS-Renner auch im originalen Kleid der BMW M GmbH mit den markanten drei Streifen erstrahlt, ist viel Hirnschmalz und Handwerkskunst gefragt. Wer nach Moosthenning kommt, hat entweder eine Autobahnausfahrt verpasst oder will sich über kleine Straßen durch Niederbayern schlängeln. Hier in dem 870-Seelen-Ort ist die Welt noch in Ordnung. Der Kirchturm ist das höchste Gebäude, Bäume spenden Schatten, es gibt einen Metzger, ein Wirtshaus sowieso und auch ein Gewerbegebiet. Ganz hinten, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, stehen zwei schmucklose Hallen mit klassischen Giebeldächern. Nur der Parkplatz auf dem ein repräsentativer Querschnitt durch die BMW-Modellpalette steht, gibt einen Hinweis, dass hier etwas anderes als Schrauben und Nieten gefertigt wird.

hinter den kulissen der bmw-manufaktur in moosthenning - so entsteht ein bmw 3.0 csl Im Innern der beiden Gebäude ist von der sekundenschnellen Hektik der Maschinen, die im nahen Dingolfinger Großwerk des Automobilherstellers herrscht, nichts zu spüren, während in der Fabrik pro Jahr rund 250.000 Fahrzeuge vom Band rollen, werden es in Moosthenning lediglich 50 Stück sein, die in Handarbeit hergestellt sind. Von monströsen Robotern, die Blechteile durch die Gegend wirbeln, fehlt jede Spur. Stattdessen arbeiten zwei Dutzend Menschen an den Vehikeln und ein feiner Manufakturflair wabert durch die blitzsauberen Hallen. Schließlich wird hier nicht irgendein Auto gebaut, sondern die Neuauflage einer Ikone des Münchner Autobauers: der BMW 3.0 CSL. hinter den kulissen der bmw-manufaktur in moosthenning - so entsteht ein bmw 3.0 csl Für 51 Jahren bekam der schnelle BMW wegen seiner futuristisch aussehenden Beplankung den Spitznamen „Batmobil“ verpasst. Wer meint, dass hier einfach ein paar Karossen samt Bodykit zusammengeschraubt und dann foliert werden, täuscht sich gewaltig. Bei einem derart exklusiven Auto, das vermutlich um die 700.000 Euro kostet, ist ein hoher Qualitätsanspruch selbstverständlich. Statt im 60-Sekundentakt, wird hier pro Tag ein Auto fertig. Doch in einer Hinsicht trügt der gemütliche Schein. Praktikanten und Quereinsteiger sind außen vor. „Jeder, der hier arbeitet, ist zumindest ein ausgebildeter Mechatroniker“, erklärt Franz-Xaver Karl, ein erfahrener BMW-Recke, der diese Außenstation des Werks Dingolfing leitet und sichtbar Freude an seinem Job hat. Das gilt auch für seine Kollegen, von denen viele in der Freizeit noch privat an Autos schrauben. Einer hat einen BMW E9 in mühevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut. hinter den kulissen der bmw-manufaktur in moosthenning - so entsteht ein bmw 3.0 csl Mit dem präzisen Befestigen von Anbauteilen ist es beim BMW 3.0 CSL nicht getan. Beileibe nicht. Sei es das Umrüsten der Radnaben auf die Rennversion mit Zentralverschluss oder das Vorbereiten des Unterbaus für Hochzeit mit der Karosserie. Das Befestigen des Gummiklebers an der Windschutzscheibe geschieht ebenfalls von Hand. Und das in kurzer Zeit, weil das Glas noch manuell eingepasst werden muss und ansonsten der Kleber anfängt auszuhärten, was nicht passieren darf. Auch hier sitzt jeder Handgriff. hinter den kulissen der bmw-manufaktur in moosthenning - so entsteht ein bmw 3.0 csl Dass nur handverlesene Mitarbeiter am BMW 3.0 CSL werkeln, zieht sich wie ein roter Faden durch den Fertigungsprozess und ist im Werk Landshut noch augenscheinlicher als ohnehin schon. Nur wer sich beim Lackieren der BMW-Individual-Modelle durch besonderes Geschick auszeichnet, darf an die exklusiven Kleinserienmodelle ran, da die auch die Anbauteile von Hand lackiert werden. Die Tatsache, dass die einzelnen Teile oft mit einem Zeitunterschied von bis zu drei Wochen im Werk eintreffen und dennoch am Auto die identischen Farben haben müssen, zeigt, dass es mit einer schnellen Sprühpistole nicht getan ist. hinter den kulissen der bmw-manufaktur in moosthenning - so entsteht ein bmw 3.0 csl „Unsere Mitarbeiter sind Robotern überlegen“; sagt Projektleiter Dr. Christian Koch und auch bei ihm schwingt neben dem bayerischen Timbre jede Menge Stolz mit. Initialzünder für das Lackieren des neuen BMW-Batmobils war übrigens die optische Veredelung “The 8 X Jeff Koons” durch den gleichnamigen US-amerikanischen Künstler mithilfe vieler Lackierungsprozesse, die jetzt beim 3.0 CSL zum Einsatz kommen. hinter den kulissen der bmw-manufaktur in moosthenning - so entsteht ein bmw 3.0 csl Bei einem Auto wie dem BMW 3.0 CSL ist ein großflächiges Folieren keine Option. Bis das Anbauelement die gewünschte Optik hat, sind bis zu sieben Lackschichten nötig. Das bedeutet: Farbe auftragen, abschleifen, um die Oberfläche aufzurauen und dann die nächste Schicht anbringen. Angeliefert wird das Karosserieteil in dem dunkelblauen Lack des mittleren Streifen. „So sparen wir uns einen Arbeitsgang“, erklärt Christian Koch. Also wird dieser Bereich abgeklebt (im Fach-Sprech „abmaskiert“) und die anderen beiden Streifen peu a peu lackiert. hinter den kulissen der bmw-manufaktur in moosthenning - so entsteht ein bmw 3.0 csl Da geht es um Millimeterarbeit, die nur eine Handvoll Mitarbeiter beherrschen. Abgeschlossen wird mit Klarlack. Damit und auch die Verläufe der charakteristischen drei BMW-M-Streifen exakt stimmen und die Übergänge von einem Anbauteil zur Basis-Karosserie auch aus jedem Blickwinkel passen, ist nicht nur handwerkliches Geschick gefragt. Eine besondere Herausforderung ist die Zahl 50, die auf mittig auf dem Dach per Sichtcarbon prangt. Hier muss die Position ganz genau stimmen. hinter den kulissen der bmw-manufaktur in moosthenning - so entsteht ein bmw 3.0 csl Deswegen haben die Landshuter-Techniker einen Weg ersonnen, um Folien mithilfe von Lasern exakt so aufzubringen, damit der Verlauf stimmt und sich jedes Bauteil auch farblich harmonisch in die Umgebung einfügt: Per Laser werden die Linien auf das Bauteil projiziert und Punkte zeigen, wo man die Schablonen ansetzen muss. Bei der Gestaltung Folien müssen die Krümmung des Bauteils und die im Falle des Dachs Falze bedacht werden. Auch die Haptik spielt eine Rolle, deswegen werden die Carbonteile so versiegelt, dass man die Struktur des Verbundstoffes ertasten kann. Falls Fehler oder Unregelmäßigkeiten sichtbar sind, muss fein säuberlich nachgearbeitet werden. Das ist vor allem bei kleinen Elementen wie der Abdeckung der Abschleppöse nötig, durch die an der Frontschürze ebenfalls drei Streifen laufen, die genau mit der Umgebung übereinstimmen müssen. „Da kommt Freude auf“, schmunzelt Christian Koch. Auch wenn dieser Ausspruch ironisch gemeint war, sind, haben sie in Landshut Freude am Lackieren.

Wolfgang Gomoll, press-inform

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