- Das Problem liegt beim Landtransport
- Wo kommen sie her, wo gehen sie hin?
- Veränderte Gewohnheiten
- Neue Wege in Emden
Der sinkenden Verkauf von Autos mit elektrischem Antrieb hat auch Folgen, auf die man nicht sofort kommt: Weil mehr Autos aus Übersee importiert als zurzeit verkauft werden, müssen viele Wagen in Häfen geparkt werden.
Am Kai geparkt: Autos im Überseehafen Bremerhaven
Autos sind eine besondere Ware: Auf der einen Seite sind sie handlicher als etwa Bohrinseln, denn die werden einzeln und “im Stück” ausgeliefert: Andererseits sind sie wieder so groß, dass man sie nicht einfach in ein Regal legen kann. Jedes Auto nimmt eben bis zu zehn Quadratmeter Platz ein, auch wenn es nicht genutzt wird.
Das bereitet den Häfen, in denen Schiffe für den Autotransport be- und entladen werden, Probleme. In Deutschland betrifft das vor allem zwei Städte: Emden und Bremerhaven. Das Autoterminal Bremerhaven gehört zu den größten Autohäfen der Welt. Die dortige BLG Logistics Group teilte der DW mit, sie verlade mehr als 1,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr.
Das Problem liegt beim Landtransport
Doppelt so viele Autos wie in Bremerhaven werden im belgischen Zeebrügge, dem Hafen der mittelalterlichen Stadt Brügge, verladen. Auch dort sind derzeit viele Autos geparkt, die angelandet, aber noch nicht weitertransportiert wurden. Elke Verbeelen von der Kommunikationsabteilung der Häfen Antwerpen/Brügge bestätigt das der DW: “Das geschieht in allen europäischen Häfen, die große Mengen von Autos verschiffen.”
Die verlängerte Verweildauer hängt aber nicht nur an der schieren Menge importierter Wagen: “Das Problem liegt weniger in der Zahl der angelandeten Autos, sondern eher darin, dass sie nicht zügig abtransportiert werden.”
Noch reichen die Kapazitäten der großen Terminals aus, um die Autos parken zu können. Julia Wagner aus Bremerhaven betont ausdrücklich: “Eine ‘Verstopfung’ des Terminals, wie in einigen Medien über die Lage in europäischen Häfen berichtet wurde, stellen wir aktuell nicht fest.” Auch aus Antwerpen/Brügge und anderen europäischen Häfen wird derzeit kein akuter Parkplatzmangel gemeldet.
Neuwagen auf dem Autoterminal der BLG Logistics Group – hier wird so viel importiert wie exportiert
Wo kommen sie her, wo gehen sie hin?
Außerdem gibt es einen Transportweg, den Hafenbetreiber gar nicht einsehen können, so die Häfen Antwerpen/Brügge: “Wir wissen gar nicht, wie viele Autos in Containern verschifft werden.” Diese Art des Transports wird oft von Privatleuten oder Händlern, die nur wenige Fahrzeuge expedieren, genutzt. Da diese Autos den ganzen Transportweg über “eingepackt” sind, nehmen sie aber auch keinen Parkplatz in Anspruch.
Fachkräftemangel im Speditionsgewerbe führt zu Unregelmäßigkeiten im Autotransport auf der Straße
Veränderte Gewohnheiten
Auf jeden Fall lohne ein genauerer Blick auf Produktion, Distribution und Verkauf von Automobilen, meint Elke Verbeelen. Dabei habe sich in den vergangenen Jahren einiges verschoben. So bleibe das Autoaufkommen in den Häfen hoch oder stiege sogar, weil sich die Kaufgewohnheiten geändert haben. So gebe es etwa neue Geschäftsmodelle bei manchen Marken, wie den “Direktverkauf an die Kunden. Da bleibt das Auto so lange im Hafen und kommt nicht erst in den Showroom des Händlers.”
Auch konjunkturelle Gründe führten zur hohen Auslastung der Hafen-Parkplätze. Das liege an den derzeit “relativ geringen Autoverkäufen.” Eine Beobachtung, die auch Julia Wagner macht: “Die Standzeiten der Pkw aller Hersteller auf dem Terminal haben sich mit dem Wegfall der staatlichen Förderung der E-Mobilität verlängert, da sich die Verkaufszahlen der E-Autos in Deutschland verringert haben.”
Noch wird im Emder Hafen
Neue Wege in Emden
Die Volkswagen AG im norddeutschen Emden und das Autoterminal im Hafen der Stadt wollen in Zukunft auf anderem Wege die Verweildauer von Autos in Häfen reduzieren. Das Be- und Entladen der Schiffe soll beschleunigt und dabei auch noch Personal eingespart werden. Einzelheiten dazu berichtete die Ostfriesen-Zeitung am 17. April.
Mit einem vom Bundesverkehrsministerium mit 3,2 Millionen Euro geförderten Testprojekt soll ausprobiert werden, ob autonom fahrende VW-Fahrzeuge sich ohne Fahrer selbständig ver- und entladen können. Die Versuche sollen 2026 beendet werden.
Das Projekt AutoLog soll dazu führen, bis zu 2000 Jobs in Emden einsparen zu können. Laut Ostfriesen-Zeitung sei bei Erfolg auch eine Übertragung auf die “gesamte Distributionskette vom Automobilbauer zum Händler” denkbar. Dann wären an Europas Häfen viele Parkplätze dauerhaft frei.
Autor: Dirk Kaufmann