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Vergessene Studien: Ford Special Falcon Project (1962)

So hätte der spätere Mustang auch aussehen können ...

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Wir kennen alle die großen Design-Ikonen der Automobilgeschichte: Porsche 911, Citroën DS, VW Golf I, um nur einige zu nennen. Auch der erste Ford Mustang zählt zu den Legenden auf Rädern und war 1964 ein riesiger Erfolg für das Unternehmen. Im Rückblick sagen wir: Bei der Optik kein Wunder. Doch das allseits bekannte Design war keineswegs ausgemacht, wie Bilder aus dem Ford-Archiv zeigen. 

Lee Iacocca, Anfang der 1960er-Jahre im Vorstand von Ford, erkannte die Zeichen der Zeit: Eine junge Generation von Autokunden war herangewachsen, die für ihr Geld keine biedere Limousine haben wollte, sondern etwas mit mehr Pfiff. Auf Basis des 1960 eingeführten, günstigen Ford Falcon entstand das Projekt “Special Falcon”, aus dem der Mustang hervorging.

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Am 16. August 1962 fand ein Designwettbewerb zwischen den drei Designstudios der Ford Motor Company statt, bei dem die Studios von Ford, Lincoln Mercury und Advanced Products Optionen für das Special Falcon Project präsentierten. Das Advanced Products Studio präsentierte die meisten Entwürfe, darunter den Allegro, der zu einem Konzeptfahrzeug wurde.

1962 arbeitete das Designteam unter der Leitung von Gene Bordinat an mehreren Ausführungen des Allegro. Der Serien-Mustang von 1964 unterschied sich zwar in fast jedem optischen Detail von Allegro, doch die Designstudie legte die grundlegenden Proportionen fest, die die meisten Mustangs in den nächsten fünf Jahrzehnten prägen sollten. Das Stufenheck-Coupé hatte das gleiche Layout mit langer Motorhaube und kurzem Heck sowie einem kompakten Greenhouse, das zwei Jahre später auf den Markt kommen sollte.

Ein anderer Ableger des Allegro wurde der Öffentlichkeit unter diesem Namen sogar vorgestellt: Seine Fastback-Linienführung erinnerte an kleine Sportwagen aus Italien (und später aus Japan), die Rückleuchten an das Chrysler Turbine Car und den Ford Cortina. In einem Buch über Automobildesign, das 1963 von Ford veröffentlicht wurde, wurde der Allegro als “… praktisches Traumauto, das von Stylisten und Ingenieuren gemeinsam entwickelt wurde” beschrieben.

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Und weiter hieß es: “Der Allegro symbolisiert Schlankheit, Bewegung und, wie sein Name andeutet, zügige und lebhafte Leistung und zeichnet sich durch eine lange Motorhaube und einen kompakten Fahrgastraum aus.”

Der Allegro präsentierte ein Cobra-ähnliches Frontdesign und nahm das spätere Fastback-Dach des Mustang vorweg. Die kleine, angedeutete Finne griff auch Elemente der Thunderbirds von 61 bis 63 auf. Obwohl die Proportionen der Frontpartie übertrieben waren, hatte das Fastback-Dach einen deutlichen Einfluss auf den Mustang Fastback der ersten Generation von 1965. Es wurden zwei Allegros gebaut: ein rot lackiertes Glasfasermodell, das in einem Mustang-Werbefilm von 1964 auftauchte und ein voll funktionsfähiger Wagen.

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Sehen wir uns die anderen Entwürfe an: Einige zitieren zwar schon die Dachlinie des späteren Mustang Hardtop-Coupé, wirken aber langweilig oder schwülstig. Allerdings scheint man diverse Details später beim Thunderbird verwendet zu haben. Seltsam unproportioniert wirkt ein Modell, das vorne an den Lamborghini Islero von 1968 oder den Lotus Elan erinnert. Doch das kastige Heck passt so gar nicht zum Rest der Karosserie. Welchen Entwurf hätten Sie als Ford-Designchef ausgewählt?

Obwohl heute an jedem Mustang ein Pferd im Grill prangt und man schon früh von “Pony Car” sprach, soll beim Namen ein Flugzeug Pate gestanden haben: Die P-51 Mustang aus dem Zweiten Weltkrieg. Im Gespräch waren auch Stiletto und wie erwähnt Allegro. In Deutschland hieß der Mustang übrigens bis 1979 nur T5, da sich Ford weigerte, die Markenrechte von Krupp für 10.000 Dollar zu kaufen. Mehr als 800 T5 pro Jahr wurden hierzulande aber nicht zugelassen.

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Ford Mustang Hardtop-Coupe (1965)

Der Premierenort für den ersten Ford Mustang war ungewöhnlich: Auf der Weltausstellung in New York stellte Henry Ford II am 17. April 1964 das Auto vor. Und zwar als Hardtop-Coupé und als Cabrio. Im wahrsten Wortsinne vom Stand weg wurde der Mustang ein Bombenerfolg. Schon am ersten Tag gingen 22.000 Bestellungen ein, 419.000 Fahrzeuge wurden im ersten Jahr verkauft. Wäre das auch mit einer anderer Optik möglich gewesen?

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