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Testfahrt im neuen Toyota GR Yaris: Reichen 280 PS jetzt aus?

Gazoo Racing ist die Sportabteilung von Toyota. Sie hat den GR Yaris jetzt noch einmal kräftig aufgemöbelt: Eine Kraftkur lässt den kurzen Hot Hatch auf 280 PS erstarken. Damit setzt er sich bei den Rennzwergen unangefochten an die Spitze.

testfahrt im neuen toyota gr yaris: reichen 280 ps jetzt aus?

Mit Donut-Modus: Der GR Yaris als Rovanperä-Edition. Es gibt den Kraftzwerg aber auch in einem unauffälligeren Kleid. Hersteller

Eigentlich ist der Toyota Yaris ein vernunftbegabter Kleinwagen. Aber er kann auch anders. Als GR wird er zum sogenannten “Hot Hatch”. Petrolheads mit Faible für besonders sportliches Vorankommen wissen, was das ist: Ein extrastark motorisierter Kompaktwagen, bei dem auch das Fahrwerk auf die hohen Leistungsreserven abgestimmt ist. Einen ersten GR Yaris hat Toyota schon 2024 vorgestellt. Das Kürzel steht übrigens für “Gazoo Racing” und soll, so sagt es der Hersteller, auf das Know-how hinweisen, welches “das Toyota Gazoo Racing World Rallye Team in der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft” sammelt.

Rallye-Rennwagen für die Straße

Bereits bei der Markteinführung vor vier Jahren war der 1,6-Liter-Turbo des GR Yaris der stärkste Dreizylinder-Serienmotor der Welt. Doch diese Leistung hat offensichtlich immer noch nicht genügt. Denn der jetzt vorgestellte, gründlich überarbeitete GR erstarkt um weitere 19 PS auf nunmehr 280 PS, das Drehmoment legt um 30 auf 390 Newtonmeter zu. Gemäß ehrgeizigem Toyota-Eigenanspruch soll der kleine Sportler “ein Rallye-Rennwagen für die Straße” sein und zudem die “Vormachtstellung in seinem Segment untermauern”, in dem der Japaner auf Rennsemmeln wie den VW Polo GTI (152 kW/207 PS) oder den Hyundai i20N (150 kW/204 PS) trifft, deren Muskelkraft er aber bei weitem übertrifft.

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Bevor wir eine Proberunde drehen, werfen wir einen Blick auf die Optik: Äußerlich präsentiert sich der vier Meter kurze Mini-Racer, der als einziger Yaris ein coupéhafter Dreitürer ist, eher gering modifiziert, es bleibt also beim sehr progressiven und sehr extrovertierten Styling. Kraftvoller gestaltet hat man den Kühlergrill, der jetzt aus Metall statt aus Kunststoff besteht, ebenfalls modifiziert wurden die vorderen Stoßfänger, die nun größere Öffnungen für die Luftführung aufweisen. Auch am Heck sind aerodynamische Maßnahmen sichtbar, außerdem wurden Nebelschlussleuchte, Rückfahrscheinwerfer und das dritte Bremslicht ins Leuchtenband integriert, um einen besseren Schutz vor Beschädigungen zu gewährleisten beziehungsweise – was die Verlegung des Bremslichts betrifft – den Einbau eines anderen Spoilers zu erleichtern.

Vom Motorsport inspiriert

Innen empfängt uns ein komplett neues Cockpit und das rundum aufgewertete Interieur – Optik und Materialien sind deutlich vom Motorsport inspiriert. Ins Auge fällt nicht zuletzt das mittig angeordnete digitale Kombiinstrument – ebenfalls im speziell gestylten Look wie die Sportsitze und die Renngurte, auch passende farbliche Akzente werden gesetzt.

Auf dem Renncircuit soll der Kraftzwerg zeigen, was er fahrtechnisch kann. Erste Erkenntnis: Erst um 2000 Umdrehungen herum macht der Single-Turbo richtig Druck und untermalt dies auch akustisch. Der hohen Leistung angepasst sind die gut dosierbaren und verzögernden Bremsen. Der von uns gefahrene Sechsgang-Handschalter verrichtet seine Arbeit ordentlich, allerdings nicht mit dem Komfort einer Automatik. Tatsächlich gibt es für den Yaris GR die Option einer neuen Achtgang-Wandlerautomatik, leider stand sie uns nicht zur Verfügung, weswegen wir nur theoretisch anführen können, wo ihr Fortschritt liegen soll, nämlich im extrem schnellen Wechsel der Gänge.

Immer mit Allradantrieb

Beim Facelift, so versichert Toyota, habe man auch auf die Kundenwünsche gehört. So weist der Yaris GR jetzt eine tiefere Sitzposition auf – fast schon so niedrig wie in einem “echten” Sportwagen ist man nun auf den Schalensitzen positioniert. Am Lenkrad fühlt man sich vorzüglich in das Fahrzeug eingebunden. Gleichzeitig wurde die Karosserie steifer ausgelegt, was sich in einem stabileren Fahrverhalten niederschlägt. Die Federungs-/Dämpferabstimmung gefällt uns, sie ist straff ausgelegt, aber auf keinen Fall unkommod. Gut, aber nicht zu bissig, zeigt sich auch die direkte Lenkung, die von der nun fahraktiveren Hinterachse profitiert. In kritischen Kurven bleibt der über alle Viere, sprich allradgetriebene Top-Yaris insgesamt neutral, selbst bei ausgeschaltetem ESP. Keine Abstriche beim Geradeauslauf stellten wir bei höheren Geschwindigkeiten fest.

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Die Leistungsdaten für den Knirps: Der Allradler mit den breiten Socken krallt sich in den Asphalt und beschleunigt so aus dem Stand in nur 5,2 Sekunden auf Tempo 100, in der Spitze erreicht er 230 km/h. Der Verbrauch wird nach WLTP-Norm mit 8,7 bis 9,5 Liter auf hundert Kilometer angegeben. Zuschläge für sportliches Fahren sind da freilich noch nicht eingerechnet.

Rallye-Weltmeister als Paten

Zu den Preisen: Für den Sport-Yaris GR werden mindestens 47.490 Euro fällig, wer die neuentwickelte Achtstufen-Automatik mitbestellt, zahlt 2500 Euro mehr. Noch im Juli 2024 rollt der facegeliftete GR Yaris zu den ersten Kunden.

Bereits angekündigt sind zwei besonders sportliche Sondermodelle, benannt nach den Rallyegrößen Sébastian Ogier und Kalle Rovanperä. Neben speziellen Ausstattungsdetails, Lackierungen und Felgen weisen die Extra-Ausgaben des GR auch zwei spezielle Fahrmodi auf. Statt “Gravel” und “Track” lassen sich bei der Ogier-Edition die individuellen Einstellungen “Seb” und “Morizo” und bei der Rovanperä-Edition der “Kalle”- und ein “Donut”-Modus aktivieren – sie sollen dem entsprechen, was der achtfache Weltmeister Ogier beziehungsweise der amtierende Titelträger Rovanperä bei der Arbeit bevorzugen.

Ingo Reuss/ule

Toyota GR Yaris in Kürze:

Wann er kommt: Im Juli 2024

Wen er ins Visier nimmt: VW Polo GTI, Hyundai i20 N

Was ihn antreibt: 1,6-l-Dreizylinder-Turbo mit 206 kW/280 PS

Was er kostet: Ab 47.490 Euro (Handschaltung) beziehungsweise 49.990 Euro (Automatik)

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