MG

Test MG 4: 100 Jahre MG im "Basismodell"

Zum 100. Geburtstag schenkte sich MG den Cyberster als Roadster und Coupé. Wichtigstes elektrisches Modell bleibt allerdings der MG4. Was die Basis kann, haben wir bereits im März getestet und reichen jetzt zum Geburtstag noch ein paar Fotos und Zahlen nach…

(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Der MG4 dürfte bisher der größte Export-Erfolg eines chinesischen Autoherstellers in der DACH-Region sein. Er verbindet ein stimmiges Package mit eigenständiger Optik und halbwegs erschwinglichen Preisen. Und nachdem Mutterkonzern SAIC auch eng mit VW verbandelt ist, hat man sich das ein oder andere Detail durchaus vom VW ID.3 abgeschaut, aber trotzdem ein komplett eigenständiges Auto geschaffen.

Das Infotainment wird von Jahr zu Jahr besser

Nachdem wir von den Topmodellen sehr angetan waren, wollten wir diesmal wissen, was die Basis kann und unterzogen das Grundmodell mit 51-kWh-Akku unserem Test. Man steigt ein und findet sich sofort zurecht – manchem mag das Ambiente ein bisschen zu entbehrungsreich erscheinen, andere freuen sich über die klare Reduktion – über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, hier gehen die Meinungen in der Redaktion etwas auseinander. Was viel wichtiger ist: das Infotainment wurde gegenüber den Urversionen merklich verständiger und kommuniziert fast Übersetzungsfehlerfrei. Gute Idee: man kann sich die Klimatisierung oder andere einem wichtige Funktionen auf einen Direkteinsprung am Lenkrad legen – am merkt, dass MG hier Kundenanregungen ernst nimmt und schnell umsetzt.

Also, Drehregler auf „D“ und los! Der MG fährt sich fein und vergleichsweise knackig, wobei das Set-Up von Federung und Dämpfung nicht die Perfektion des ID.3 erreicht, immer noch Maßstab in der Klasse. Vor allem bei kleinen und kurzen Unebenheiten gibt sich der MG etwas härter und durch- oder überrumpelt solche Fugen oder Schwellen dann etwas harsch. Auch die lenkung könnte noch eine Idee direkter sein, doch wie gesagt – immer gemessen am sehr hohen fahrwerkenden Maßstab VW ID.3.

Die übrige Bedienung hat wie gesagt einen großen Sprung nach vorn gemacht: Die meisten Funktionen sind auf dem Zentralscreen logisch sortiert und das Infotainment gibt sich halbwegs verständig: manche Ortsnamen werden jetzt umgehend erkannt, andere noch nicht, aber die Tendenz zeigt klar nach oben, zumal sich hier viel per Update nachschleifen lässt.

Der Verbrauch war im Frühjahr auffällig hoch

Und so strömten wir dann bei trockenen zehn Grad durch die Stadt, wo wir die Anzeige aber nicht unter 18 kWh/100 km netto brachten. Klar, die Nacht war im Frühjahr noch kälter und der Akku braucht für seine Wohlfühltemperatur extra Strom, aber irgendwas um die 15 bis 16 kWh hatten wir uns schon erhofft. Sollten wir über Land bekommen, wo wir ihn auf 15,8 kWh/100 km netto runterhungern konnten, bevor er auf der Autobahn stoisch über 20 kWh/100 km anzeigte, sodass das auch das Endergebnis unserer Testrunde war: Mit Ladeverlusten kamen wir dann auf 23,4 kWh/100 km netto – zu viel. Zumal der elektrische ZS sich trotz mehr Körpervolumen viel sparsamer gab!

Immer Ärger beim Laden

Zumal der MG4 beim Laden einmal mehr zickte und sich mehrmals nicht mit unserer „alten“ Mennekes-Ladesäule verband. Also an die „Neue (baugleiche) angesteckt mit Mennekes-Kabel, das einmal mehr als als Mittler zwischen den beiden M`s MG und Mennekes fungieren konnte.

Stark: 7 Jahre oder bis zu 150.000 km Garantie und vergleichsweise günstige Versicherungstarife

Nachdem unser Kollege Reichel schon sehr hart mit dem MG4 ins Gericht ging, rechnen wir nochmal schnell nach: Mittlerweile wird der 51-kWh-Akku nur noch in der Basisversion angeboten, ab 34.990 Euro. Womit wir schnell mal nachrechnen und auf 0,46 Euro/km kommen, wobei ihm einigermaßen günstige Leasingraten helfen. Allerdings knabbert auch der MG4 mittlerweile an deutlich höheren Versicherungstarifen, die alle Fahrzeuge betreffen. Auffällig: Der MG 4 ist hier aber kaum teurer als der günstige VW ID.3, was wenigen Herstellern gelingt, denn VW gilt bei den Assekuranzen immer als Musterknabe, da meist mustergültig günstige Ersatzteile und mustergültig günstig zu reparieren. Außerdem wirft er sieben Jahre oder bis zu 150.000 km Garantie in die Waagschale.

Sodass wir am Ende ein durchwachsenes Fazit ziehen: Der MG4 bleibt eine fahraktive, optisch gelungene und kostenseitig spannende Alternative im immer noch dünn besetzten Segment der Kompakten. Bietet aber in vielen Details noch viele Feinschliffmöglichkeiten – vor allem die Ladekommunikation und den Stromkonsum sollte MG nochmal angehen.

Testwerte:

Leergewicht Testwagen: 1.729 kg

Beschleunigung von 0-60/80/100 km/h: 4,4/6,2/8,5 s

Elastizität (Kickdown 50-80/80-120 km/h): 2,2/5,4 s

Geräusche 30/50/60/80/100/120 km/h: 57/58/59/60/61/62 dB(A)

Verbrauch:

Stadt:                                21,28 kWh (11,2 g CO2)

Land:                                 18,48 kWh (9,7 g CO2)

BAB:                                  26,19 kWh (13,8 g CO2)

Gesamt:                           23,44 kWh (12,4 g CO2)

Kosten pro km:                0,46 Euro

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