Ford

Ford Transit

Test: Ford Transit Custom Trail, Zauber der Montur

In der Ausstattungsbibel des erfolgreichsten Nutzfahrzeugs finden sich auch Trittbrettfahrer und Schürzenjäger wieder: Mit rennroter Kluft und Crossover-Accessoires verführt der sonst so pragmatische Transit exzentrische Unternehmer und fröhliche Abenteurer. Der Test checkt die Änderungen der Trail-Variante und erklärt, wie sich der kompaktere Transit Custom mit dem starken 170-PS-Diesel fährt, warum Erfahrung unersetzlich ist und wo noch der Durchblick fehlt.

Wie ist der Transit zur Nummer eins geworden?
Ford setzt voll auf die Nutzfahrzeugsparte. Über Jahrzehnte wurde eine große Transit-Familie aufgebaut, die vom kompakten Stadtlieferwagen bis zum Fünftonner reicht und auch alles dazwischen abdeckt. Ein klassisches Gewerbe, zu dem keine Variante passt, ist also schwer vorstellbar. Seit sieben Jahren ist der Transit Marktführer in Europa, auch in Österreich hat Ford inzwischen VW überholt.
Langfristig geplant und investiert hat Ford auch abseits des Produkts: Mit Ford Pro – das Kürzel steht an dieser Stelle für Produktivität – wurde eine Komplettlösung für das Fuhrparkmanagement geschaffen. Aufzeichnung und Auswertung von Fahrdaten, Finanzierung, Serviceabwicklung oder Lademanagement laufen über die gleiche Plattform. Ähnlich wie im Auto fehlt es nicht an flexiblen Lösungen: Ford Pro kann zum Beispiel markenfremde Fahrzeuge in die digitale Abbildung der Flotte integrieren oder elektrisches Laden zuhause erkennen, damit Mitarbeiter die Stromkosten besser abrechnen können.
 
Wo ordnet sich der Transit Custom in die Modellfamilie ein?
Im Vergleich mit dem großen Transit ist er die kompaktere Alternative – aber natürlich trotzdem groß: Es gibt ihn als L1 mit kurzem Radstand (2.933 Millimeter) und L2 mit langem Radstand (3.300 Millimeter), als H1 mit niedrigerem Dach (1.925 bis 2.060 Millimeter) und H2 mit höherem Dach (2.286 bis 2.366 Millimeter), mit Nutzlast von 0,7 bis 1,3 Tonnen, als Kastenwagen mit Zweier- oder Dreierbank, als Doppelkabine mit zwei Sitzreihen oder als durchgehend verglasten Kombi. Zudem gibt es neben Dieselvarianten von 105 bis 185 PS einen Plug-in-Hybridantrieb mit elektrischer Reichweite für den innerstädtischen Bereich und ab 2023 auch einen vollelektrischen E-Transit Custom.
Die Variantenvielfalt des erfolgreichsten Nutzfahrzeugs spiegelt sich auch in einer Ausstattungsbibel mit langen Listen und imposanten Tabellen wieder, die einen je nach Veranlagung begeistern oder latent überfordern kann.
 
Welche Variante ist der Testwagen?
Der getestete „Transit Custom 340 L1“ ist 4,97 Meter lang und hat 3,4 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Als Kastenwagen hat er eine Einzelkabine mit Dreiersitzbank, beim Antrieb kombiniert er den mit 170 PS starken Diesel mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe. Durch die Trail-Ausstattung bekommt er einen Crossover-Look und sorgt damit in der sonst so pragmatischen Nutzfahrzeugwelt für echtes Aufsehen.

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Der getestete „Transit Custom 340 L1“ ist 4,97 Meter lang und hat 3,4 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.

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Der Custom ist die kompaktere Alternative zum großen Transit.

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Die Trail-Ausstattung sorgt mit Crossover-Accessoires für Aufsehen.

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Teil der Trail-Ausstattung ist der Statement-Grill mit großem FORD-Schriftzug, wie man ihn vom coolen Ranger Raptor kennt.

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Das Ladevolumen des „L1 H1″ beträgt 5,7 Kubikmeter.

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Eine seitliche Schiebetür, zwei aufschwingende Hecktüren.

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Die Variantenvielfalt des erfolgreichsten Nutzfahrzeugs spiegelt sich in einer Ausstattungsbibel mit langen Listen und imposanten Tabellen wieder.

Was ist das Besondere an der Trail-Ausstattung?
Sie ist cool. Der Transit, König Pragmaticus, gibt in der Trail-Variante (die in ähnlicher Form auch für das große Modell verfügbar ist) plötzlich den Exzentriker. Mit rennroter Kluft und trendigen Crossover-Accessoires zelebriert er den Zauber der Montur – verführt werden könnten Unternehmer, die auffallen wollen, und ihr Fahrzeug als das begreifen, was es ist: eine rollende Werbefläche. Aber auch private Abenteurer, die eine fesch-fröhliche Basis für Ihren Campingumbau suchen, werden den Trail-Transit ins Auge fassen.
Das optische Upgrade prägt neben der lässigen Lackierung vor allem der schwarze Statement-Grill mit großem FORD-Schriftzug, wie man ihn vom coolen Ranger Raptor kennt. SUV-Attitüde haben die Kunststoff-Frontschürze mit Unterfahrschutz, die seitliche Trittbretter und die Kunststoffverkleidungen rundum. Dazu kommen schwarze Felgen und eine schwarze Dach-Reling, also weitere Dinge, die man auf Nutzfahrzeugen sonst nicht sieht. Dass Außenspiegel sowie Tür- und Heckklappengriffe in Wagenfarbe lackiert werden, rundet das PKW-artige Bild ab. Sowieso ein Hingucker ist beim aktuellen Transit die Tagfahrlicht-Signatur.
 
Ändert die Trail-Variante auch technisch etwas?
Serienmäßig ist ein mechanisches Sperrdifferential vom Spezialisten Quaife, das Drehmoment automatisch auf das Rad mit der besten Bodenhaftung lenkt. Im Test hat sich der Transit Costum Trail beim Anfahren auf unbefestigtem Untergrund als trittfest erwiesen. Das System ist eine sinnvolle Anfahrhilfe auf rutschigem Untergrund aller Art, aber kein Ersatz für Allradantrieb, dieser wird nur im großen Transit angeboten.
 
Zieht Ford die Trail-Ausstattung bis in den Innenraum durch?
Den Offroad-Look von außen zitiert der Innenraum nicht, er wird aber serienmäßig mit Annehmlichkeiten aus der PKW-Welt verfeinert: Die aufgereihte Dreier-Besatzung sitzt auf schicken schwarzen Ledersitzen (die aber zur Not natürlich auch abwaschbar sind). Der Fahrer hat einen separaten Stuhl mit Armlehne, Lendenwirbelstütze und Vierfach-Verstellung. Zentrales Bedienelement ist das hoch oben platzierte Infotainment-System mit 8-Zoll-Touchscreen. Dessen pragmatisch gestaltete Software reagiert rasch und ist logisch aufgebaut. Per Android Auto oder Apple CarPlay lässt sich das Smartphone spiegeln, auch Echtzeit-Verkehrsinformationen für die Festplatten-Navigation sind verfügbar. Ein WLAN-Hotspot kann für bis zu zehn Geräte kann errichtet werden. Zudem bleibt der Besitzer über eine App mit seinem Fahrzeug verbunden.
Wer einmal eine beheizbare Windschutzscheibe hatte (seit vielen Jahren eine Ford-Spezialität), will nicht mehr ohne, erst recht beim hohen Transit. Auch das automatische Licht hilft im stressigen Arbeitsalltag definitiv, das optionale Sichtpaket inkludiert sogar einen Fernlicht-Assistent. Speziell in der Stadt werden dann auch die elektrisch einklappbaren Außenspiegel helfen, die Rückfahrkamera kann man sowieso immer brauchen. Ein Rückspiegel mit Kamerabildern wäre noch sinnvoll und würde endlich für Durchblick im Nutzfahrzeugbereich sorgen.

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Zentrales Bedienelement ist das hoch oben platzierte Infotainment-System mit 8-Zoll-Touchscreen.

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Der gut ablesbare Bordcomputer zeigt 8,3 Liter Testverbrauch.

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Die pragmatisch gestaltete Software reagiert rasch und ist logisch aufgebaut.

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Die aufgereihte Dreier-Besatzung sitzt auf schicken schwarzen Ledersitzen. Der Fahrer hat einen separaten Stuhl mit Armlehne und Höhenverstellung.

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Der Transit hat über die Jahrzehnte gelernt, was sinnvolle Ablagen sind und warum man möglichst viele davon braucht.

Wie fährt sich der Transit Custom mit 170-PS-Diesel und Schaltgetriebe?
Ziemlich flott. Der Zweiliter-Dieselmotor verrichtet seine Arbeit hörbar, aber auch nicht übertrieben laut. Das 390-Newtonmeter-Drehmoment ist massiv, die unten herum kurze Übersetzung erfordert aber engagierte Schaltarbeit. Ist man einmal in Schwung, zieht der 170 PS starke Transit Custum richtig sportlich an. Bei so viel Schmalz bleibt man auch mit Beladung souverän. Bei 8,3 Liter kam Testverbrauch zu stehen, dieser Wert ist in der Praxis locker zu schaffen. Alternativ gibt es eine 48-Volt-Mild-Hybrid-Variante mit dezentem E-Schub und leicht reduziertem Verbrauch. Auch eine Automatik ist verfügbar. Das Fahrwerk ist typisch Nutzfahrzeug, also recht bockig ohne Beladung, mit den aufgeladenen Kilos federt es dann besser.
 
Was fällt beim Fahren sonst noch auf?
Das Erfahrung eben nicht zu ersetzten ist. Der Transit hat über die Jahrzehnte gelernt, was sinnvolle Ablagen sind und warum man möglichst viele davon braucht, welche Bereiche man hochwertig bauen muss, wie der Fahrer platziert werden sollte, und so weiter. Die Klasse des Transit wird unterwegs vor allem durch den praktischen Innenraum, die guten Übersicht und die robusten Details deutlich.
 
Das Fazit?
Der pragmatische Transit entdeckt den Zauber der Montur, als „Trail“ mit rennroter Kluft und trendigen Crossover-Accessoires wird er zum Blickfang. Der starke 170-PS-Diesel hat mit der kompaktere Custom-Variante leichtes Spiel, schalten muss man aber oft. Die enorme Erfahrung des Transit zeigt sich in der imposanten Ausstattungsbibel ebenso wie im Alltag, wo die praktischen und robusten Details das Leben erleichtern.

test: ford transit custom trail, zauber der montur

Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Der Pragamtiker entdeckt den Zauber der Montur, in der Trail-Variante mit rennroter Kluft und trendigen Crossover-Accessoires wird der Transit zum Blickfang. Seine enorme Erfahrung zeigt sich in der imposanten Ausstattungsbibel ebenso wie im Alltag, wo die praktischen und robusten Details das Leben erleichtern.

DATEN & FAKTEN

Transit Custom 340 L1 H1 2,0 EcoBlue Trail Einzelkabine

(November 2022)

Preis

41.910 Euro netto bzw. 53.294,80 Euro brutto.

Antrieb

2,0-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit 125 kW/170 PS, 390 Newtonmeter. 6-Gang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb.

Abmessungen

Länge 4.973 mm, Breite 1.986 mm, Höhe 1.925 – 2.060 mm m. Radstand 2.933 mm. Ladevolumen 5,7 m³ (L1 H1).

Gewicht

Nutzlast max. 1.300 Kilo.

Fahrwerte

WLTP-Normverbrauch (kombiniert) 7,5 Liter, CO2-Emissionen nach WLTP (kombiniert): 196 – 198 g/km.

Testverbrauch

8,3 Liter.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

6 Punkte

Vernunft

8 Punkte

Preis-Leistung

7 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte

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