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Tesla-Woche 32/24: Model Y lädt bidirektional, Rossmann-Boykott, Speicher-Führung, Kia EV3

tesla-woche 32/24: model y lädt bidirektional, rossmann-boykott, speicher-führung, kia ev3

Bild: Ambibox

Beim Cybertruck ist diese Fähigkeit bereits offiziell, und auch andere Elektroautos von Tesla dürften bald in der Lage sein, Strom aus ihren Batterien im größeren Umfang an externe Verbraucher oder auch das ganze Netze abzugeben. Denn wie ein deutscher Wallbox-Hersteller am Montag wissen ließ, hat ein Test für derlei bidirektionales Laden oder V2X mit einem aktuellen Model Y gut funktioniert. Beim Supercharging an den eigenen Säulen machte unterdessen Tesla selbst einen Schritt nach vorn. Für viel Aufmerksamkeit sorgte zudem die Mitteilung, dass die Drogerie-Kette Rossmann wegen CEO Elon Musk keine Elektroautos von ihm mehr kaufen will. Und bei stationären Speichern ist Tesla neuerdings weltweiter Marktführer.

Tesla Model Y für V2G geeignet

Viele Kunden wollen laut Umfragen die Batterien ihrer Elektroautos auch als stationären Speicher nutzen, um zum Beispiel zu günstigen Zeiten eingekauften oder solar selbst produzierten Strom später im eigenen Haus (V2H) zu verbrauchen. Dazu muss auch die Wallbox als Verbindung zwischen Fahrzeug und Stromnetz bidirektional ausgelegt sein. Volkswagen etwa meldete Ende 2023, dass ID-Elektroautos mit der großen Batterie mit Hilfe von Zusatz-Technik eines Partners zum Heimspeicher werden können.

Tesla führte V2H ungefähr zur gleichen Zeit mit dem Cybertruck in den USA ein. Für „powershare“ braucht es entweder einen festen Powerwall-Akku von Tesla oder die neueste Wallbox Universal Wall Connector zusammen mit einem Gateway. Dass prinzipiell auch andere Modelle des Unternehmens für V2H und mehr geeignet wären, wird seit langem vermutet. Und jetzt kam von dem deutschen Unternehmen Ambibox die Bestätigung, dass dem zumindest bei einem aktuellen Model Y tatsächlich so ist. Nach seinen Angaben gab der Tesla dynamisch bis zu 10 Kilowatt ab und könnte sogar ins externe Stromnetz eingebunden werden (V2G).

Von dem erfolgreichen Test mit einem in diesem Jahr produzierten Model Y berichteten zu Beginn der Woche Ambibox-Vertreter auf LinkedIn und dem Musk-Dienst X. Problemlos sei das Elektroauto mit bis zu 10 Kilowatt einer Last gefolgt (s. Foto oben), schrieb der CEO. Besondere Tricks oder Hacks seien dafür nicht erforderlich gewesen, lediglich eine selbst entwickelte Wallbox, die Standards entspreche. Tesla sei „seit langem“ bereit dafür, bidirektionales Laden anzubieten, lautete seine Schlussfolgerung, und werde das vermutlich auch bald tun.

Cybertruck-Supercharging mit 320 kW

Bei ambibox kaufen kann man eine bidirektionale Wallbox für den eigenen Tesla derzeit nicht. Dazu wäre wohl eine Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen notwendig, von dem das deutsche Startup nach Angaben seiner Vertreter noch nichts gehört hat – auch keine juristischen Drohungen, wie zum Teil befürchtet wurde. Dazu gebe es auch keinen Anlass. Tesla baue gute Batterien, für die eine Entladung mit 10 Kilowatt unkritisch sei. Dass der Hersteller V2G nicht schon offiziell breit anbietet, habe jedenfalls keine technischen Gründe, erklärte einer der Gründer auf X. Nach Gerüchten könne die Funktion per Update mit der Powerwall 3 eingeführt werden, die Tesla vor kurzem für Europa vorstellte.

Tesla-Fortschritte gibt es unterdessen auch beim klassischen Laden von Elektroautos, ebenfalls beginnend mit dem Technologie-Träger Cybertruck. Der Besitzer eines solchen Pickups berichtete am Montag, an einer Supercharger-Säule der Generation V4 mit mehr als 320 Kilowatt geladen zu haben. Das bisherige Tesla-Maximum lag auch bei diesen neuesten Superchargern bei 250 Kilowatt, doch auf X bestätigte dann der Chef des Cybertruck-Engineering, dass Tests an einigen US-Standorten mit V4-Säulen begonnen hätten. Die nächste Leistungsstufe beim Supercharging scheint also in Sicht – Elon Musk hatte schon Ende 2016 Laden mit 350 Kilowatt als „Spielzeug“ bezeichnet.

Rossmann punktet mit Tesla-Abkehr

Mit seiner V2G-Demo zog Ambibox viel Aufmerksamkeit auf sich. Weltweit wahrscheinlich noch mehr davon erntete ab Montag die ebenfalls deutsche Drogerie-Kette Rossmann: Deren Geschäftsführer Raoul Rossmann kritisierte zunächst auf LinkedIn die offene Unterstützung von Tesla-CEO Musk für Donald Trump. Der US-Präsidentschaftskandidat bezeichne Klimawandel als Schwindel, und wer keinen Selbstbetrug wolle, solle deshalb seinen nächsten Tesla-Kauf hinterfragen, schrieb er. Dann witterte Rossmann möglicherweise eine PR-Gelegenheit. Einen Tag später berichtete er von vielen positiven Reaktionen auf den Beitrag – und kündigte an, keine Teslas mehr für die eigene Flotte zu kaufen.

Laut dem manager-magazin nutzt Rossmann nur 34 Elektroautos der US-Marke von insgesamt 800 Fahrzeugen, weshalb Tesla diesen Rückzug aus Volumen-Sicht wohl verschmerzen könne. Trotzdem wurde die Ankündigung nicht nur von deutschen Medien aufgegriffen. sondern auch von vielen ausländischen. Er habe nie zuvor eine so intensive internationale Bericht-Erstattung über das Familien-Unternehmen gesehen, schrieb dazu der US-Journalist Christiaan Hetzner.

Steinbach-Kritik an Tesla-Chef Musk

In den Monaten zuvor hatten schon die als Käufer viel bedeutenderen deutschen Unternehmen SAP und Sixt eine Abkehr von Tesla-Elektroautos verkündet, allerdings wie Hertz in den USA aus wirtschaftlichen Gründen. Doch mit seiner politischen Unterstützung für Trump und dazu der wiederholten Verstärkung von teils als gefährlich wahrgenommenen Meldungen rechter Kreise auf X eckt der Tesla-Chef zunehmend an. In der zurückliegenden Woche übte laut dem Handelsblatt Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach „scharfe Kritik“ an Musk, der mit der Gigafactory in Grünheide der größte Arbeitgeber in dem Bundesland ist.

Äußerungen von Musk würden „aktiv das Gefüge unserer deutschen und europäischen Gesellschaft“ untergraben, sagte Steinbach der Zeitung. Damit bezog er sich unter anderem auf einen X-Kommentar, in dem der CEO – nicht zum ersten Mal – einen Bürgerkrieg in Europa für unvermeidlich erklärt hatte. Der Auslöser dafür waren rassistische Ausschreitungen in Großbritannien, dessen Regierung laut Musk einseitig vorgeht und mit ihrem Vorgehen gegen Aufwiegler im Internet die Meinungsfreiheit gefährdet.

Tesla weltweiter Speicher-Marktführer

Musks „persönliche politische Ansichten“ teile er ausdrücklich nicht, erklärte Steinbach weiter, der Ende September eine Landtagswahl zu bestehen hat. Dennoch sei die Tesla-Ansiedlung weiterhin richtig gewesen und ziehe weitere Investitionen im Rest von Brandenburg an. Der zunächst möglichst schnell geplante Ausbau der deutschen Gigafactory auf die doppelte Kapazität ist mangels Elektroautos Nachfrage allerdings erst einmal aufgeschoben, hatte ihr Werksleiter Anfang des Monats erklärt.

Besser läuft seit einiger Zeit das Geschäft mit stationären Batterien, das aus privaten Powerwalls und dem Industrie-Speicher Megapack besteht – allein im zweiten Quartal hatte Tesla die installierte Kapazität mehr als verdreifacht. Wie am Donnerstag die Marktforschungsfirma WoodMac mitteilte, reichte das Wachstum dieses Bereichs schon 2023 aus, um Tesla mit 15 Prozent Anteil zum weltweiten Marktführer bei stationären Batterie-Speichern zu machen. Ähnlich wie bei Elektroautos drängen dahinter allerdings immer mehr Unternehmen aus China auf den Markt: Sechs der zehn wichtigsten Anbieter 2023 kamen von dort.

Kia startet mit Elektroauto EV3

Auf neue Elektroautos von Tesla dürften Kunden bis mindestens Anfang 2025 warten müssen. Möglicherweise wird eines oder das erste der im April im Plural angekündigten neuen Modelle ein überarbeitetes Model Y sein, legen aktuelle Gerüchte nahe. In der Zwischenzeit bieten nicht nur chinesische Konkurrenten zunehmend Alternativen. Am Mittwoch gab Kia aus Südkorea offiziell die Deutschland-Bestellungen für den EV3 frei (der am Samstag aber noch nicht im Online-Konfigurator stand), einen kleineren Ableger des kantigen SUV EV9.

Mit Preisen ab 36.000 Euro unterbietet der 4,3 Meter lange Kia EV3 das Model 3 als den aktuell billigsten Tesla für mindestens 42.500 Euro deutlich, bietet mit 436 Kilometern gegenüber 513 Kilometern aber auch spürbar weniger Reichweite. Mit größerer Batterie kostet das südkoreanische Elektroauto ab 41.400 Euro und soll mit einer Ladung 605 Kilometer weit fahren. Das Tesla Model 3 mit vergleichbarer Kapazität und Allrad-Antrieb schafft bis zu 678 Kilometer, kostet allerdings rund 10.000 Euro mehr. Für das Model Y mit großem Akku und Hinterrad-Antrieb gibt Tesla 600 WLTP-Kilometer an. Dank 6000 Euro Rabatt als „Umweltprämie“ ist es derzeit in Deutschland ab rund 45.000 Euro zu haben.

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