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Tesla Model 3

Tesla Model 3 Highland: Was die ersten Testberichte ergaben

Offenbar komfortabel und leise, aber seltsame Bedienung – und verschiedene Ergebnisse bei der Reichweite

tesla model 3 highland: was die ersten testberichte ergaben

Das geliftete Tesla Model 3 mit dem Codenamen Highland wurde am 1. September vorgestellt; das erste Schiff aus Shanghai (wo das Auto produziert wird) kam am 19. Oktober in Europa an. Inzwischen sind die ersten Testberichte erschienen. Da wir das Auto demnächst selbst testen, wollten wir wissen, was auf uns zukommt und haben die Urteile einiger Kollegen ausgewertet – vor allem zum Hecktriebler, den auch wir fahren werden.

Motor1 Italien: Komfortabel, aber fragwürdige Bedienung

Unsere Kollegen von Motor1 Italien stellten im Direktvergleich mit der alten Version fest, dass Unebenheiten wie Kanaldeckel nun besser abgefedert werden, und auch die Lenkung reagiert anders. Zudem ist der Geräuschkomfort innen nun besser. Was die Bedienung angeht, so bevorzugt der Tester den bisher eingebauten Lenkstockhebel für die Blinker; und auch die Smart-Shift-Automatik (also die automatische Aktivierung des Fahrmodus D oder R beim Losfahren) findet er gewöhnungsbedürftig.

tesla model 3 highland: was die ersten testberichte ergaben

Das Lenkrad des neuen Model 3 mit Tasten für die Blinker

Unsere Kollegen kamen bei ihrer Testfahrt mit dem Basismodell auf einen Stromverbrauch von 15 kWh/100 km. Umgerechnet auf die Akkukapazität von rund 60 kWh bedeutet das eine theoretische Reichweite von rund 400 km – während der offizielle WLTP-Wert bei 551 km liegt.

Kyle Conner: Leise, aber zu weiches Fahrwerk

Kyle Conner von Out of Spec Reviews fuhr ebenfalls die Version mit Heckantrieb. Er bemängelt in seinem Testvideo, dass das Auto aufgrund des neuen Fahrwerks (mit passiv geregelten Dämpfern) beim Beschleunigen und Abbremsen nickt und bei hohen Geschwindigkeiten in der Kurve zu weich wirkt. Wegen des Fahrwerks sollte das Model 3 seiner Ansicht nach wirklich nicht schneller als die offiziellen 201 km/h fahren.

Auch Kyle lobt das gute Geräuschniveau im Innenraum; die Sitze sollen ebenfalls viel besser sein. Sein Testwagen hatte einen Totwinkelwarner in Form eines winzigen LED-Pünktchens, das innen in die Verkleidung des Dreiecks an der A-Säule integriert war. Kyle kritisiert das nicht, aber dem Film nach erscheint uns das Ding viel zu klein.

MotorTrend: Nur rund 340-360 km Reichweite

Ein Reichweitentest von MotorTrend ergab für das Basismodell 221 Meilen, also 356 km. Das ist die im Test angegebene Reichweite; in der Grafik werden 211 Meilen oder 340 km angegeben. So oder so: Das Testergebnis lag rund ein Drittel unter dem WLTP-Wert. Dabei fuhren die Kollegen konstant mit 70 mph (also 113 km/h) von 100 Prozent SoC bis auf 5 Prozent SoC herunter. Der unter gleichen Bedingungen getestete Hyundai Ioniq 6 in der Version mit großer Batterie (77 kWh) und 168-kW-Heckantrieb schaffte deutlich mehr, nämlich 291 Meilen, also 468 km.

Die Tester kritisieren auch, dass die angezeigte Restreichweite nicht sehr genau ist. Danach zeigen die Tesla-Modelle bei vollgeladener Batterie (wie viele Elektroautos) in der Regel die Normreichweite an. Nach etwa 30 km sollte die angezeigte Reichweite dann je nach Fahrstil angepasst werden; stattdessen wurden hier über eine Distanz von 160 km immer derselbe Ladestand angezeigt.

MotorTrend zitiert auch einen Bericht von Reuters über angeblich geschönte Reichweitenangaben. Darin zitiert die Nachrichtenagentur einen Software-Entwickler, nach dessen Angaben Tesla vor 2017 die angezeigten Reichweiten aus Marketinggründen geschönt hat. Reuters erwähnt auch einen Bericht der E-Auto-Fachleute von Recurrent, wonach die neueren Teslas reichweitenmindernde Bedingungen (wie niedrige Temperaturen) nicht bei der Reichweitenberechnung berücksichtigen.

Enhance: Verbrauch 14-18 kWh, bis 410 km Reichweite

Bei einem weiteren Reichweitentest fuhr der Tesla-Zubehör-Anbieter Enhance mit dem neuen Hecktriebler von Frankfurt nach Wien. Das Tempo auf der ersten Etappe lag bei rund 110 bis 130 km/h, allerdings wurde auch einmal die Höchstgeschwindigkeit ausgetestet. Nach 303 km erreichte der Tester mit 5% SoC und einem Stromverbrauch von 17,6 kWh/100 km den Supercharger.

Geladen wurde an einem Supercharger V3; dabei zeigte das Auto eine maximale Ladeleistung von 170 kW an; bei 80% SoC betrug die Ladeleistung nur noch 44 kW. Der komplette Ladevorgang von 5 auf (fast) 100% dauerte eine Stunde – vermutlich wäre es klüger gewesen, nur bis 80% zu laden.

Nach einem Fahrerwechsel wurde sparsamer gefahren, und zwar diesmal von 100% SoC bis auf 0%. Dabei schaffte der Fahrer 410 Kilometer bei einer alltagstauglichen  Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 km/h. Damit lag die Reichweite 20 Prozent unter der Normreichweite. Der Stromverbrauch betrug nun nur noch 13,9 kWh/100 km. Beim Aufladen wurden diesmal jedoch nur 116 kW Ladeleistung erreicht.

Liegt die Reichweite bei moderater Autobahngeschwindigkeit nun eher bei 350 km (wie bei MotorTrend) oder bei 400 km (wie bei Enhance)? Wir werden bei unserer Testfahrt auf die angezeigten Stromverbräuche und Restreichweiten achten. Vielleicht ergibt sich auch ein Ladetest.

Uns interessiert aber auch der Sitzkomfort im Fond und die Nutzbarkeit des Kofferraums – letzterer hat bekanntlich nur eine kleine Klappe. Und natürlich werden wir uns die “Benutzerschnittstelle” genauer ansehen, insbesondere bezüglich des winzigen Totwinkelwarners und der offenbar sehr bildschirmlastigen Bedienung.

tesla model 3 highland: was die ersten testberichte ergaben

Der Kofferraum des neuen Model 3. Klicken Sie auf das Bild, um mehr Fotos zu sehen, die die Kollegen von Motor1 Spanien gemacht haben

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