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Roadster-Duell mit sechs und vier Zylindern - BMW Z4 M40i und Jaguar F-Type P300 im Test

Es gibt sie noch, die guten Dinge: adäquat motorisierte Zweisitzer-Cabrios, mit denen man viel Fahrspaß haben kann. Verdeck auf für den bayerischen Sechszylinder-König BMW Z4 und den britischen Design-Helden Jaguar F-Type.

roadster-duell mit sechs und vier zylindern - bmw z4 m40i und jaguar f-type p300 im test

Wir leben in einer Zeit der Narrative. Mit einer guten Geschichte können Sie alles verkaufen. Keine vegane Brühwurst, keine Fitness-App, kein Turnschuh, kein Apfeltelefon ohne Story. Und bei den Autos? Ähnlich. Füttere die Media-Blase nur ordentlich, und deine Modelle gehen steil. Ob Teile abfallen, der Wagen auf miserable Weise zusammengesteckt ist oder der Kunde als Betatester dient – wen kümmert’s, wenn nur der Plot passt. Indes: Komplett ohne Geschichte kommen selbst die guten Dinge nicht aus. Zweisitzige Cabrios etwa. Ohne Geschichte, ohne Gefühle, ohne Image? Schwierig.

Nehmen wir den Jaguar F-Type. Kein Remake des E-Type, sondern etwas Eigenes. Die Linie, die Proportionen, der Innenraum, die Details. Designer Ian McCallum materialisierte hier vor zehn Jahren Supercar-Aura ohne deren Sperrigkeit. Es soll Menschen geben, die den F-Type ausschließlich wegen dieser Aura kaufen. Eine, die im Laufe der Jahre nichts eingebüßt hat. Der BMW Z4 dagegen kommt aus einer etwas anderen Ecke. Leichter, sportlicher, habhafter, gefühlsmäßig noch mehr der dynamische Roadster. Einer, der seine Insassen fast auf der Hinterachse platziert und ihnen einen langen Reihensechser vor die Füße packt. Nicht mehr ganz so trocken wie der Ur-Z4, dafür gegenüber Generation zwei wieder mit Stoffdach und insgesamt drahtiger, authentischer, mitreißender – vor allem mit dem Reihensechszylinder.

Hier kann der als R-Dynamic Black fast 20.000 Euro teurere F-Type froh sein, dass wir nicht direkt unter seine Alu-Haube schauen. Denn dort arbeitet sich ein vergleichsweise profaner Zweiliter-Vierzylinder ab. Beim letzten Vergleichstest der beiden Cabrios gelang es dem BMW sogar als Vierzylinder, den Jag zu plätten. Und nun kommt der M40i mit dem Turbo-Reihensechser (drei Liter, 340 PS) zum Duell. Fies? Nö. Denn: Erstens ist der BMW trotz Motor-Bonus billiger als der Jag, und zweitens kann dieser die Nummer ja immer noch mit einem schönen Narrativ retten.

Fahren wir also los und genießen eine milde Brise im Cockpit des offenen Briten, der sein Stoffverdeck übrigens ebenso energisch in rund zehn Sekunden nach hinten wirft wie der BMW – und das selbst während der Fahrt bis Ortsgeschwindigkeit. Vorbildlich. Überhaupt startet der Trip problemlos, die Bedienung läuft im Wesentlichen über physische Tasten und Regler sowie stressfrei erlernbare Menüs. Die digitalen Instrumente verursachen selbst beim Analog-Freundeskreis kein Augenflimmern.

Gemeinsam mit den fließend eleganten, mit Leder überzogenen Flächen, dem stützenden Bügel für den Co und den nur bei Bedarf ausfahrenden Lüftungsdüsen unterm Armaturenbrett-Deckel gibt der Jag den coolen Gent. Raus aus dem Alltag, rein ins süße Leben. Hätte Lucy Jordan bloß einen F-Type-Fahrer kennengelernt, dann hätte sie ihre Paris-Fahrt mit warmem Wind im Haar bekommen, und die ganze Sache wäre besser ausgegangen.

Bayerisches Motorenwerk

Wobei der BMW auch eine Story in petto hat. Die des bayerischen Motoren-Werkers. Nicht verschwitzt im Schein der Esse, sondern ingeniös, mit endlos Erfahrung, Laufkultur und Dynamik. Wo sich der Ingenium-Zweiliter des Jaguar stets bemüht, seinen Klang mit ein paar Akustik-Tricks basslastig aufpeppt, da kann es der BMW einfach. Seidig übers gesamte Drehzahlband, mit hubraumgefüttertem Druck von unten raus, Ansprechen, fettem Turbo-Durchzug und energischem Drehwillen. Stets so, wie es beliebt. Man muss dieses bayerische “Mia san mia” nicht mögen, aber hier passt es. Und entzaubert den nominell nicht mal sooo schlappen F-Type.

Weniger wegen der gemessenen Dynamik (okay, auch reichlich da), sondern des Gefühls; Hören und Spüren. Wie er summt und brummt, sein Twinscroll-Lader pfeift, mal hintergründig, mal hochfrequent energisch, wie der Verbrennerklang je nach Lastzustand und Drehzahl übernimmt und wie er das Reihenmotor-Lied spielt, das sie bei BMW seit ewigen Zeiten draufhaben.

Wie in einem Liebesfilm, wenn sie sich kriegen und die Taschentücher rauskommen, so fesselt der BMW-Motor. Hach, wie schön, dass es so was noch gibt. Das haben wir jetzt tatsächlich geschrieben? Ach egal, wenn es doch stimmt. Nicht einmal zum exzessiven Super-Saufen neigt der mit 350 bar einspritzende Aluminium-R6 in Closed-Deck-Bauweise mit stahlbeschichteten Laufbahnen, der neben dem wassergekühlten, in den Kopf integrierten Stahl-Abgaskrümmer traditionell auch Valvetronic und Doppel-Vanos mitbringt. Valvetronic variiert den Ventilhub, Doppel-Vanos die Steuerzeiten. Auf eine Drosselklappe kann der BMW-Motor zugunsten ungestörter Atmung somit verzichten. So fühlt sich das auch an.

Vor allem im Gegensatz zum Jaguar-Zweiliter (ebenfalls aus Alu, ebenfalls mit Twinscroll-Lader), der zwar auch ordentlich Tempo erzeugt und den die ZF-Achtgangautomatik je nach Modus und Fahrsituation bisweilen in hohe Drehzahlen scheucht, der aber nie so ganz frei, nie ganz bei sich wirkt. Wohl auch, weil ihm ein (noch) schwererer Klotz an der Kurbelwelle hängt als dem BMW-Aggregat. Trotz Aluminium-Chassis und weiteren propagierten Leichtbaumaßnahmen wiegt der F-Type 1.674 Kilogramm, der Z4 trotz Sechszylinder 83 weniger.

Überdies gelingt es den BMW-Leuten, den schwereren Motor des Z4 gut zu kaschieren. Untersteuern? Kaum. Der Z4 filetiert Kurven nicht übertrieben akribisch, aber er greift sie sich gern. Die mit variabler Unterstützung und Übersetzung ausgerüstete, direkte Sportlenkung (beim M40 ebenso Serie wie das adaptive Sportfahrwerk, größere Bremse und elektronisch geregeltes Sperrdifferenzial) hilft beim zackigen Reinfahren und Durchziehen, ist nicht allzu störungsanfällig, möchte aber trotzdem stets geführt werden. Voll sediert und taub gefiltert? Nein. Der Z4 verlangt im Kurvenverlauf Konzentration, speziell bei dynamischem Tempo. Beim Cruisen unauffällig entspannt sowie ausreichend komfortabel, wird er beim Sporteln anspruchsvoller, zeigt bisweilen bissigen Charakter.

Auftritt Hinterradantrieb plus Sperrdifferenzial: Was sich schon beim harten Geradeausbeschleunigen andeutete, kommt in der Kurve spürbar ins Spiel. Wenn sich der wankarme 1,6-Tonner setzt, die Hinterräder an der Traktion arbeiten, um sie ringen. Je nach Fahrmodus mal härter, mal sanfter. Was für den ganzen Z4 gilt, der sich auf den Fahrergeschmack konditionieren lässt, wobei manchmal die sanftere Einstellung die harmonischere ist. Etwa bei der Lenkung, die im Sport-Modus zusammen mit dem dicken Lenkradkranz leicht zäh wirkt.

Wandern und Querstehen

Im Gegensatz dazu arbeitet die fast spitz ansprechende F-Type-Lenkung mäßig präzise mit diskreterer Rückmeldung als der BMW und einem bisweilen etwas unentschlossenen Gefühl, wenn es ums Halten des eingeschlagenen Radius geht. Hier fühlt sich der Pilot ständig zu leichten Korrekturen animiert. Beim gediegenen Offenfahren hingegen ist alles gut, der Federungskomfort (ohne Adaptivtechnik) bis auf die stramm abrollenden 20-Zöller alltagsbekömmlich.

Der Jaguar ist einer von denen, mit denen man bewusst die späteren Stunden sucht, wenn das Licht weicher, die Temperatur milder, das Grillenzirpen vernehmbarer wird. Zügiges Autowandern mit ausreichend Dynamikpotenzial, das liegt dem F-Type. Auf letzter Rille ankern, spitz reinhalten und erbarmungslos wieder rauspfeffern ist nicht. Zum einen müffelt die Serienbremse trotz standhaftem Pedalgefühl schon nach kurzer Zeit im Attacke-Modus – was sich beim Messen bestätigt, wo der Jag stets ein paar Meter hinter dem BMW steht, der wiederum sehr sportliche Stopps hinlegt. Zum anderen ist die Mechatronik des F-Type so ausgelegt, dass trotz Gaspedaldruck im Kurvenscheitel erst mal wenig passiert, bis sich die Systeme zum Rausbeschleunigen aufraffen, wobei ihm selbst die sportive Mischbereifung und der R-Modus wenig helfen.

Also lieber flüssiger fahren, sich in die feinen Sitzschalen kuscheln und die ZF-Automatik in Ruhe arbeiten lassen. Dann fällt auch nicht so auf, dass die BMW-Applikation der gleichen Achtstufen-Box besser passt. Wobei: Auch der BMW möchte in engen Kurven durchaus sensibel zum flüssigen Fahren geführt werden, sonst streiten Traktionskontrolle und Motor um die Oberhand. Mit etwas Gefühl und/oder reduzierter Hilfselektronik läuft es flotter bis hin zu stattlichen Querstehern auf Wunsch. Abgesehen von kurzfristigen Dynamik-Anfällen darf das Fahrvergnügen im Z4 grundsätzlich gern länger dauern, denn neben hervorragenden, langstreckentauglichen Sitzen bietet der sauber verarbeitete BMW eine bestens sortierte Multimedia- und Assistenzabteilung, lässt sich noch einfacher und wesentlich redundanter bedienen als der Jaguar, gehorcht aufs Wort und liefert grundsätzlich verlässliche Stauhinweise.

Somit erzählt der Z4 am Ende nicht nur die vielschichtigere Story, er sammelt überdies in sämtlichen Test-Disziplinen mehr Punkte als der eher schöngeistige F-Type.

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