Als "806 Procar" ist dieser Peugeot 806 tatsächlich bei einem 24-Stunden-Rennen an den Start gegangen. Jetzt wird das Einzelstück versteigert!
Gebaut, um Kinder und Gepäck von A nach B zu transportieren – und dann umfunktioniert zum reinrassigen Rennwagen. Das Peugeot 806 Procar ist alles andere als normal. Jetzt wird das Einzelstück versteigert!
Als Fiat und PSA 1994 den sogenannten Eurovan einführten, hatte vermutlich keiner der Verantwortlichen eine Ahnung, dass eines dieser biederen Familienautos als Rennauto enden würde. Der Eurovan wurde als Citroën Evasion, Fiat Ulysse, Lancia Zeta und als Peugeot 806 vertrieben und bot bis zu acht Personen Platz. Selbst mit einem Zweiliter-Vierzylinder-Turbo unter der Haube leistete die Familienkutsche überschaubare 147 PS, die für überschaubare 11,0 Sekunden bis Tempo 100 und 195 km/h Höchstgeschwindigkeit reichten. Bis Rennfahrer Pascal Witmeur eine Idee hatte!
Witmeur war damals nicht nur Rennfahrer, sondern auch der Marketingverantwortliche von Peugeot Belgien. 1995 hatte er eine verrückte Idee: Inspiriert vom Ford Transit Supervan und dem Renault Espace F1 wollte er einen Peugeot 806 zum Rennwagen umbauen. Der entscheidende Unterschied: Der 806 sollte nicht nur Demo-Runden drehen, sondern bei einem 24-Stunden-Rennen an den Start gehen!
280 PS aus einem Zweiliter-Vierzylinder
Schon zwei Monate später ging das in Zusammenarbeit mit dem Kronos-Racing-Team konzipierte Einzelstück als “806 Procar” beim 24-Stunden-Rennen in Spa Francorchamps an den Start. Trotz der kurzen Präparationszeit glänzte der 806 im Qualifying. Am Ende standen Startplatz 12 von 46 teilnehmenden Fahrzeugen und Platz drei in der Super-Touring-Klasse 2 auf dem Papier.
Im Rennen lief es dann nicht mehr ganz so rund. Nach etwa zehn Stunden musste das Team aufgeben. Der Grund: Motorschaden. Der Zweiliter-Vierzylinder mit 280 PS hatte den Geist aufgegeben. Aus Marketing-Sicht hatte das Peugeot 806 Procar sein Ziel aber dennoch erfüllt: Bei jeder Durchfahrt durch die Raidillon-Kurve applaudierten die Zuschauer, es wurde viel über den bunten Van mit “Walibi-” und “Le Vif-“Livery berichtet; und die Konkurrenten, die der 806 hinter sich ließ, waren alles andere als glücklich, von einer Familienkutsche überholt worden zu sein.
Es blieb bei nur einem offiziellen Renneinsatz, und im Anschluss an das 24-Stunden-Rennen in Spa verschwand das 806 Procar in der Sammlung des Kronos-Racing-Teams. Nach dem Tod des Gründers wird der spektakuläre Van nun im Rahmen der “L’Aventure Peugeot Citroën DS / Aguttes Auction” am 23. Oktober 2022 versteigert.
Der Schätzpreis liegt bei 50.000 bis 80.000 Euro
Wichtig für alle Interessenten: Der 806 wird ohne Motor und Getriebe angeboten. Der zukünftige Besitzer muss also noch einiges investieren, sofern der 806 wieder fahren soll. Oder er wird einfach nur in die Garage gestellt – zum Anschauen. Der Schätzpreis ist mit 50.000 bis 80.000 Euro angegeben. Gebrauchte Peugeot 806 gibt es übrigens ab etwa 1000 Euro, dann sogar mit Motor und Getriebe – aber eben ohne Rennhistorie.