Geo

Peugeot

Peugeot 605 (1989-1999): Klassiker der Zukunft?

Nur ein großer 405 oder traumhafte Linien von Pininfarina?

peugeot 605 (1989-1999): klassiker der zukunft?

Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik “Kennen Sie den noch?” studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe “Klassiker der Zukunft?” vorstellen.

Bildergalerie: Peugeot 605 (1989-1999)

peugeot 605 (1989-1999): klassiker der zukunft? peugeot 605 (1989-1999): klassiker der zukunft? peugeot 605 (1989-1999): klassiker der zukunft? peugeot 605 (1989-1999): klassiker der zukunft? peugeot 605 (1989-1999): klassiker der zukunft? peugeot 605 (1989-1999): klassiker der zukunft? peugeot 605 (1989-1999): klassiker der zukunft?

Kaum noch einer hat ihn auf dem Schirm, sogar die eigene Presseabteilung nicht. Damit setzt sich Jahrzehnte später fort, was dem Peugeot 605 schon zu Lebzeiten außerhalb Frankreichs widerfährt: Nur mäßiges Interesse am Flaggschiff der Marke. Ein Geheimtipp also?

Premiere vor 35 Jahren

Im Juli 1989 stellt Peugeot den 605 als Nachfolger des 604 vor, der bereits 1986 aus dem Programm verschwunden war. Gleichzeitig soll der 4,72 Meter lange 605 auch den 505 ablösen. So oder so: Die 6 als erste Ziffer manifestiert den Anspruch, ganz oben in der Modellpalette zu stehen. 

Als klassische, für Peugeot typische Stufenhecklimousine soll der 605 ursprünglich von Pininfarina entworfen werden, doch das Erscheinen des Renault 25 mit Facelift zwingt Peugeot dazu, sein Spitzenmodell schneller als geplant auf den Markt zu bringen, und so gibt man die Zusammenarbeit auf. Ein kleiner Hauch von Pininfarina findet sich jedoch durch die Seitenlinie in der Karosserie, die der des von Pininfarina entworfenen Alfa Romeo 164 sehr ähnlich ist.

Peugeot 605 (1989-1999)

Einflüsse sind zudem vom Peugeot 405 sichtbar (auch ein Pininfarina-Design), die Frontpartie ähnelt der Studie Oxia von 1988. Der 605 teilt sich die Plattform mit dem Citroën XM.

Probleme bei der Qualität

Peugeot setzt beim 605 wie so oft Komfort und Fahrqualität, wobei das konventionelle Fahrwerk des 605 von der Presse gelobt wird. Allerdings ruiniert Peugeot den guten Ruf alsbald selbst: In den ersten Monaten hat der 605 große Probleme mit der Zuverlässigkeit, insbesondere mit den elektrischen Funktionen (Probleme, die auch bei den Citroën XM auftreten). Mit seiner kompletten Ausstattung (weiterentwickelte variable Servolenkung, beheizbare elektrische Sitze, gesteuerte Aufhängung, OBD usw.) stellt der 605 einen Rekord für die Länge der Kabelbäume und die Verkabelung auf.

Der gute Verkaufsstart des großen Peugeot geht den Bach hinunter und seine Fertigungsmängel hinterlassen keinen guten Eindruck bei den Kunden auf einem konservativen Markt, den die Deutschen dominieren. Peugeot bemüht sich um Nachbesserung, doch zu spät: Das Etikett des Problemwagens haftet fest am 605, der sich letztlich nicht sehr gut verkaufen wird. Seine hervorragende Plattform wird jedoch größtenteils für den Nachfolger 607 übernommen. 

Mitte 1994 fließen Airbags, Gurtstraffer und Seitenaufprallschutz in die Serie ein. Anfang 1995 überarbeitet Peugeot den 605 an Front und Heck. Dadurch bekommt das Fahrzeug größer wirkende Frontscheinwerfer und abgedunkelte Heckleuchten.

Europa-V6, Prototyp mit V8 und Präsidenten-605

Die leistungsstärkste Version des 605 hat unter der Haube einen V6-Motor mit 3,0 Liter Hubraum, 24 Ventilen und 147 kW (200 PS). Den sogenannten “Europa-V6” PRV-Motor, der zusammen mit Renault und Volvo entwickelt worden war. Diesen Motor gibt es auch in einer Version mit 12 Ventilen und 167 PS. Eindeutige Erkennungsmerkmale des Topmodells hingegen sind der Schriftzug SV24 am Heck und spezielle 16-Zoll-Räder.

Ab 1997 werden beide Motoren durch einen neueren 3.0 V6 mit Zahnriemen ersetzt, der nur noch 190 PS leistet. Außerdem gibt es im 605 einen aufgeladenen 2,1-Liter-Wirbelkammerdiesel, der mit Ladeluftkühlung 80 kW (109 PS) leistet, später einen 2,5-Liter-Turbodiesel mit 95 kW (129 PS). Weitere Motoren sind ein 2,0-Liter-Ottomotor mit Turbolader und 108 kW (147 PS) und der Saugbenziner mit gleichem Hubraum und 89 kW (121 PS).

Was sagt die zeitgenössische Presse? Der ADAC lobt 1990 das Platzangebot und das funktionale Cockpit, ebenso den drehfreudigen, laufruhigen Sechszylinder des 605 SV 3.0. Damals noch nicht kritikwürdig ist der Verbrauch von 12,9 Liter. Dafür die nach hinten unübersichtliche Karosserie und die Sport-Einstellung der per Tastendruck einstellbaren Stoßdämpferabstimmung. Preislich liegt der Wagen bei 42.890 DM, ein magerer ausgestatteter BMW 520i mit 150 PS kostet 42.600 Mark. Mehr als drei Jahrzehnte später notiert ein SV 3.0 im guten Zustand bei knapp 6.000 Euro.

Lediglich ein Prototyp bleibt 1991 der 605 mit 4,0-Liter-V8 und 380 PS Leistung. Im gleichen Jahr erwirbt der Elysée-Palast einen Peugeot 605. Diesen verlängert und panzert die bretonische Firma Labbé, welche später zu Centigon wird. Der präsidentielle 605 ist mit einem 167 PS starken V6-Motor ausgestattet und verfügt über eine Panzerung aus hochfestem Stahl und Scheiben aus einem Mix aus kugelsicherem Glas und Polycarbonat.

Das schlägt sich auf das Gewicht nieder: 2.500 kg, das sind 1.000 kg mehr als beim Standard-Modell 605 V6. Die Limousine wird hauptsächlich von Staatsoberhäuptern benutzt, die in Frankreich zu Gast sind, wie Michail Gorbatschow, Hosni Mubarak und Papst Johannes Paul II.

Im September 1999 stellt Peugeot die Produktion des 605 nach exakt 254.461 Exemplaren ein. Sein Nachfolgemodell erscheint im Frühjahr 2000 unter der Bezeichnung 607.

TOP STORIES

Top List in the World