Geo

Peugeot

WEC: Nico Müller erklärt seinen Peugeot 9X8

Peugeot-Pilot Nico Müller über seinen neuen Heckflügel, Allrad in der WEC und den Umstieg ins Formel-E-Auto.

Peugeot hat die Aerodynamik-Philosophie seines Hypercars umgebaut: Seit dem WEC-Lauf in Imola (Platz neun) trägt der 9X8 einen kompakten Heckflügel. Der ambitionierte Ansatz ohne Heckspoiler sei laut den Franzosen wegen der Balance of Performance nicht haltbar. Wir haben mit Fahrer Nico Müller über den neuen Flügelrenner gesprochen.Nico Müller, Ihr Peugeot 9X8 hat 2024 einen Heckflügel spendiert bekommen und andere Reifen. Warum?
Nico Müller: Das größte Augenmerk lag darauf, die Traktion zu verbessern. Mit nur 31 Zoll breiten Hinterreifen war dies schon ein Schwachpunkt. Das Konzept wurde radikal umgestellt, es hat sich vieles geändert. Wenn man von 31/31er auf 29/34er-Reifen umstellt, muss man sehr vieles anpassen, damit die Aerobalance stimmt. Hinter dem Lenkrad spürt man vor allem die Traktion.Also haben die Änderungen schon einen positiven Effekt?
Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Wenn man uns mit Ferrari oder Toyota vergleicht, kommen die aus den langsamen Ecken schon gut raus. Vor allem haben wir versucht, das Fahrwerk des Autos zu verbessern, damit das Auto beim Überfahren von Kerbs und Bodenwellen besser agiert. Das war bislang nicht gerade eine Stärke des 9X8, ist nun aber deutlich besser geworden. Die Basis ist gesund und ich bin positiv gestimmt.wec: nico müller erklärt seinen peugeot 9x8

Wir haben mit Fahrer Nico Müller über den neuen Flügelrenner gesprochen.

Bild: StellantisWann ist der neue 9X8 so weit, dass er um Siege kämpfen kann?
Ich hoffe spätestens in Le Mans.Als der 9X8 2022 debütierte, wurde das Auto mit vielen Vorschlusslorbeeren bedacht. Wann ist man bei Peugeot zu dem Schluss gekommen, dass das Auto in dieser Form ohne Heckflügel und vier gleich großen Rädern nicht funktioniert?
Halt! Das kann man so nicht sagen, dass es nicht funktioniert hat. Es hatte nicht das Potenzial, die Konkurrenz zu schlagen. Man muss ausdrücklich nochmals darauf hinweisen, dass – als man sich entschlossen hatte, nach jenem Konzept das Auto zu bauen – die Voraussetzungen des Reglements noch anders ausgelegt waren. Erst als weitere Hersteller ihre Teilnahme an der Langstrecken-WM zusagten, hat man das Reglement geöffnet. Und dann öffnete sich unser neues Konzept für breitere Hinterräder und eine andere Aerodynamik mit Heckflügel. Und viel weniger Allradantrieb, als ursprünglich mal gedacht war.Inwiefern?
Wenn ich ehrlich bin, ist das kein Allradantrieb, was wir da fahren: Bei Tempo 190 wird die MG/H aktiviert, aber das merkt man gar nicht. Die Idee dazu war einst eine andere. Darum hatte man sich ja damals entschieden, vorne und hinten die gleichen Reifengröße zu fahren. Als diese Vorteile weggefallen waren, hat sich Peugeot überlegen müssen: Was nun? Also hat man das technische Konzept soweit angepasst, um Toyota und Ferrari schlagen zu können. Schließlich sind die bei den Hypercars die Messlatte.Wie sieben andere Piloten in der WEC sind Sie ein Wandler zwischen zwei Welten: Neben dem Prototyp fahren Sie auch ein Formelauto für Abt-Cupra in der Formel E. In Misano wurden Sie zuletzt Vierter, in Le Mans im vergangenen Jahr waren Sie über mehrere Stunden der Star.
Beide Projekte sind wie Tag und Nacht. Einerseits könnten die Autos unterschiedlicher kaum sein, aber darauf will ich gar nicht näher eingehen. Viel wichtiger ist die Herangehensweise an das Rennwochenende. Die ist in der Formel E extrem intensiv. Man übt im Simulator mindestens zwei Tage und absolviert dabei 300 bis 400 Runden – während man am Rennwochenende vielleicht nur auf insgesamt 70 Runden kommt. In der Formel E muss man sehr extrem im Detail auf jede Möglichkeit vorbereitet sein. Manchmal hat man seine 400 Runden im Simulator abgerissen, kommt an die Strecke und stellt fest, dass in irgendeiner Kurve die Betonmauer zwei Meter näher an der Strecke steht. In der WEC stehen viel eher Reifenmanagement und Rennstrategie im Vordergrund. Weil man damit den größten Unterschied macht. Auf ein Zehntel kommt es da nicht an. Hier geht es vielmehr um zentrale Grundsatzentscheidungen, die man während des Rennwochenendes mit dem Team richtig treffen muss.wec: nico müller erklärt seinen peugeot 9x8

Neben dem Prototyp fährt Nico Müller auch ein Formelauto für Abt-Cupra in der Formel E.

Bild: Formula EIn der Schweiz gibt es seit 1955 keine Rundstreckenrennen mehr. Wie sieht es in bei den Eidgenossen mit der Entwicklung des Motorsports aus?
Mögliche Rennen sind in absehbarerer Zukunft nicht in Sicht. Andererseits ist das Interesse der Schweizer am Motorsport riesig. Die Formel 1 sticht hinter Fußball als zweitstärkste TV-Sportart heraus und auch die DTM, Le Mans und die Formel E hatten auch ordentliche Quoten.Wie formulieren Sie Ihre Saisonziele mit Peugeot?
Als Rennfahrer will man immer gewinnen. Und jetzt mit Peugeot besonders in Le Mans. Bis dahin müssen wir bis zum Ende unserer Lernphase mit dem neuen 9X8 realistisch bleiben. Vielleicht können wir bereits beim kommenden Rennen in Spa Mitte Mai mehr mitmischen. Aber das große Ziel heißt Le Mans.Interview: G. Coltello

TOP STORIES

Top List in the World