ARCHIV: Das Mercedes-Benz Logo in Frankfurt, Deutschland
Die Zuversicht sei angesichts der gestiegenen zweistelligen Renditen bei Pkw und Vans gewachsen, erklärte Finanzchef Harald Wilhelm am Freitag. Das Management sei entschlossen, diese Entwicklung im Rest des Jahres beizubehalten. Preissenkungen erteilte Wilhelm trotz eines “schleppenden” Auftragseingangs in Europa eine klare Absage. Es sei das Ziel, die Preise im gesamten Jahr hochzuhalten. Im stark umkämpften Kompaktwagen-Segment sei der Autobauer bereit, Volumen zu opfern, um die Preise zu schützen.
“Die Fokussierung auf Top-End-Pkw und Premium-Vans hat Mercedes-Benz wetterfester gemacht”, erklärte Wilhelm. Zusammen mit Konzernboss Ola Källenius trimmt er die Marke mit dem Stern auf Luxus. Das zahlt sich nun aus: Mercedes-Benz erzielten dank hoher Absätze von Spitzenmodellen Margen auf Rekordniveau um 15 Prozent, wobei die Van-Sparte herausstach. Bis Jahresende soll es nun weiter aufwärts gehen: Der Absatz der Van-Sparte soll nun leicht steigen statt auf Vorjahresniveau liegen. Im Gesamtjahr erwarten die Stuttgarter hier zwei Prozentpunkte mehr Rendite mit nun elf bis 13 Prozent. Im Pkw-Geschäft soll das obere Ende der bisherigen Spanne von zwölf bis 14 Prozent erreicht werden. Bei diesem Ausblick gebe es Aufwärtspotenzial im Jahresverlauf, sagte Wilhelm.
Spekulationen, nach der Abspaltung der Truck-Sparte könnte auch das Transporter-Geschäft eigene Wege gehen, erteilte Wilhelm eine Absage. “Vans haben einen sehr guten Platz im Portfolio von Mercedes-Benz, und es ist gut, die Vans in einem Portfolio mit Autos zu haben.”
RENDITE DOPPELT SO HOCH WIE FRÜHER IN GUTEN ZEITEN
Analysten beobachten genau, ob der Autobauer seinen Profit dank Disziplin bei Kosten und Preisgestaltung hoch halten kann oder wie früher nach Erfolgen hier wieder nachlässig wird. Der Aktienkurs hat wegen der Skepsis über das Durchhaltevermögen der Schwaben noch keine Luxusgefilde erreicht. Am Freitag gaben die Papiere rund zwei Prozent nach. Stifel-Analyst Daniel Schwarz verwies darauf, dass die Prognose nur leicht angepasst worden sei.
Mit der hohen Profitabilität wolle der Konzern den Umstieg auf Elektroautos und die Digitalisierung weiter beschleunigen, erklärte Wilhelm, “auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten.” Denn neben Inflation und Ukraine-Krieg kam mit den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor eine neue Belastung hinzu, während sich die Lage bei der Chip-Versorgung und den Energiepreisen entschärft.
(Bericht von Ilona Wissenbach und Christina Amann; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter [email protected])