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Mercedes A 38 AMG: Zwei Motoren für Mika und David

Insgesamt entstanden 1999 nur vier Exemplare des vogelwilden Performance-Elchs

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Woran denken Sie bei A 38? Den Passierschein bei Asterix? Eine Autobahn in Ostdeutschland? Es geht noch viel besser … Zuletzt unterhielt ich mich mit dem geschätzten Kollegen und Chefredakteur Hildebrandt über die Unzulänglichkeiten der ersten Mercedes A-Klasse. Wir kamen schnell zu dem Schluss: Grandioses Raumkonzept, aber in der Ausführung und vor allem Qualität stark verbesserungswürdig. 

Um die Jahrtausendwende gab es auch in der eigenen Familie zwei Exemplare der Modellreihe W 168, wie die erste Generation der Mercedes A-Klasse intern hieß. Praktisch waren sie allemal, aber rechte Klapperkisten mit qualitativ und optisch höchstens durchschnittlichen Innenräumen (freundlich ausgedrückt) eben auch. Die Schwägerin fuhr A 160 mit AMG-Paket. Sah schick aus, allerdings friert es mich immer noch jedes Mal, wenn ich an das dürre Geräusch beim Schließen der Tür denke. 

Bildergalerie: Mercedes A 38 AMG/A 190 Twin

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Dass die A-Klasse 1997 nicht den besten Start hatte, weil sie etwas arg einfach kippte, wenn man etwas beherzter Zick-Zack fuhr, brauche ich Ihnen sicher nicht mehr zu sagen. Das Elchtest-Drama ist auch nach beinahe 27 Jahren noch in bester Erinnerung. Immerhin verdanken wir Mercedes dadurch den flächendeckenden Einsatz von ESP in Serie.

Das beherzte Fahren war für die A-Klasse-Kunden anfangs gar nicht so einfach. Das Motorenprogramm war zum Marktstart wahrlich nicht dazu angetan, Pulse nachhaltig zu beschleunigen. Es gab einen 1,4-Liter-Benziner mit 82 PS, einen 1,6-Liter-Benziner mit 102 PS und etwas später zwei Vierzylinder-Turbodiesel mit 60 (später 75) und 90 (95) PS. 

Quietschbunt: Die Mercedes A-Klasse auf der IAA 1997

Aufregend ist anders. Und das ist schlecht, wenn die eigenen Formel 1-Piloten zu Marketingzwecken A-Klasse fahren sollen. Stellen Sie sich mal Mika Häkkinen und David Coulthard vor, wie sie überschwänglich grinsend aus einem A 160 CDI winken, der weniger Leistung hat als der Schlagschrauber, mit dem man den beiden die Reifen wechselt. 

Es musste also ein angemessen motorisiertes Gefährt auf A-Klasse-Basis her. Der 1999 eingeführte A 190 konnte es nicht sein. 125 PS waren ein Fortschritt, klangen aber auch nicht gerade F1-würdig. (2002 folgte immerhin noch der A 210 Evolution mit 140 PS.)

Daher entschieden sich die Herrschaften von AMG dazu, einfach zwei dieser 1,9-Liter-Vierzylinder in den nur knapp über 3,50 Meter kurzen Mikro-Benz zu quetschen. (2001 folgte die “lange” A-Klasse mit 3,78 Meter Länge und enormer Beinfreiheit im Fond.) Die Sandwich-Bauweise des Autos machte es möglich, ein zweites Aggregat im Heckbereich unterzubringen. Sogar ohne großartig an Kofferraum einzubüßen. Resultat: Der Mercedes A 38 AMG. Zweimal 19 gleich 38 …

Einmal 1,9 Liter vorne …

… und einmal 1,9 Liter hinten

Die Gesamtleistung lag nun bei standesgemäßen 250 PS und 360 Nm. Wir reden hier wohlgemerkt von einer Zeit, als ein Audi S3 mit 209 PS das höchste der Kompaktsportler-Gefühle war. Das Auto verfügte über Allradantrieb und ein 5-Gang-Schaltgetriebe.

Eine automatische Kupplung synchronisierte die beiden Einsneuner-Maschinen. Der Motor im Heck konnte per Knopfdruck zugeschaltet werden. Der Sprint von 0-100 km/h soll in 5,9 Sekunden erledigt gewesen sein. Die Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h. 

Der zweite Motor und einige Anpassungen am Fahrwerk – unter anderem wanderte die Bremsanlage des E 55 AMG (Baureihe W210) in den Winzling – sorgten gegenüber einem herkömmlichen A 190 für ein Mehrgewicht von 250 Kilo. 1.330 Kilogramm wog das Auto laut Mercedes.

Die Twin-Power-Taschenrakete war 10 Millimeter tiefer gelegt und stand auf 18-Zöllern mit 225/35er-Bereifung. Dazu kamen speziell geformte Stoßfänger. Die zwei Endrohre der Abgasanlage hatte man bündig in die Heckschürze integriert. Der hintere Motor war durch eine Scheibe im Kofferraumboden gut sichtbar. 

Auf den hier gezeigten Bildern sehen Sie das Auto von Mika Häkkinen. Mindestens eines der anderen drei Exemplare hat einen ziemlich abstrus aussehenden Dachflügel. Häkkinens Auto ist innen sehr sehr rot gehalten – inklusive rotem Lenkradkranz. Dazu gibt es Zusatzinstrumente unterhalb des Radios.  

Präsentiert wurde der A 38 AMG, der gerne auch als A 190 Twin bezeichnet wurde, anlässlich der Motorsport-Saisonabschlussparty im Mercedes-Benz Museum Stuttgart-Untertürkheim am 13. November 1999. Insgesamt entstanden vier Exemplare. Eines für Häkkinen, eines für Coulthard und zwei, bei denen nicht wirklich bekannt ist, was mit ihnen passierte. 

Eine noch radikalere Variante der ersten A-Klasse präsentierte HWA im Jahr 2001 mit dem A 32 Kompressor. Ein Einzelstück auf Kundenwunsch. Im Prinzip verpflanzte man den gesamten Antriebsstrang des damaligen SLK 32 AMG in den Microvan. Inklusive 5-Gang-Automatik und Hinterradantrieb. Damit der 354 PS starke Sechszylinder vorne reinschlupfte, mussten Sitze und Armaturenbrett zurückversetzt werden. Die 0-100-km/h-Zeit soll fünf Sekunden betragen, Schluss ist ebenfalls bei 230 km/h.  

Ein gutes Vierteljahrhundert später bringt es die stärkste A-Klasse auf 421 PS. Wohlgemerkt aus nur noch einem Motor mit zwei Liter Hubraum. Der Mercedes-AMG A 45 S ist natürlich auch nicht mehr streng limitiert. Er startet aktuell bei 73.512 Euro. 

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