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Ford Explorer soll wohl neue Batterie erhalten

ford explorer soll wohl neue batterie erhalten

Zu den Hintergründen der Entscheidung von Ford, die bisher für Anfang 2024 geplante Markteinführung seines in Köln gebauten Elektromodells Explorer um rund ein halbes Jahr zu verschieben, werden nun neue Details bekannt. Die Entscheidung fiel nicht in Köln, sondern in der US-Zentrale des Konzerns.

Der Ford Explorer soll mit einer anderen Batterie ausgestattet werden, die sich nach der „kommenden europäischen Norm für Elektrofahrzeuge, der UN Regulation 100.3/ ECE-R 100.3“ richtet, erklärte Ford-Sprecher Ralph Caba gegenüber „24RHEIN“. Auch andere Medien berichten unter Berufung auf einen Ford-Sprecher, dass die Batterie der Hintergrund der Entscheidung sei.

Warum die bisher von Volkswagen gelieferten Batterien nicht der ECE-Norm entsprechen sollen, ist unklar. Das Portal „Golem“ verweist auf einen Hinweis des TÜV Süd. „Ab 1. September 2023 sind Neuzulassungen nur noch nach der Revision 3 möglich“, heißt es vom TÜV Süd mit Bezug auf die Norm. Würden die VW-Akkus nicht die Norm erfüllen, dürften vom nächsten Monat an keine Elektroautos des Unternehmens mehr zugelassen werden, schlussfolgert „Golem“. Das würde aber auch den VW-Konzern betreffen und ist daher eher unwahrscheinlich.

Kurzer Hintergrund: Für die Markteinführung von Traktionsbatterien bzw. Hochvoltspeichern für Fahrzeuge ist die Prüfung nach ECE-R100 sowie eine Typzulassung (Homologation) der Traktionsbatterien bei einer nationalen Kraftfahrzeugbehörde erforderlich – ohne bestandene ECE-R100 ist also kein Verkauf möglich, ab September muss das nach den Vorgaben der erwähnten Revision 3 erfolgen. Ein Technischer Dienst erstellt auf Basis der Testergebnisse ein Gutachten, das für die Typgenehmigung bei einer Kraftfahrzeugbehörde (in Deutschland das KBA) eingereicht wird.

Neu an der Revision 3 ist der Test auf einen Überstromschutz. Bereits in der derzeit noch gültigen Revision 2 werden unter anderem Vibrationen, eine Wärmeschock- und Zyklusprüfung, die mechanische Unversehrtheit, Feuerbeständigkeit, ein externer Kurzschluss, Überladungsschutz, ein Schutz gegen übermäßiges Entladen sowie ein Überhitzungsschutz getestet.

Ist die ECE-Norm der Grund oder eine strategische Entscheidung von Ford?

Die „FAZ“ mutmaßt derweil, dass hinter der Entscheidung von Ford auch eine strategische Entscheidung für die künftigen Generationen von E-Autos des Autobauers stecken könnte. Wenn man für diese möglichst viele Gleichteile anstrebe, sei es sinnvoll, gerade die Batterien zu vereinheitlichen. Ford hatte übrigens im Januar angekündigt ab Mitte dieses Jahrzehnts in Europa E-Autos auf Basis einer eigenen Plattform auf den Markt zu bringen.

Dass der Explorer eine andere Batterie als die bekannten MEB-Modelle aus dem Volkswagen-Konzern erhalten könnte, hatte sich bereits bei der Vorstellung des Modells im März abgezeichnet. Ford hatte damals kaum konkrete technische Daten genannt, einer der wenigen Werte war die Dauer eines Schnellladevorgangs: Diesen gab Ford mit 25 Minuten von zehn auf 80 Prozent an. Bei VW liegt die Werksangabe bisher bei 29 Minuten.

Glaubt man der „FAZ“, war Ford Europa mit der MEB-Kooperation und dem damit verbundenen Batterie-Bezug von VW wohl zu schnell. „Die Ford-Zentrale in Detroit war dabei mit der Entwicklung der künftigen E-Auto-Palette etwas hinterher, Ford Deutschland auch durch die Kooperation mit Volkswagen etwas voraus“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. „Nun wird Ford in Köln von den verzögerten strategischen Entscheidungen in Detroit eingeholt.“ „Womöglich“ habe dabei nicht geholfen, dass die entsprechenden VW-Modelle „derzeit nicht besonders großen Erfolg auf dem Markt haben“. Dabei verweist die Zeitung unter anderem auf die „von Volkswagen verwendete Batterie“, die nicht so schnell zu laden sei „wie etwa die von koreanischen Konkurrenzmodellen“. Damit dürfte die E-GMP von Hyundai-Kia gemeint sein, die bekanntlich mit 800 Volt Systemspannung und Ladeleistungen von bis zu 240 kW arbeitet.

In der Zeit, die durch die Produktionsverzögerung gewonnen wird, soll das Modell „offenbar umkonstruiert“ werden und eine neue Batterie erhalten, so die „FAZ“. Ins Detail geht die Zeitung hier aber nicht. Somit bleibt offen, ob Ford andere Zellen oder Module in das MEB-Batteriepack integrieren will oder einen größeren Umbau des Explorer auf ein selbst konstruiertes Batteriepack plant. Dabei dürfte auch zu klären sein, welchen Rahmen die Kooperationsvereinbarung mit Volkswagen vorgibt. Schließlich wurde die Belieferung für insgesamt 1,2 Millionen Fahrzeuge (aufgeteilt auf zwei Modelle) vereinbart. Sollte Ford nun weniger Komponenten abnehmen, für die VW die Produktion bereits eingeplant hat, könnte eine Vertragsstrafe fällig werden.
24rhein.de, golem.de, faz.net

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