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Ford Bronco

Ford Bronco (2022) im Kurztest: Alltag oder Abenteuer?

Anfang nächsten Jahres soll das Modell auch in begrenzter Stückzahl nach Europa kommen. Ob sich das Warten lohnt? Unbedingt!

ford bronco (2022) im kurztest: alltag oder abenteuer?

Ford ist im Umbruch. Fiesta, Focus und Mondeo werden gestrichen. Volumenmodelle, die aber trotz guter Verkaufszahlen keine großen Gewinne einfahren konnten. Die Nachfolger? Die werden elektrisch sein und auf der MEB-Plattform des VW-Konzerns basieren. Vor allem will der Hersteller mit US-amerikanischen Wurzeln aber mit seinen Produkten künftig mehr polarisieren. Beispielsweise mit dem neuen Ford Bronco, der Anfang 2023 auch zu uns kommen soll.

Was ist das?

Während Ford den Bronco im vorläufigen Datenblatt recht nüchtern als “mittelgroßen, allradgetriebenen Geländewagen” auf einem “hochfesten, vollverkleideten Stahlrahmen mit sieben Querträgern” beschreibt, müssen wir zugeben, dass wir schon etwas Pipi in den Augen hatten, als der Autobauer offiziell verlauten ließ, man wolle dieses ikonische Modell als linksgelenkten Viertürer in begrenzter Stückzahl auch zu uns nach Deutschland bringen.

Ein echter Offroader. Kein SUV. Ein Allrad-Auto ohne elektrifizierten Antriebsstrang, sondern mit 2,3-Liter-Vierzylinder, 304 PS, 441 Newtonmeter Drehmoment und 7-Gang-Schaltgetriebe oder – noch verrückter – mit 2,7-Liter-V6, 335 PS, 563 Newtonmeter Drehmoment und 10-Gang-Automatik. Halleluja. Da kann selbst der Jeep Wrangler in Europa nicht mehr mithalten, den es hierzulande nur noch mit Plug-in-Hybrid gibt.

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Okay … man könnte sich auch noch für eine Mercedes-Benz G-Klasse, einen Land Rover Defender oder einen Suzuki Jimny entscheiden, aber zumindest die ersten beiden Modelle wollen dann doch eher schicke Premium-Accessoires und nicht unbedingt wilde Trail-Bezwinger sein. Obwohl sie natürlich auch ins Gelände könnten, die Kundschaft hat aber eher weniger dreckige Hobbys. Golf. Oder Springreiten oder so. Und der Suzuki? Der ist genauso fähig wie die anderen Fahrzeuge … aber eben eine ganze Nummer kleiner.

Der Ford Bronco stößt also in ein Fahrzeugsegment vor, das in ganz Europa nicht wirklich adäquat besetzt ist. Und dabei sieht er einfach hinreißend aus. Mehr muss man zur Optik eigentlich nicht sagen.

Wie fährt er nun?

Über alle Zweifel erhaben. Ähnlich wie der in diesem Zug ebenfalls getestete Ford Ranger Raptor. Bevor der Bronco vor irgendeinem Hindernis Angst bekommt, machen Sie sich schon in die Hose. Versprochen.

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Damit man sich aber nicht allzu früh einnässt und dieser Ford sich auch einmal dort bewegen darf, wo er hingehört, stellt man Ihnen die sogenannte “Trail Toolbox” zur Seite. Darunter versteht der Hersteller zahlreiche Offroad-Assistenzsysteme, die die robuste Hardware (HOSS-Fahrwerk, 18-Zoll-AT-Bereifung, Chassis aus hochfesten Stählen, aber keine Starrachse hinten) und die Geländefahrmodi namens “G.O.A.T.” ergänzen.

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Da wäre beispielsweise “Trail Control”, das wie ein Tempomat im Gelände funktioniert und Bremsen wie Beschleunigen bis 31 km/h von selbst übernimmt. “Trail Turn Assist” setzt auf eine Drehmomentverteilung mittels Bremseingriff, was den Wendekreis um bis zu 40 Prozent verkleinert. “Trail One-Pedal Drive” verringert die Geschwindigkeit bereits beim Gaswegnehmen und “AdvanceTrac” dient als Rollbewegungskontrolle. Alles im Blick hat man zusätzlich über eine 360-Grad-Kamera. Entspannt.

Und auf der Straße?

Hier kommt es zur eigentlichen Offenbarung. Denn während man im Gelände ja eine gewissen Performance von einem solchen Fahrzeug voraussetzt, waren die Erwartungen vor unserer 30-minütigen Testfahrt auf asphaltierten Wegen eher überschaubar.

Unser Testfahrzeug ist mit dem 2,7-Liter-V6 mit Biturbo-Aufladung und dem 10-Gang-Automatikgetriebe ausgestattet. Seine Leistungs- und Drehmomentdaten sorgen selbst in dem deutlich über zwei Tonnen schweren Offroader für wunderbar passende Beschleunigungswerte. Brachial geht es zwar nicht vorwärts, aber der Motor sorgt über seinen gesamten Drehzahlbereich für ordentlichen Nachdruck. Und dabei klingt er auch noch extrem gut. 

Die Automatik leistet im Bronco auf der Straße ebenso gute Dienste wie im Gelände. Sie schaltet schnell, sanft und vorhersehbar. Wenn Sie die Dinge lieber selbst in die Hand nehmen möchten, gibt es einen manuellen Modus, der jedoch auf eine Wippe an der Daumenseite des Schalthebels angewiesen ist. Schaltwippen wären cooler – aber einen Tod muss man sterben.

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Was Ford aber schon immer konnte: Lenkungen und Fahrwerk. Egal ob in einem Mustang oder einem Basis-Fiesta. Beim Bronco macht der Hersteller mit dem blauen Oval keine Ausnahme. Natürlich wankt dieses Auto mehr als ein Performance-SUV à la Lamborghini Urus, aber im Vergleich zur Konkurrenz von Jeep, Mercedes-Benz oder Land Rover hält sich der Kollege doch ziemlich zurück.

Lediglich die Poltergeräusche des Fahrwerks bei kurzen Stößen sind etwas lauter zu vernehmen. Vergisst man aber, wenn die präzise elektrische Lenkung insgesamt einen alltagstauglichen Schuh aus allen Komponenten macht.

Und bevor wir es vergessen: Ja, der Bronco geht quer. Relativ leicht sogar wenn man im 2H-Modus nur mit Hinterradantrieb unterwegs ist. Das ESP lässt nämlich ziemlich viel zu, bevor es sich dazu entscheidet, das Heck wieder etwas unsanft einzufangen. 

Was sollte man sonst noch wissen?

Unabhängig davon, ob Sie auf der Straße oder im Gelände unterwegs sind – der Bronco ist groß. Und die Vor- und Nachteile dieser Abmessungen sind offensichtlich. Die gut verarbeitete, aber nicht prunkvolle sondern eher pragmatische Kabine fühlt sich geräumig an, mit mehr Kopf-, Schulter-, Hüft- und Beinfreiheit auf den Vordersitzen als bei seinem Hauptkonkurrenten.

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Auch im Fond ist es selbst für großgewachsene Personen noch gemütlich und in den Kofferraum geht eigentlich alles rein, was man sich so vorstellen kann. Aber dieser Geländewagen kommt halt im US-Format. An enge Stellen muss man sich deshalb langsam herantasten.

Für bessere Rundumsicht und ein luftigeres Gefühl kann man sorgen, indem man Türen, Dach und alle anderen unnötigen Bauteile entfernt. Allerdings wird es dann mit dem Fahren schwierig, denn erlaubt ist das – zumindest in der deutschen StVO – nicht.

Und wie sieht es mit dem Preis aus?

Hier gibt es leider noch keinerlei Infos. Ein genauso motorisierter Bronco kostet bei Ford in den USA aber mindestens rund 50.000 US-Dollar. In Deutschland kann man wohl mit einem Basispreis von etwa 60.000 Euro rechnen. Genaueres wird in Kürze bekanntgegeben. Aber sicher ist schon einmal, dass der Einstieg günstiger sein wird, als mit einem vergleichbaren Jeep Wrangler. 

Auf ein detailliertes Fazit verzichten wir dennoch vorerst. Denn zu einer genauen Einordnung des Bronco sind alle Daten unerlässlich. Bis dahin heißt es abwarten. Aber wenn Sie sich für ein fähigen Offroader mit Alltagstauglichkeit und ohne Elektrifizierungs-Firlefanz interessieren, sollten Sie Ihre Kohle bis zur Einführung dieses Fords zusammenhalten. Es könnte sich lohnen.

Ford Bronco 4-Türer

  • Motor: 2,7 Liter Ti-VCT EcoBoost-V6-Benziner mit Biturbo-Aufladung
  • Getriebeart: 10-Gang-Automatikgetriebe
  • Antrieb: 4×4-Allradantrieb mit automatischer, bedarfsgerechter Steuerung
  • Leistung: 335 PS (bei 5.250 U/min)
  • Max. Drehmoment: 563 Nm (bei 3.100 U/min)
  • Beschleunigung 0-100 km/h: tba
  • Höchstgeschwindigkeit: tba
  • Verbrauch: tba
  • Emission: tba
  • Länge: 4.811 – 5.052 mm
  • Breite: 1.928 – 2.014 mm
  • Höhe: 1.852 – 1.999 mm
  • Bodenfreiheit: 211 – 292 mm
  • Böschungswinkel: 35,5 – 43,2 Grad
  • Böschungswinkel hinten: 29,7 – 37,0 Grad
  • Rampenwinkel: 20,0 – 26,3 Grad
  • Wattiefe: 851 mm
  • Leergewicht: 2.026 – 2.364 kg
  • Zuladung: 485 – 660 kg
  • Anhängelast: 1.000 – 1.250 kg
  • Kofferraumvolumen: 1.007 – 2.349 Liter
  • Anzahl der Sitze: 5
  • Basispreis: tba

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