- Jaguar F-Type: Carven in den Pyrenäen
- Agilität? Der F-Type ist kein Neunelfer
- Nicht gar so brachial
- V8-Sound bleibt unerreicht
Wir geben zu, dieser Text wird eine Ode an einen Sportwagen, dessen letzte Stunde bald schlägt. Es geht um den Jaguar F-Type, also ein Sportwagen, der 2012 auf dem Pariser Autosalon zum ersten Mal auf die automobile Bühne rollte. Damals gab die Lana del Rey ihren Song „Burning Desire“ zum Besten und interessanterweise trug die Katze bei ihrem ersten offiziellen Auftritt eine Stoffmütze, während das Coupé erst ein Jahr später auf den Markt kam. Die Modellgattung passt zum Abgesang: Oben-ohne-Vehikel sind immer seltener auf deutschen Straßen zu sehen.
Jaguar F-Type: Carven in den Pyrenäen
Also schnappen wir uns den Jaguar F-Type 75 Convertible und versenken das Stoffdach pflichtschuldig per Knopfdruck. Bei dieser Tour ist der Weg das Ziel. An zwei Tagen legen wir 917 Kilometer zurück. Von der Mittelmeerküste zum Atlantik, von Sitges nach San Sebastian. Mit einem Druck auf den rot pulsierenden Startknopf erwachen acht Töpfe zum Leben, voluminös und weil wir über einen Jaguar schreiben, ja schnurrend. Wir haben uns für die Version mit 331 kW / 450 PS und Heckantrieb entschieden, wer Allrad will, muss 6300 Euro mehr auf den Tisch legen. Wenn Roadster, dann Heckantrieb lautet die Maxime der Traditionalisten, der wir uns nur zu gerne anschließen. Schließlich zelebriert der englische Autobauer 75 Jahre Sportwagen mit der eleganten Raubkatze auf der Motorhaube. Als der XK 120 im Jahr 1948 das Licht der Welt erblickt hat, waren vier angetriebene Räder noch meilenweit entfernt. Jaguar F-Type 75 Cabrio / Bild: press-inform / Jaguar Faszination Jaguar F-Type 75
Agilität? Der F-Type ist kein Neunelfer
Nicht gar so brachial
Mit dem F-Type tauchen wir weiter in die Pyrenäen ein. Die Straßen werden schmaler, hier ist Präzision gefragt. Jetzt geht es wieder nach oben, der nächste Pass steht bei unserer Berg- und Talbahn an. Beim Port de Cantó ist der Asphalt griffig. Ein Traum für einen klassischen Roadster mit Heckantrieb. Das hilft auch bei den 180-Grad-Kehren, wo wir dosierten Einsatz des Gaspedals den Vorderwagen einfangen, der mit dem mächtigen Motorblock gen Straßenrand drängt. Aber das soll uns nicht weiter stören, wir weiden uns an dem vollmundigen Fauchen der acht Zylinder und der unbändigen Souveränität aus dem Fünf-Liter-Hubraum. Jaguar F-Type 75 Cabrio / Bild: press-inform / Jaguar Faszination Jaguar F-Type 75
Das Cabrio kommt mit seinen 450 nicht ganz so brachial daher wie das F-Type R75 Coupé mit seinen 423 kW / 575 PS ist aber immer noch schnell genug. Nur noch mal zur Erinnerung die Leistungsdaten des Stoffmützen-Athleten: Der Sprint von null auf 100 km/h dauert 4,6 Sekunden und wer die Power komplett ausreizt, schafft 285 km/h. Für uns ist der schwächere der beiden Achtender die perfekte Wahl, da Leistung satt zur Verfügung steht und das Fahrwerk mit den adaptiven Dämpfern vor allem im Normal-Modus komfortabler ist als bei der R-Variante.
V8-Sound bleibt unerreicht
Wer schnell ist und sich ab April beim Händler ein Exemplar sichert, ist ab Sommer Oben-ohne unterwegs, da der F-Type nicht so viele Halbleiter an Bord hat wie neuere Modelle des britischen Autobauers. Die Chipkrise hat Jaguar Land Rover arg gebeutelt und 200.000 Vorbestellungen angehäuft. Die werden nach Marge abgearbeitet. Heißt: Die Modelle, bei denen die Marge am größten ist, werden zuerst produziert wie zum Beispiel ein Range Rover. Der F-Type, der im nächsten Jahr ausläuft, ist ein Brückenschlag in die Zukunft, da Jaguar ab Ende 2025 nur noch vollelektrische Fahrzeuge auf den Markt bringen wird und man muss kein Prophet sein, um zu vermuten, dass das erste BEV ein Sportwagen sein wird. Das ändert nichts an der Tatsache, dass der F-Type das Zeug zu einem Klassiker hat. Denn das Design ist heute noch so zeitlos schön wie vor zehn Jahren.
Dieser Artikel wurde verfasst von Wolfgang Gomoll
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