Jaguar

Jaguar F-Type R75 – Der Letzte seiner Art

Mit dem Jaguar F-Type R75 beenden die Briten eine Ära. Als Letzter seiner Art rollt der Sportwagen noch einmal auf die große Bühne, um dann für alle Zeit in den ewigen Jagdgründen zu verschwinden.

Das klingt nicht nur traurig, es ist es auch. Nach vielen Jahrzehnten voller heroischer Fahrzeuge mit großen Motoren, viel Leidenschaft und über die Maße erhabenem Stil verabschiedet sich die Marke zunächst vom Sportwagen – denn der F-Type wird in Kürze ohne einen Nachfolger eingestellt.

Und auch in Zukunft will Jaguar alle Weichen auf Elektromobilität stellen. Das meinen die Briten so ernst, dass sie mit einem der letzten F-Types etwas ganz Besonderes angestellt haben: Soundingenieure haben den Klang des letzten V8 aufgenommen und eine Kopie dieser Aufnahmen an die British Library, die Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs übergeben.

Der Claim lautete: „It won’t go quietly!“ – zu deutsch: „Er wird nicht leise gehen!“. Ob das stimmt, wollen wir im Rahmen des nachfolgenden Fahrberichts klären. Zur Verfügung stand uns für diesen Test ein Jaguar F-Type R75 als Cabrio im zeitlos-schicken British Racing Green.

Exterieur – Zart modifiziert

Als letztes Sondermodell zeigt sich der Jaguar F-Type R75 recht dezent. Will heißen, es gibt keine großen Auffälligkeiten, was irgendwie schon immer der Marke entsprochen hat. Unser Testwagen gleicht in weiten Teilen dem bereits getesteten F-Type R Coupé. Als Cabriolet wartet er allerdings mit einer veränderten Silhouette auf, die wir durchaus als reizvoll beschreiben möchten.

Das Stoffverdeck spannt sich Roadster-konform über die Fahrgastzelle. Das geschieht elektrisch und bereits der Vorgang als solches zeigt die Liebe zum Detail. Ansonsten wartet unser Testwagen mit der für Jaguar bekannten Lackierung in British Racing Green auf. Dieses schicke Dunkelgrün steht auch dem F-Type hervorragend, lässt ihn nicht sonderlich aus der Masse herausstechen, aber verleiht ihm eine zeitlose Eleganz.

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Der F-Type ist auch als Sondermodell eine elegante Erscheinung…

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…die besonders im Farbton British Racing Green…

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…richtig gut zur Geltung kommt…

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…und das sowohl am Heck…

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…als auch am Rest des Fahrzeugs.

Hinweise auf das Sondermodell sind, wie bereits erwähnt, rar gesät. Da wäre das serienmäßige Black-Design-Pack, welches sämtliche Marken- und Modell-Badges am Fahrzeug in Schwarz taucht. Hinzu kommt eine kleine Plakette an den vorderen Kotflügeln, welche die Silhouette des F-Type nachzeichnet. Diskreter geht es kaum.

Am Heck kommt noch immer die leicht nach oben angewinkelte Vierrohr-Abgasanlage zum Einsatz, welche auch Laien zeigt, dass hier kein Kind von Traurigkeit vor einem steht. Insgesamt gefällt der F-Type auch als Cabriolet und verströmt auch nach einigen Jahren Bauzeit noch immer kein altbackenes Flair.

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Interieur – Premium bleibt Premium

Im Innenraum des Jaguar F-Type R75 bleibt ebenfalls alles wie gehabt. Der Zweisitzer bietet auch als Cabrio überaus komfortable und mit feinem Windsor Leder bezogene Sitze, die in Sachen Komfort und Seitenhalt keinen Grund für Kritik bieten. Unser Testwagen verfügte zudem über das erweiterte Premium-Leder-Paket für 894 Euro, sodass hier auch die Cockpit-Abdeckung, die Unterseite der Armaturentafel, Armlehne und Haltegriffe, die Mittelkonsole sowie die mittleren und oberen Türverkleidungen mit Windsor Leder bespannt sind.

Was bereits optisch hochwertig erscheint, ist auch olfaktorisch eine Wonne. Im F-Type riecht es selbst bei geöffnetem Verdeck, wie in einer Burberry-Boutique. Die Anordnung der Bedienelemente ist dabei gleich geblieben – zum Glück! Denn auch Novizen finden sich in diesem Innenraum schnell zurecht. Die Klimaeinheit hat weiterhin ihre eigene Etage, verfügt zudem über einige Schnellwahltasten. Und auch die Mehrfachbelegung der Drehregler für Temperatur, Gebläsestufe und Sitzheizung beziehungsweise -belüftung ist nach dem ersten Ausprobieren sofort verinnerlicht.

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Der Innenraum wirkt sehr hochwertig.

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Die Liebe zum Detail ist an vielen Stellen sichtbar.

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Als außerordentlich bequem erwiesen sich die Sitze.

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Der Kofferraum schluckt leider nur 132 Liter.

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Der kleine Druckknopf fürs Handschuhfach trägt eine Gravur.

Dass Jaguar noch immer großen Wert auf die Liebe zum Detail legt, wird an vielen Stellen deutlich. Neben dem üppigen Einsatz feinsten Leders gibt es an diversen Stellen kleine Markenschriftzüge, teilweise samt Gründungsjahr. Und auch die Kontraststeppung untermalt den hochwertigen Anspruch der britischen Premium-Marke. Das Sondermodell erkennt man hier übrigens an der kleinen F-Type Silhouette oberhalb des Zentralbildschirms.

Als Cabriolet stehen im Jaguar F-Type R75 überschaubare 132 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung. Das Coupé offeriert hier 310 Liter.

Motor und Fahreigenschaften des Jaguar F-Type R75

Angetrieben wird der Jaguar F-Type R75 von einem fünf Liter großen Achtzylinder mit Kompressoraufladung und 575 PS. Die Leistungsdaten decken sich mit dem klassischen „R“ beziehungsweise dem „P575“. Da wir diesen Antrieb bereits im Coupé testen konnten, beschränken wir uns in diesem Kapitel auf die Modifizierungen des Sondermodells.

Denn man hat sich bei Jaguar nicht damit zufrieden gegeben, der letzten Edition einfach nur ein paar optische Änderungen zu verpassen. Vielmehr hat man sich auch an die Achillesferse gewagt: dem Fahrwerk des Sportwagens. So kommen an der Hinterachse leichtere und steifere Achsschenkel aus Aluminium-Druckguss zum Einsatz. Auch wurden die Radlager vergrößert. Modifizierte obere Kugelgelenke sollen derweil die Spur- und Sturzkonstanz verbessern.

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Am Sondermodell sind die Badges in Schwarz gehalten.

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Die Abgasanlage erhält eine R-Gravur.

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Der Motor leistet bärenstarke 575 PS.

Das klingt jetzt erst einmal sehr technisch und langweilig. Wer sich allerdings mit dem F-Type beschäftigt hat, weiß um dessen Schwachstellen beim Thema Fahrwerk. Umso spannender war es, ebendiese Neuerungen ausgiebig zu prüfen und die Ergebnisse festzuhalten. Wir können sagen: Die Maßnahmen haben im Großen und Ganzen geholfen, der F-Type liegt nun bei höheren Geschwindigkeiten (jenseits der 200 km/h) deutlich ruhiger auf der Fahrbahn. Allerdings bleibt er in Kurven noch immer ein wenig nervös, kommt nicht an die stoische Mentalität eines BMW M8 oder die abartige Lässigkeit eines Porsche 911 Turbo heran.

Vielmehr bleibt er – gerade als Cabriolet – der ewige Gentleman, der mit ausgeprägten Cruiser-Eigenschaften zu überzeugen weiß. Bei geöffnetem Verdeck können Fahrer und Beifahrer also sehr entspannt wahlweise über die Boulevards deutscher Großstädte flanieren oder bei Landstraßentempo die Frischluftkur genießen. Der Wind bleibt dabei weitgehend draußen, erst ab Autobahnrichtgeschwindigkeit dürften zarte Frisuren auf eine harte Probe gestellt werden.

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Die Stahlbremsen reichen vollkommen aus.

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Die Heckansicht verströmt immer noch ein bisschen E-Type-Flair.

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Die Front mit den vielen schwarzen Anbauteilen wirkt grimmig.

Im Übrigen rollte unser Testwagen mit den Standard-Stahlbremsen zu uns. Diese sind aus Sicht der Redaktion auch vollkommen ausreichend. Die optionalen Keramikbremsen sollten nur dann in den F-Type wandern, wenn dieser auch regelmäßig die Rennstrecke sieht. Ist das nicht der Fall, kann man sich diese Investition schenken.

In Sachen Verbrauch scheinen die Ingenieure ebenfalls noch einmal Hand an den Antrieb gelegt zu haben. Trotz gleicher Leistung konnten wir einen durchschnittlichen Kraftstoffkonsum von gerade einmal 11,2 Litern notieren, Das liegt nur einen guten halben Liter oberhalb der Werksangabe und darf als sehr human gelten. Zum Vergleich: Das von uns im Jahr 2021 getestete Coupé mit gleicher Motorisierung kam noch auf einen gemessenen Durchschnittsverbrauch von 12,5 Litern. Wer dem F-Type die Sporen gibt, erntet auch mal 18 Liter. Wer es hingegen ruhig angehen lässt, erhält als Dank vom Briten 7,7 Liter als Ergebnis.

Ausstattung, Komfort, Sicherheit

Bereits ab Werk ist der Jaguar F-Type R75 reichhaltig ausgestattet. Als Sondermodell mit einem Grundpreis von über 141.000 Euro sollte das allerdings auch so sein. Doch auch hier gilt: Eine Optionsliste ist immer dabei. Daher gehen wir nachfolgend auf die wichtigsten Features ein, die uns im Test aufgefallen sind.

Da wäre zunächst das bereits angesprochene, erweiterte Premium-Leder-Paket. Dem Umstand geschuldet, dass der Innenraum hier noch hochwertiger daherkommt, empfehlen wir dieses Paket uneingeschränkt. Die gut 800 Euro, die hierfür aufgerufen werden, sind aus unserer Sicht zudem fair.

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Auch beim Sondermodell fahren die Griffe elektrisch aus.

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Das Lenkrad liegt bestens in den Händen und ist auf Wunsch beheizt.

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Die Automatik sortiert die Gänge immer passend.

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Die Raubkatze erhielt auch vorne eine schwarze Beschichtung.

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Egal, ob offen oder geschlossen, der F-Type fährt immer mit Stil vor.

Etwas kostspielig, aber durchaus sinnvoll ist das Klima-Paket. Für 1.067 Euro gibt es eine beheizte Frontscheibe und eine sehr gute Lenkradheizung. Die Klimaautomatik erhält zudem eine zweite Zone. Der Totwinkel-Assistent kommt ebenfalls im Paket zusammen mit einem Querverkehrswarner hinten. Die hierfür aufgerufenen 510 Euro sollten auf jeden Fall investiert werden.

Sitzheizung und Belüftung arbeiteten während unserer Testfahrten zügig und ohne Auffälligkeiten. Auch sie sind im Paket zu haben und kosten weitere 1.100 Euro. Ein kleiner Aufpreis in Höhe von 50 Euro wird für die Fußmatten fällig, wenn diese in Nubuk-Leder eingefasst sein sollen. Und auch der Luftqualitätssensor wird mit humanen 84 Euro eingepreist.

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Die Tachoeinheit ist digital ausgeführt.

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Das Infotainment ist einfach in dessen Bedienung.

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Das Soundsystem erwies sich als gut.

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Die Mehrfachbelegung der Klima-Schalter ist schnell begriffen.

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Die Rückfahrkamera ist bei geschlossenem Verdeck unerlässlich.

Abschließend noch ein Wort zum 357 Euro teuren Parkassistent. Grundsätzlich ist der F-Type kein wirklich großes Auto. Die Übersichtlichkeit ist bei geschlossenem Verdeck allerdings nicht sonderlich berauschend, sodass über die Anschaffung dieses Assistenten zumindest nachgedacht werden kann. Auf der anderen Seite – und das haben wir mehrfach ausprobiert – lässt sich der Jaguar F-Type R75 dank serienmäßiger Rückfahrkamera und Parksensoren ringsum auch manuell nach kurzer Eingewöhnung einfach einparken.

Varianten und Preise des Jaguar F-Type R75

Der Jaguar F-Type rollt mit hohem Tempo auf sein Ende zu. Aber noch gibt es ihn – und zwar in insgesamt drei Versionen. Zunächst die beiden Sondermodelle:

  • 75 – Ab 105.500 Euro beginnt der Einstieg in die Welt der achtzylindrigen F-Types. Der 5,0-Liter-V8 leistet hier 450 PS, Heckantrieb ist Standard. Wer Allrad präferiert, muss mindestens 111.800 Euro berappen. Als Cabrio steht der 75er mit 113.000 (RWD) beziehungsweise 119.300 Euro (AWD) in der Preisliste.
  • R75 – Der R75 leistet 575 PS aus seinem ebenfalls fünf Liter großen Achtzylinder. Allrad ist immer serienmäßig an Bord. Als Coupé müssen mindestens 134.300 Euro an den Händler überwiesen werden. Das V8-Allrad-Cabrio beginnt bei 141.800 Euro.

Wer keines der beiden Sondermodelle wünscht, erhält den britischen Sportwagen noch als vierzylindrigen P300 in der Ausstattungslinie R-Dynamic. Heckantrieb gilt hier als gesetzt. Als Coupé startet der Vierzylinder bei 72.100 Euro, für das Cabrio werden mindestens 79.600 Euro fällig. Alle noch angebotenen F-Type-Versionen rollen alternativlos mit einem Achtgang-Automatikgetriebe zum Kunden.

Fazit – Sondermodell mit Legendenstatus

75 Jahre – das ist ein ganzes Leben. So lange baut Jaguar bereits Sportwagen und noch sind einige zu haben. Der F-Type dreht nun seine letzten Runden und die Marke hat sich für die Zukunft zur E-Mobilität bekannt. Ob das gut ist? Wir sind uns da nicht so sicher.

Ungeachtet dessen wird der Jaguar F-Type R75 dem Image der Marke gerecht und bildet einen würdigen, wenn auch traurigen Abschluss der Baureihe. Sein Preis ist sicherlich nicht als Schnäppchen zu verstehen, doch sind wir uns auch sicher, dass der F-Type in Zukunft ein beliebtes Sammlerstück werden dürfte.

jaguar f-type r75 – der letzte seiner art

Er tritt bald den Abschied an – Wir hoffen dennoch, dass er einen (würdigen) Nachfolger erhalten wird.

In Sachen Fahrwerk ist er noch immer ein Stück von der Perfektion entfernt. Doch als gediegener Cruiser dürfte er nicht nur für den elitären Gentleman eine gute Wahl sein. Da aktuell mit Lieferzeiten von rund fünf Monaten zu rechnen ist, können Interessenten sich noch ein Fahrzeug sichern. Wie lange die Konfiguratoren geöffnet bleiben, ist noch nicht ganz klar.

In jedem Fall konnte das Sondermodell in unserem Test mit zeitloser Eleganz, potentem V8-Sound und extrem guter Verarbeitung glänzen. Wir hoffen, dass auch die letzten Modelle einen Besitzer finden, der solch ein Fahrzeug zu schätzen weiß und die nächsten Jahre eine innige Liaison mit seinem motorisierten Begleiter führt.

Pro & Contra

Pro:

  • Hochwertige Verarbeitung
  • Angemessener Verbrauch
  • Bildschöne Optik

Contra:

  • Hoher Anschaffungspreis
  • Noch immer keine perfekte Fahrwerksabstimmung

Konkurrenz: BMW M8, Porsche 911 Turbo, Corvette C8, Aston Martin DB11, Bentley Continental GT V8

Technische Daten: Jaguar F-Type R75 Cabriolet

  • Farbe: British Racing Green Metallic
  • Fahrzeugklasse: Sportwagen
  • Länge x Breite x Höhe (m): 4,47 x 1,92 (2,04 mit Außenspiegeln) x 1,31
  • Radstand (mm): 2.622
  • Antrieb: V8 Ottomotor mit Kompressor und OPF
  • Hybridart: —
  • max. Leistung: 423 kW (575 PS) bei 6.500 rpm
  • max. Drehmoment (Nm): 700 bei 3.500 bis 5.000 rpm
  • Hubraum (ccm): 5.000
  • Getriebe: 8-Gang-Automatik
  • Antriebsart: Allrad
  • Durchschnittsverbrauch (WLTP) (l/100km): 10,5
  • Durchschnittsverbrauch (NewCarz) (l/100km): 11,2
  • CO2-Emissionen (Werksangabe in g/km): 239
  • Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
  • Höchstgeschwindigkeit (km/h): 300
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 3,7
  • Wendekreis (m): 11,2
  • max. Bodenfreiheit (mm): 107
  • max. Kofferraumvolumen (l): 132
  • Leergewicht (kg): 1.790
  • Zuladung (kg): 360
  • Tankinhalt (l): 70
  • Kraftstoffart: Super E10
  • Neupreis des Testwagens (Euro inkl. MwSt.): 150.390 Euro (Basispreis: 141.800 Euro)

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