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EnBW verteuert Ladestrom von Fremdanbietern

Ab 5. Juni müssen mobility+-Kunden mit höheren Preisen rechnen, wenn sie fremdgehen. Dafür wird der Strom an EnBW-Säulen zwei Cent billiger.

„Wir machen das Laden für alle Autofahrer noch einmal einfacher. Es gibt nur noch einen Kilowattstundenpreis an EnBW-eigenen sowie einen an fremden Ladepunkten – egal ob für normales oder schnelles Laden, ob im In- oder Ausland, ob morgens oder abends, ob wochentags oder feiertags. Mehr Einfachheit, Kostentransparenz und Planungssicherheit bietet kein anderer Anbieter.“

So warb im November 2022 der damalige EnBW-Vertriebschef und „Mister E-Mobilität“ Timo Sillober für die neuen mobility+-Tarife. Mit der entsprechenden App oder Ladekarte konnten Fahrer von Elektroautos fortan zu Preisen zwischen 61 und 39 Cent pro Kilowattstunde an Schnellladepunkten von EnBW Strom zapfen, an den Ladepunkten anderer Anbieter für 65 bis 50 Cent – je nachdem, ob und wieviel der Kunde für eine monatliche Monatsgebühr zu zahlen bereit war. Teurer wurde es nur bei Ionity – da wurden für die Kilowattstunde 79 Cent aufgerufen.

Reaktion auf hohe Investitionskosten

Einfach, transparent und bequem – mit dem Konzept und dem Zugang zu über 600.000 Ladepunkten in Europa hat EnBW seitdem zahlreiche neue Kunden sowie in Tests etliche Preise gewinnen können. Einfach und bequem sollen Elektroautos mit der mobility+-App oder Ladekarte im sogenannten Hypernetz auch in Zukunft Strom tanken können. Doch ab 5. Juni wird die Transparenz ein wenig leiden. Denn EnbW führt dann variable Preise für das Laden bei anderen Netzbetreibern ein. Statt zu einem Fixpreis kostet die Kilowattstunde künftig zwischen 59 und 82 Cent – je nachdem, was der Betreiber der Ladesäule für angemessen hält.

Mit dem Abschied vom Einheitspreis reagiert EnBW auf die anhaltend hohen Kosten beim Aufbau des eigenen Schnellladenetzes mit rund 4500 Ladepunkten in Deutschland – und die weiterhin geringen Gewinne, die damit erwirtschaftet werden, geht aus einer Pressemitteilung des Unternehmens hervor.

enbw verteuert ladestrom von fremdanbietern

Trau, schau, wem Vor dem Start des Ladevorgangs sollten mobility+-Kunden ab Juni erst einmal in der Smartphone-App schauen, was der Strom kostet: Statt eines Einheitspreises gelten an Ladesäulen der EnBW-Roamingpartner variable Tarife. Foto: EnBW

„Der Ausbau der Elektromobilität ist eines der großen Infrastrukturprojekte in Deutschland auf dem Weg zur im Verkehrssektor notwendigen CO2-Reduktion“, wird dort Sillober-Nachfolger Jürgen Stein zitiert, der nach Informationen aus dem Unternehmen ein „operativ positives Ergebnis“ aus dem Ladegeschäft anstrebt. Heißt: Der Ausbau des EnBW-Schnellladenetzes wird fortgeschrieben – aber mit Mischkalkulationen und einer Subventionierung der Strompreise droht das Geschäft in die Verlustzone zu rutschen. „Wir haben alles durchdekliniert“, heißt es dazu aus der Konzernzentrale. Aber bei den aktuellen Einheitstarifen komme die EnBW zu schlecht weg. Vor allem dann, wenn die Kunden an „fremden“ Ladesäulen Strom zapfen.

Fremd-Laden kann teuer werden

Mit einer Preissenkung um zwei Cent an den eigenen Ladepunkten – und das ist die gute Nachricht – versucht die EnBW nun, die Ertragslage zu optimieren: Die Einkaufspreise für den Strom kann das Unternehmen hier besser steuern. Auch könnte das noch mehr Fahrer von Elektroautos motivieren, einen M- oder L-Ladetarif mit monatlichen Grundgebühren von 5,99 oder 17,99 Euro zu wählen – und bei der Suche nach einer Stromtankstelle die EnBW-Säulen zu favorisieren. Denn nur dort gelten künftig Festpreise. Bei allen anderen Standorten müssen Fahrer von Elektroautos vor dem Start des Ladevorgangs künftig per App prüfen, was sie der Strom dort kostet – wenn sie keine böse Überraschung erleben wollen.

Immerhin garantiert EnBW eine Obergrenze von 82 Cent/kWh – manche Ladesäulenbetreiber rufen mittlerweile bis zu 1,11 Euro auf, wie kürzlich eine Analyse von TheonData und Cirratic für den „Charging Radar“ von EDISON ergab. Um nicht in solche Fallen zu tappen, besteht in der mobility+-App künftig die Möglichkeit, zur Kostenkontrolle bei der Suche nach Ladestationen eine Preisobergrenze zu setzen oder bestimmte Ladeanbieter von vornherein auszuschließen.

ADAC-Kunden verlieren Vorteils-Tarif

Betroffen von den Änderungen sind übrigens auch Haushaltsstrom – und Gaskunden von EnBW, die bisher einen Vorteils-Tarif genossen. Und gekippt hat der Energieversorger auch die Kooperation mit dem Automobilclub ADAC: Besitzer der ADAC e-Charge-Karte (Eigenwerbung ADAC: „Die ideale Ergänzung zur mobility+-App“) müssen fortan den vollen Strompreis zahlen. Derzeit bekommen sie an den Ladestationen im Hypernetz noch einen Rabatt von zehn Cent pro Kilowattstunde.

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