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Elektroautos: BYD bremst deutsche Premiumhersteller aus

elektroautos: byd bremst deutsche premiumhersteller aus

Gegenstand der Neugier: ein chinesisches BYD-Elektrofahrzeug auf der Gaikindo International Auto Show 2024 in Tangerang, Indonesien

Alarmierende Infos: Die operativen Gewinne der deutschen Autofirmen sind im ersten Halbjahr 2024 um 18 Prozent eingebrochen, so eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Der EY-Autospezialist Constantin Gall: „Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht.“ Das liege vor allem an China, „der Verdrängungswettbewerb ist brutal“. Laut einer neuen Umfrage der Unternehmensberatung Horváth & Partner unter Autoführungskräften wollen 60 Prozent der Hersteller in Deutschland Stellen abbauen.

„Warnende Stimmen wurden nicht gehört. Jetzt bekommen wir die Quittung“, kommentiert Dietmar Voggenreiter, Senior Advisor bei Horváth, ehemals Audi-Vorstand und langjähriger China-Chef von Audi: „Es sind nicht die staatlichen Spieler, die überrascht haben, sondern die Privatunternehmen.“ Staatliche Subventionen kombiniert mit der Wirtschaftspolitik seien schon mitverantwortlich für die Stärke, aber eben nicht nur. Vielmehr seien die chinesischen Hersteller inzwischen schneller, innovativer und effizienter als ihre deutschen Kollegen.

Zum Beispiel BYD. Erstmals seit 1986, als der VW Santana in China auf den Markt kam, ist Volkswagen nicht mehr der führende Autohersteller dort. Das ist jetzt BYD mit über drei Millionen verkauften Autos 2023 – deutlich mehr als BMW (2,7 Mio.), Mercedes (2,5 Mio.) und Audi (1,9 Mio.) weltweit.

Der Han, eine Mischung aus Limousine und Sportwagen, ist das erste Modell, mit dem BYD sich international ins globale Premiumsegment vorwagt. Mit seinen beiden E-Motoren, 517 PS Leistung und Allradantrieb führte der Han 2023 in China das E-Segment an. In Deutschland ist dort der EQE von Mercedes zu Hause, der i5 von BMW oder von Audi der A6 e-tron.

Der Han, der es in 3,9 Sekunden von 0 auf 100 schafft, wurde bereits mehr als 500.000 Mal verkauft. Von solchen Zahlen können EQE, A6 e-tron und der BMW i5 nur träumen. Mit einem Bosch-Bremssteuerungssystem, Bremsen des italienischen Sportbremsenherstellers Brembo und einer ZF-Federungssteuerung aus Friedrichshafen fährt das chinesische Auto mit den Deutschen auf Augenhöhe. Hinzu kommt eine fette Serienausstattung inklusive, die deutsche Wettbewerber blass werden lässt. Vorzeigbar ist der Wagen auch: Das international preisgekrönte Design stammt von Wolfgang Egger, dem ehemaligen Designchef von Audi.

Das markiert schon jetzt eine Zeitenwende in der Autogeschichte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Landwind, das erste vom ADAC getestete China-Auto, 2005 das schlechteste Testergebnis in der Geschichte der ADAC-Crashtests eingefahren hatte. BYD hingegen schaffte seinen europäischen Markteintritt 2022 mit einem 5-Star-Rating des Euro NCAP – mehr geht nicht.

Besonders schmerzhaft für die deutschen Hersteller ist der Preis des BYD: Während die gleichwertigen deutschen Modelle schnell bei 110.000 Euro liegen, ist der Han für 69.000 Euro zu haben. In China kostet das gleiche Premiummodell unfassbare 26.000 Euro. Das große Glück für die deutschen Hersteller: In Europa weiß das noch (fast) niemand, weswegen sich der Han auch kaum verkauft. Die Fußball-EM zu sponsern, reicht eben nicht. Dennoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis BYD loslegt.

Zur Erfolgsstory gehört auch, dass BYD trotz günstiger Preise in den letzten Jahren eine Gewinnmarge von rund fünf Prozent hingelegt hat. Im zweiten Quartal dieses Jahres ist der Gewinn erneut um ein Drittel gestiegen. Die 17 Prozent EU-Zölle kann BYD also schlucken. Vor allem, weil Brüssel die Zölle nicht endlos nach oben schrauben kann, ohne dass die deutschen Autobauer ihrerseits auf die Barrikaden gehen. Während nämlich die Chinesen den europäischen Markt nicht unbedingt benötigen, ist es bei den Deutschen andersherum.

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