Smart

Der gelungene 2023 smart #1 Premium im ersten Test!

Vorsicht Konkurrenz: Hier kommt ein harter Brocken. Beim smart #1 Premium ist nahezu jede Seite die Schokoladenseite. Obendrein bleibt er auch noch leistbar. Der Test.

smart #1 Premium: Mehr als anderswo!

Ich werde nicht müde zu betonen, dass die Klasse der kompakten E-Autos immer voller wird, was ich sehr begrüße. Ein wundervoller Novize ist der smart #1, der nach zwei Verschiebungen nun endlich bei den österreichischen Händlern ankommt. Novize trifft hierbei gleich in zweierlei Hinsicht zu. Nie zuvor war ein smart 4,27 Meter lang und nie zuvor kam ein smart aus dem Reich der Mitte. Doch seit 2020 gehört smart zu 50 Prozent zu Geely. Die anderen 50 Prozent hat sich Daimler behalten. Und nun rollt das Erstlingswerk des Joint Ventures zu den Händlern. Das ist aus mehrerlei Hinsicht schlau:

  • Während andere China-Marken erst um die Kundenakzeptanz kämpfen müssen, ist „smart“ den meisten Europäern ein vertrauter Begriff. Das schafft einen Vorteil im asiatischen Haifischbecken (BYD, NIO, …).
  • Die Kooperation mit Mercedes-Benz hat den Vorteil, dass das hiesige, gut ausgebaute Händlernetz genutzt werden kann.

Nicht unerwähnt sei auch das vorhandene Verständnis für europäischen, gar deutschen Qualitätsanspruch. Der smart #1 Premium hat von vorne bis hinten Hand und Fuß. Vom vorhandenen Frunk (15 l), über große Tasten am Lenkrad, Head-up-Display, Gurthöhenverstellung, Materialauswahl, einer verschiebbaren, zigfach in der Lehnenneigung verstellbaren Rücksitzbank mit Skidurchreiche bis hin zum Fahrwerk, dem Antrieb und der Ladeleistung. Der #1 ist mit Sicherheit einer der erwachsensten Kompakt-Stromer. Doch ich wäre kein Filou, fände ich nicht auch hier Verbesserungspotenzial.

Infotainmentsystem zu verschachtelt.

Beim Infotainmentsystem zum Beispiel: Die Menüs sind verschachtelt bis zum Geht-nicht-mehr. In einem Menü kann die Rekuperation von Standard auf Stark gestellt, im nächsten dann One-Pedal-Driving – nach Abwarten eines 10-sekündigen Gefahren-Disclaimers – aktiviert werden, statt dies einfach über Schaltwippen am Lenkrad zu ermöglich – so wie es z. B. der kürzlich gefahrene Hyundai KONA Elektro tut. Mittlerweile typisch asiatisch ist auch der Aufmerksamkeitsassistent, der ungemein aggressiv eingestellt ist. Er lässt sich zwar deaktivieren, doch nach jedem Neustart ist der Kontrolleur wieder aktiv. Auch die Verkehrszeichenerkennung braucht ein Update, damit sie seltener Fehlinformationen anzeigt. Der Lenkassistent kann nur bis 130 km/h nach Tacho – echten 126 km/h – und der Tempomat nur mit aktivem Abstandsradar genutzt werden, und den Status der Sitzheizung zu erkennen ist nicht nur für Leute mit Farbsehschwäche ein Problem. Keine Sorge, all das wissen die verantwortlichen Produktentwickler spätestens seit meinem Besuch der Europapremiere des größeren Bruders #3 in München. „Die Sprachbedienung sei sehr ausgereift und für einige Befehle der schnellste Weg.“ Baldige Verbesserungen wurden dennoch in Aussicht gestellt. Die kommen dann via Software-Update „over the Air“, also übers Internet, ins Auto. Heutzutage zum Glück „ein Leichtes“ und so kam auch während meines Testzeitraums ein Update herein. Die Übersetzungsfehler wurden dennoch nicht alle behoben [;-}].

der gelungene 2023 smart #1 premium im ersten test!

Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Viel Wumms dank 272 PS im smart #1!

All das tut der Freude am Fahren jedoch keinen Abbruch. Dank der herausragenden 272 PS zieht der Hecktriebler nahezu sämtlicher Konkurrenz die Butter vom Brot, beschleunigt in 6,7 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Und für Freunde des noch rasanteren Antritts gibt es mit dem #1 Pulse und dem #1 BRABUS noch zwei eiligere Gesellen mit Allradantrieb. Mein #1 Premium hingegen fährt mit Heckantrieb vor. Das schafft nicht nur Platz für einen Frunk, sondern auch mehr Raum für die lenkenden Vorderräder. Der Wendekreis beläuft sich auf brauchbare 11 Meter. Fahrwerk und Lenkung sind vollkommen unauffällig. „Poltern“ oder „gefühlslos“ sind hier Fremdworte.

Premium auch beim Laden!

Blöd aus der Wäsche schaut die Konkurrenz auch bei der Ladeleistung bzw. -dauer. Das fängt schon AC- also Wechselstromseitig an. Während andere – gefühlt gerade so – serienmäßig mit 11 kW nachladen können, wird schon die „Basisvariante“ smart #1 Pro+ mit einem 22 kW Onboard-Lader nach Europa verschifft. Ziemlich Premium und in Wahrheit auch ziemlich praktisch. Denn so lohnt sich das Anstecken am Supermarktparkplatz oder in der Stadt auch mal nur für eine halbe Stunde. Und selbst von ganz leer auf ganz voll ginge es damit in überschaubaren drei Stunden.

Beim Laden mit Gleichstrom (DC) lässt sich der #1 nur von vereinzelten Konkurrenten abziehen. smart spricht von „unter 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent“ und dieses Versprechen hält er im Test ein. Angesteckt bei vier Prozent, dauerte es exakt 32 Minuten von 5–80 Prozent beziehungsweise 29 Minuten und 48 Sekunden von 10–80 Prozent. Bei ähnlich großer Batterie (66 kWh brutto, 62 kWh netto) waren im Test bislang nur der BMW iX1 (27:15 min) und MG4 Electric (25:10 min) schneller. Die maximale Ladeleistung liegt bei 150 kW – ebenfalls ein Spitzenwert im Segment.

der gelungene 2023 smart #1 premium im ersten test!

Ladeleistung über Ladezeit

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Ladeleistung über SoC

der gelungene 2023 smart #1 premium im ersten test!

Ladeleistung-Vergleich

Image © Raphael Gürth/autofilou.at

Reichweite des smart #1 Premium klassenüblich

Und weil sich der Verbrauch des 1,8-Tonners bei sommerlichen Temperaturen mit ~14 kWh/100 km innerstädtisch bzw. 23,0 kWh/100 km bei 130 km/h (nach GPS, nicht Tacho!) in Grenzen hält, geht auch die Reichweite in Ordnung. 450 Kilometer im urbanen Raum bzw. 270 Kilometer auf der Langstrecke sind keine Rekordwerte, dank des schnellen Nachladens jedoch akzeptabel. Bessere Reichweiten verhindert mitunter der „hohe“ cW-Wert von 0,29. Anmerkung: Der flachere und längere Bruder #3 kommt auf 0,27.

Der gemischte Testverbrauch belief sich auf 19,0 kWh/100 km bzw. knapp 330 Kilometer Reichweite. Nach WLTP sind es bei smart #1 Premium 16,8 kWh/100 km und 440 Kilometer Reichweite.

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Erstkontakt mit dem smart #3 in München!

Noch vor seiner Europapremiere, kommende Woche auf der IAA, durfte ich in den Goldberg Studios in München einen ersten Blick auf den neuen smart #3 werden. Er kommt als sportlicher Bruder des #1 Anfang 2024 auf den Markt.

Zum Artikel

smart #1 günstiger als meiste Konkurrenz!

Erstaunlich: Bei all den Annehmlichkeiten und der Verarbeitungsqualität, hält sich der ausgerufene Preis des smart #1 in Grenzen. Los geht’s beim #1 Pro+ bei 43.400 Euro ohne Abzug jeglicher Förderungen. Dafür gibt’s bereits ein 360-Grad-Kamerasystem, Parksensoren vorne und hinten, 22-kW-Lader, Panoramaglasdach, Zwei-Zonen-Klimaanlage und Sitzheizung vorne. Also schon mehr als man braucht. Mein smart #1 Premium-Testwagen kostet 2.500 Euro mehr (45.900 €) und inkludiert Matrix-LED-Scheinwerfer, 12 statt 8 Parksensoren, ein Head-up-Display, Beats®-Soundsystem sowie eine Wärmepumpe. Zum Vergleich: Bei 45.640 Euro fängt der Renault Megane E-Tech mit großer Batterie überhaupt erst an. Und den neuen Hyundai KONA Elektro gibt es selbst mit der kleinen Batterie erst ab 44.990 Euro. Nur bei der Garantie sollte smart nachlegen. Drei Jahre sind nicht mehr Standard. Der liegt mittlerweile bei fünf Jahren.

der gelungene 2023 smart #1 premium im ersten test!

Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite | Picture © autofilou.at

Fazit

Der 2023 smart #1 Premium überzeugt auf vielen Ebenen. Er fährt sich leise und rollt komfortabel ab, lädt in Windeseile und ist nicht nur preislich attraktiv – das Platzangebot ist top. Den cW-Wert und damit erhöhten Verbrauch werden sie kurzfristig nicht nachziehen können, die verschachtelte Menü-Struktur des Infotainmentsystems hingegen schon (Versprochen ist schließlich versprochen ;-)). Alles in allem fährt der #1 für mich ganz klar im Spitzenfeld aller aktuellen Kompakt-Stromer mit. Erstlingswerk gelungen!

der gelungene 2023 smart #1 premium im ersten test!

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