Caravaning

Camper-Tour mit Umwegen - Leser-Tour Beaume in Südfrankreich

Endlich mal wieder nach Südfrankreich, natürlich zum Campingurlaub. promobil-Leser Frank Bolte erzählt von seiner Bulli- und Boot-Tour mit unerwartetem Ziel.

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Nach einigen Stunden im dichten Anreiseverkehr verlassen wir die Autobahn und legen bei Tournon-sur-Rhône eine Übernachtung ein.

Eigentlich soll zunächst nach St. Aygulf an die Côte d’Azur gehen, danach zur Ardèche und ihren Nebenflüssen Beaume und Chassezac. Wir schauen im Internet, ob noch Plätze zu bekommen sind: in St. Aygulf ist nichts zu machen, auch an Ardèche und Chassezac sind die ins Auge gefassten Plätze belegt, nur in Rosières an der Beaume können wir einen Platz für fünf Nächte reservieren.

Den buchen wir. Wenn wir erst mal da sind, finden wir bestimmt Anschlussplätze an Ardèche und Chassezac – da gibt es Plätze wie Sand am Meer.

Frühmorgens geht es los: Aufgrund gesperrter Autobahnen im Raum Köln führt uns das Navi über Frankfurt, Mainz (schönen Dank für das Erinnerungsfoto) und Saarbrücken bei Metz auf die französische Autobahn – eine völlig neue Strecke für uns. Dichter Verkehr an diesem Sonntag, aber es rollt. Bei Tournon-sur-Rhône verlassen wir die Autobahn und stehen rechtzeitig zum Abendessen auf dem Campingplatz Les Acacias. Wir freuen uns schon auf eine leckere Pizza, aber heute ist Paella-Tag – was soll’s.

Am anderen Morgen nehmen wir nicht den schnelleren Weg über die Autobahn. Es geht auf schmalen, kurvenreichen Nebenstrecken hinauf ins Zentralmassiv. Wir sind fast allein unterwegs und genießen die Landschaft. Die Kurverei nimmt kein Ende – die ersten zwei Stunden komme ich über den dritten Gang nicht hinaus. Über Lamastre, Privas und Aubenas queren wir bei Vogüé erstmals die Ardèche.

Camping Domaine Arleblanc an der Beaume-Schlucht

Mittags sind wir in Rosières und finden den Camping Domaine Arleblanc am Eingang der Beaume-Schlucht. Eine geräumige Stellfläche mit schattenspendenden Bäumen wird uns zugewiesen; wir sind sehr zufrieden. Zwischen den Stellplätzen und der Beaume mit ihren Felsen und Badestellen liegt dann noch ein Wiesenstreifen – malerisch schön ist es hier.

Als Erstes erkunden wir die Umgebung und gehen einen steilen Weg hinauf auf den Höhenzug hinter dem Campingplatz. Bald erreichen wir auf halber Höhe einen wundervollen Aussichtspunkt mit Picknickbänken, dann steigen wir über eine Blumenwiese mit unzähligen Schmetterlingen und anderen Insekten weiter auf. Unverhofft stehen wir vor dem Tour de la Vierge von Chapias, den man besteigen und einen herrlichen Rundblick genießen kann.

Im Südosten sieht man den markanten Rocher du Sampzon, der schon nah am berühmten Felsdurchbruch zu Beginn der Schluchtstrecke der Ardèche bei Vallon liegt. Der weitere Weg bietet herrliche Ausblicke in die Gorges de la Beaume, dann steigen wir ab nach La Charve und wandern vorbei an Feldern mit Weinstöcken zurück zu unserem Platz.

Auf Camping Domaine Arleblanc fühlen wir uns auf Anhieb wohl: Restaurant, Rezeption und Minimarkt sind in den alten Gemäuern eines Landguts untergebracht. Davor befindet sich der von 100-jährigen Linden beschattete Veranstaltungsplatz, an dessen Rand sich die Mitarbeiter zu den Mahlzeiten an einer langen Tafel treffen – Frankreich wie aus dem Bilderbuch.

Die meisten CamperInnen kommen aus Frankreich, oft Familien mit Großeltern, Kindern, Enkeln und Hunden auf mehreren Plätzen, die sich zu den Mahlzeiten auf einem Platz versammeln; dazu kommen einige aus Belgien und Holland sowie eine Handvoll Deutsche. Viele besuchen schon seit Jahren diesen Platz, der eine freundlich-familiäre Atmosphäre ausstrahlt. Nachmittags setzt regelmäßig eine kleine Völkerwanderung zum Veranstaltungsplatz ein, wo fast täglich Boule-Turniere stattfinden.

Wir stehen mit unserem Bulli mitten zwischen den französischen Familien und fühlen uns so wohl, dass wir erst mal um zwei Nächte verlängern. Wir müssen zwar von Platz zu Platz springen, aber das ist kein Problem, da wir kein Vorzelt mitgenommen haben und zu faul waren, das Tarp aufzustellen.

Rafting auf der Beaume

Haben wir in der Beaume bisher nur gebadet, wollen wir die Schluchtstrecke jetzt mit unseren Packraft-Booten befahren. Diese leichte Wildwasserstrecke ist in Paddlerkreisen für ihre landschaftliche Schönheit bekannt, wird aber fast nur im Frühjahr und Herbst befahren, weil im Sommer der Wasserstand zu niedrig ist.

Uns ist klar, dass wir mehrere Flachstellen umtragen müssen, aber mit unseren nur knapp vier Kilo schweren Packrafts müsste das gehen. Frohen Mutes setzen wir vor dem Campingplatz ein und sind fasziniert von der Schönheit der Landschaft.

Eine Stelle hat es uns besonders angetan: In klarstem Wasser gleiten die Boote über Steine und Sandgrund, es wimmelt von Fischen, die dem Schatten der Boote ausweichen – einfach paradiesisch. Wie erwartet laufen wir des Öfteren auf Grund und müssen umtragen – das nimmt mehr Zeit in Anspruch als gedacht, weil die im Wasser liegenden Steine sehr glitschig sind. Erst am frühen Nachmittag erreichen wir den etwa in der Mitte der Schlucht gelegenen pittoresken Ort Labeaume und beschließen, die Tour dort zu beenden.

Im Schatten von Weidenbüschen bauen wir die Boote ab, stopfen sie in die Rucksäcke und erfrischen uns im Lokal am malerischen Dorfplatz. Dann steigen wir auf einem grandiosen Felspfad aus der Schlucht, verlaufen uns ein wenig und sind rechtschaffen müde und durstig zum Abendessen zurück auf dem Platz.

Der Markt im nahe gelegenen Joyeuse ist beliebt und bekannt. Da wollen wir mit unseren Klapprädern hin. Normal müssten wir zurück zur Hauptstraße und dann über Rosières fahren. Bärbel meint: “Kurz vor dem Campingplatz habe ich eine Furt mit kaum überspülten Felsplatten gesehen – wenn wir dort die Beaume queren, ist das viel näher und Verkehr ist da auch nicht.” Gesagt, getan, aber aufpassen: Die Felsplatten sind extrem glitschig.

Auf dem Markt kaufen wir leckeres Brot und Käse, doch wir fühlen uns wegen des Gedränges nicht wohl und fahren bald zurück. Unterhalb der Brücke von Rosières rasten wir an einer Badestelle mit markanten Felsplatten und rundgeschliffenen Felsen, zwischen denen sich der Fluss seinen Weg sucht – die Beaume ist ein Schmuckstück.

Abends trägt ein Duo Chansons vor dem Platzrestaurant vor – die Franzosen singen mit und formieren sich zum Gruppentanz, wir stehen am Rand des Veranstaltungsplatzes und sehen fasziniert zu.

Überraschendes Ende der Reise

Am Montag bezahlen wir morgens, dann sitzen wir bei geöffneten Scheiben in unserem Bulli und beratschlagen, bei welchen Campingplätzen an Ardèche und Chassezac wir wegen der nächsten Übernachtungen nachfragen wollen. Da kommt die Platzchefin vorbei und fragt, was wir vorhaben – ob wir nach Hause fahren wollten. Als wir ihr erklären, dass wir einen Anschlussplatz an Ardèche oder Chassezac suchen, sagt sie: “Oh, das wird schwierig – wir haben Hauptsaison, aber ich versuche mal, ob ich euch helfen kann.”

Sie ruft bei einigen Plätzen an, zu denen sie offensichtlich persönlichen Kontakt hat, aber nur bei einem Platz könnten wir für eine Nacht unterkommen. Damit ist uns nicht geholfen. Wir wollen noch ein paar andere Plätze abklappern. Sie wünscht uns viel Glück und sagt: “Falls ihr keinen Platz findet und nach Hause fahren müsstet, dann kommt noch mal zurück – vielleicht finde ich noch eine Lösung für euch.”

Nachdem wir bei einer Reihe von Plätzen im Raum Balazuc, Chauzon und Pradons vergeblich nachgefragt haben, geben wir auf und fahren zurück zur Beaume. Die Chefin hatte wohl schon mit uns gerechnet: “Stellt euch für diese Nacht erst mal auf den Fahrradfahrerplatz – der ist frei, und mit dem Bulli passt ihr da drauf. Morgen werde ich etwas anderes für euch finden.” Der Fahrradplatz liegt gegenüber unseren ersten drei Stellplätzen. Die französischen Platznachbarn sind irritiert: “Wart ihr nicht abgereist?”

Die Völkerwanderung zum Boule-Turnier hat gerade eingesetzt – ein anderer Platznachbar fragt ironisch “Habt ihr den Platz gewechselt?” – alle lachen. Am nächsten Tag wechseln wir dann das letzte Mal den Stellplatz und ich drehe den Spieß um: “Habt ihr schon gesehen – wir haben den Platz gewechselt”, und habe die Lacher auf meiner Seite.

So kommen wir mit den Franzosen ins Gespräch. Einer verkauft uns einen großen, leckeren Tomme-Käse aus seiner Heimat, den Savoyer Alpen. Ein anderer sammelt deutsche Euro-Sondermünzen und fragt, ob wir zufällig welche im Portemonnaie hätten.

Vorletzter Tag: Regen bis zum Mittag – das Schwimmbad mit seinen Wasserrutschen ist ganz leer – da dürfen auch Opas mal rutschen und Oma fotografiert das für den Enkel. Am letzten Tag werden wir zu einer organisierten Paddeltour auf dem Chassezac abgeholt. In Vompdes setzen wir die Boote ein. Der Chassezac ist breiter und führt mehr Wasser als die Beaume, deshalb fahren wir nicht allein, sondern mit vielen anderen Booten in die berühmte Schlucht Gorges de la Païolive ein, die der Beaume-Schlucht an Schönheit nicht nachsteht.

Abends bedanken wir uns bei der Platzchefin mit einer guten Flasche Wein für ihr außergewöhnliches Engagement für uns und verlassen am anderen Morgen diesen gastlichen Ort. Wir nehmen den kürzesten Weg zur Rhône-Autobahn, dann geht es gen Heimat.

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