ARCHIV: BMW Logo auf einem Fahrzeug im BMW Werk in Greer
Die Marke BMW lieferte im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Fahrzeuge aus und damit fünf Prozent weniger als vor Jahresfrist, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Rivale aus Stuttgart blieb mit 2,04 Millionen Fahrzeugen knapp unter Vorjahr und konnte den Abstand zu BMW damit verkürzen. Der Mangel an Halbleitern, Logistikprobleme und Covid-Lockdowns am wichtigsten Einzelmarkt China dämpften bei allen Autobauern die Erholung vom Pandemie-Schock der Vorjahre.
Die Münchner hatten 2021 den Schwaben erstmals seit fünf Jahren die Premiumkrone entrissen. Mercedes-Chef Ola Källenius verzichtet mit seiner Strategie, die Marke noch mehr auf hochprofitablen Luxus zu trimmen, ausdrücklich auf das Rennen um die höchsten Stückzahlen. Der dritte im Bunde der Premiummarken, die Volkswagen-Tochter Audi, veröffentlicht ihren Jahresabsatz am Nachmittag – mit absehbar weniger als zwei Millionen Autos dürfte die Marke mit den vier Ringen erneut auf Platz Drei landen.
ELEKTRO-ANTEIL STEIGT – ABER SCHWIERIGES UMFELD
In den Vordergrund rückt angesichts des Kampfes gegen den Klimawandel die Frage, wie die deutschen Hersteller den Umschwung von Verbrennungsmotoren zu reinen Elektroantrieben schaffen. Marktführer ist hier der US-Elektroautopionier Tesla nach rasantem Wachstum mit einem Jahresabsatz von 1,3 Millionen. BMW und Mercedes konnten den Absatz im Zukunftssegment E-Autos mehr als verdoppeln, sind aber noch vergleichsweise kleine Player: BMW verkaufte knapp 216.000 vollelektrische Modelle wie den BMW i4 oder den elektrischen Mini. Nach neun Prozent im vergangenen Jahr sei ein Absatzanteil von 15 Prozent der nächste Meilenstein für 2023, erklärte BMW-Vertriebschef Pieter Nota. Mercedes-Benz fand Abnehmer für fast 118.000 Einheiten der batterieelektrischen Modellreihe EQ, womit erst sechs Prozent des Absatzes reine E-Autos waren. “Im Jahr 2023 werden wir unsere Mission fortsetzen, die begehrtesten Elektroautos anzubieten”, erklärte Mercedes-Chef Källenius.
Die Rahmenbedingungen für den Wandel zur E-Mobilität haben sich verschlechtert, wie die Unternehmensberatung Deloitte erklärte. Zum einen belasteten höhere Zinsen und Inflation, insbesondere steigende Kosten bei Batterien und Strom neben der geringen staatlichen Förderung die Nachfrage. Zum anderen bleibe die noch lückenhafte Ladeinfrastruktur ein Bremsklotz. Nach einer aktuellen Umfrage von Deloitte wollen sich hierzulande erst 16 Prozent der Verbraucher ein E-Auto anschaffen, kaum mehr als vor einem Jahr. “Das Zusammenspiel zwischen aktuellen Entwicklungen und den Wünschen der Konsumenten könnte dazu führen, dass der Hochlauf der Elektromobilität nicht so schnell vorankommt wie gesellschaftlich gewünscht”, warnte Deloitte-Autoexperte Harald Proff.
(Bericht von Ilona Wissenbach und Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter [email protected])