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BMW 3er-Reihe (E46, 1998-2007): Klassiker der Zukunft?

Selten war die Bandbreite beim 3er so groß wie hier ...

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Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik “Kennen Sie den noch?” studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe “Klassiker der Zukunft?” vorstellen.

Mehr 3er als bei der Baureihe E46, die vor 25 Jahren auf den Markt kam, gab es selten. In Zeiten vor 1er und 4er reichte das Angebot vom optisch stets umstrittenen Compact bis zum scharfen M3 CSL. Heutzutage ist die vierte 3er-Generation eine der günstigsten Möglichkeiten, an einen sahnigen Sechszylinder von BMW zu kommen.

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Aber der Reihe nach: 1993 begann das Entwicklungsprogramm für den E46 unter der Leitung von Chefingenieur Wolfgang Ziebart und Entwicklungsvorstand Wolfgang Reitzle. Ende 1993 starteten die Designarbeiten unter der Mitwirkung eines gewissen Chris Bangle und wurden bis 1995 fortgesetzt. Im Mai 1995 wurde das allgemeine Außendesign des E46 aus der Feder von Erik Goplen von DesignworksUSA genehmigt, woraufhin DesignworksUSA im Februar 1996 von BMW beauftragt wurde, zusammen mit dem internen Designteam der BMW Group die Außenkarosserie für die 3er-Reihe zu entwerfen.

Das Designteam legte den Schwerpunkt auf eine verbesserte Aerodynamik und einen stämmigeren Auftritt des Fahrzeugs. Durchaus erkennbar ist eine Familienähnlichkeit zum 5er (E39) und dem 7er (E38). Die E46-Limousine wurde am 11. November 1997 per Pressemitteilung vorgestellt und kam Ende April 1998 auf den Markt. In Länge und Breite lag der E46 um jeweils vier Zentimeter über dem Vorgänger, entsprechend gewachsen war auch der Innenraum. Der ADAC kritisierte jedoch die Gewichtszunahme, der leichteste E46 wog 1.360 Kilogramm. Auch die deftigen Preise standen in der Kritik.

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Los ging es bei 45.400 Mark für den 318i mit 118 PS, 48.400 DM für den 136 PS starken 320d und 61.700 DM für das vorläufige Topmodell 328i mit 193 PS. Interessant auch die Aufpreise: 2.700 Mark kostete die Klimaautomatik, 3.850 Mark die Fünfstufen-Automatik für die Sechszylinder. Die Kundschaft störte das nicht: Mit dem Jahresabschluss 1999 kletterte der BMW 3er hierzulande auf Platz 3 der Zulassungsstatistik, was keinem Vertreter seiner Klasse je zuvor gelungen war.

1999 folgten Coupé (17 mm länger, 18 mm breiter und 46 mm niedriger als die Limousine) sowie der Kombi alias Touring, im Jahr 2000 das Cabrio. Mit ihm endete übrigens 2007 auch die E46-Produktion. 2001 debütierte der 4,26 Meter lange 3er Compact, der bereits Ende 2004 zugunsten des 1er aus dem Programm genommen wurde. Apropos Produktion: Der E46 lief in sieben Ländern (nicht aber den USA) vom Band, der Löwenanteil stammte aber aus München und Regensburg. Das beste Jahr für die E46-Baureihe war 2002, als weltweit 561.249 Fahrzeuge verkauft wurden.

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Die Karosserie des E46 war nach Angaben von BMW 70 Prozent steifer als die seines Vorgängers E36. Um die ungefederten Massen zu verringern, wurde für eine größere Anzahl von Fahrwerkskomponenten Aluminium verwendet. Das sollte sich später rächen und das Fahrwerk zur größten Problemzone des E46 werden. 

Im Bereich der Hinterachsbefestigung an der Karosserie traten Risse auf, die eine sehr aufwändige und teure Instandsetzung erforderlich machten. Als vorbeugende Maßnahme und auch als Alternative zur Komplettreparatur bei noch nicht weit fortgeschrittener Rissbildung bot BMW eine Zeit lang das gezielte Verkleben der rissgefährdeten Bleche mit einem Spezialharz an. Dieses Problem trat vor allem bei Fahrzeugen mit Sechszylindermotor aus den ersten Produktionsjahren auf und wurde von BMW im Rahmen der Modellpflege im September 2001 behoben.

Anders als beim E36 war und ist Rost beim E46 nur bei schlecht gepflegten Fahrzeugen ein Problem. Kritisch sind eher der Luftmassenmesser beim 320d, Probleme mit Turboladern und Common-Rail-Pumpen bei den Dieseln und je nach Fahrweise und/oder Tuningmaßnahmen Verschleiß an Fahrwerk und Bremsen.

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Die Motorenauswahl beim E46 war immens, sie soll an dieser Stelle nur komprimiert wiedergegeben werden: Vierzylinder-Benziner zwischen 105 und 150 PS bei 316i und 318i, Sechszylinder-Benziner zwischen 150 und 231 PS von 320i bis 330i. Dazu Diesel von 116 bis 204 PS, besonders beliebt war der damals topmoderne 320d mit anfangs 136, später 150 PS.

An der Spitze rangiert natürlich der M3 mit regulären 343 PS und 360 Pferdestärken im M3 CSL. Vermutlich der seltenste E46 ist der M3 GTR mit V8, von dem nur zehn Exemplare existieren sollen. Ein M3 Touring existierte als Prototyp, wurde aber verworfen.

Im 320d debütierte der erste Diesel-Direkteinspritzer der Marke, im 318i rotierten erstmals zwei Ausgleichswellen. Die technisch prominenteste Maßnahme bei den Sechszylinder-Benzinern war die Einführung der Doppel-VANOS. Die stufenlose und vollautomatische Verstellung sowohl der Einlass- als auch der Auslassnockenwelle beschert den Motoren einen fülligeren Drehmomentverlauf und nochmals reduzierte Emissionen.

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Mit dem Power-Diesel 330d übernahm erstmals eine Common-Rail-Einspritzung die Versorgung der Zylinder. 2001 präsentierte BMW die drosselklappenfreie Laststeuerung Valvetronic. Die Technik ermöglichte den variablen Hub der Einlassventile und bewirkt ein Plus an Leistung bei gleichzeitig reduzierten Verbrauchs- und Emissionswerten. Schon wenig später hielt die Valvetronic Einzug in die Großserie.

Zudem stellte BMW ein neues Allradsystem für Limousine und Touring vor, nachdem der E36 ohne 4×4 auskommen musste. Der BMW xDrive arbeitete ohne konventionelle Sperren, stattdessen übernahmen automatische, radselektive Bremseneingriffe diese Aufgabe. Neu war auch, daß die Kraftverteilung völlig flexibel zwischen vorderen und hinteren Antriebsrädern verteilt werden konnte.

Dank Aluminium-Motorhaube mit Powerdome, den deutlich verbreiterten Radhäusern, dem aerodynamisch optimierten Gepäckraumdeckel inklusive Heckspoilerlippe und auch den vier Endrohren der doppelflutigen Abgasanlage trat der BMW M3 der dritten Generation ab 2000 optisch wieder deutlich markanter auf. Als Antrieb diente erneut ein Reihen-Sechszylinder-Saugmotor. Das komplett neu entwickelte Triebwerk schöpfte aus 3.246 Kubikzentimetern eine Leistung von 252 kW (343 PS) und ein maximales Drehmoment von 365 Newtonmeter.

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Im September 2001 bekamen die 3er Limousine und der 3er Touring des E46 ein sichtbares Facelift verpasst. Vorne gab es nun geänderte Scheinwerfer mit weißen Blinkern und zarten “Tranensäcken” im Stil des zeitgleich präsentierten neuen 7er der Baureihe E65. Am Heck erkannte man die Modellpflege noch am ehesten bei der Limousine und ihren nun gestreiften Leuchten. Viel wichtiger: Die nun besser befestigte Hinterachse. 2003 wurden die anderen Karosserieversionen des E46 überarbeitet.

BMW selbst schrieb anno 2001: “Die weitreichende Modellüberarbeitung setzt die mit dem compact begonnene  stärkere optische Differenzierung der verschiedenen Karosserievarianten fort, indem Limousine und touring eine neue, noch mehr Kraft und Präsenz ausstrahlende Frontpartie erhalten und sich damit deutlich von Coupé und Cabrio absetzen.

Mit Maßnahmen für noch mehr sportlichen Fahrspaß, drei neuen Motorisierungen und zwei neuen Modellen geht der BMW-Bestseller in das Modelljahr 2002. Dazu kommt eine erweiterte Serienausstattung, zu der jetzt auch Klimaanlage und das Fahrstabilitätssystem
DSC gehören.”

Sie sehen, über den E46 könnte man ein ganzes Buch schreiben. Wer sich für einen interessiert, hat noch eine große Auswahl. Doch gute Fahrzeuge, zumal mit Sechszylinder, werden auch bei Limousine und Touring seltener. In der Farbauswahl zeigen sich die späten 1990er-Jahre: “Leasingsilber” dominiert. Noch ein Grund, sich bei der Suche Zeit zu lassen und lieber mehr Geld zu investieren, als nur auf den schmalen Taler zu achten. Indes: Auch ein 316i (165 bis 175 Nm Drehmoment) ist keine lahme Krücke und kann seinen Reiz haben.

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