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Aston Martin DBX707 vs. Porsche Cayenne Turbo GT: SUV, PS, Preis, Verbrauch

707 PS und 310 km/h Topspeed – der Aston Martin DBX707 stellt in allen Bereichen Superlative im SUV-Sektor auf. Der Klassenprimus auf querdynamischer Seite heißt Porsche Cayenne Turbo GT. Wir bitten beide zum ersten Schlagabtausch.

Es kommt uns fast vor wie das ewige Duell auf der Nordschleife um die Kompaktkrone vor einigen Jahren, als sich Civic Type R und Mégane RS gegenseitig von Rekord zu Rekord jagten – nur nun eben eine Etage höher. Wer hat das stärkste, das schnellste SUV? Einst trug diesen Titel der Bentley Bentayga Speed, dann brachte sich der Lamborghini Urus leistungsseitig in die Poleposition. Zwischendurch grüßte noch der 720 PS starke Dodge Durango Hellcat aus seiner Nische und sagte: “Moment, ich bin auch noch da.” Nur um vom Markt genommen zu werden und aller Voraussicht nach 2023 ein Comeback zu feiern. Verwirrend? Keine Angst, das geht uns genauso. Und mitten in diesen Leistungswahnsinn preschen unsere beiden Kandidaten des heutigen Tages: der Porsche Cayenne Turbo GT und der Aston Martin DBX707. aston martin dbx707 vs. porsche cayenne turbo gt: suv, ps, preis, verbrauch

Höchst edles, wenn auch leicht wulstiges Aston-Interieur. Die Bedienung ist intuitiv, kommt von Mercedes.


Der Zuffenhauser setzt dabei nicht auf die maximal mögliche Leistung, sondern sieht seine Trumpfkarte eher in der Kategorie Fahrdynamik. Mit 640 PS ist er zwar beileibe nicht untermotorisiert und auch seine 300 km/h Topspeed können sich im Autoquartett sehen lassen, andere haben hier aber noch mehr die Muskeln aufgepumpt.

DBX707 und Cayenne Turbo GT im Duell auf dem Sachsenring

So etwa auch der extravertierte Brite: namensgebende 707 PS und 310 km/h Vmax machen ihn zum schnellsten je gebauten SUV – zumindest auf der geraden Strecke. Kommen Kurven dazwischen, ist der 67 PS schwächere Cayenne der ultimative Gegner. Hier auf dem Lausitzring haben wir ihn zwar noch nicht gezeitet, aber auf unserer Hausstrecke, dem Sachsenring, nimmt er dem Urus sagenhafte 1,89 Sekunden pro Runde ab. Wir lehnen uns mal aus dem Fenster und behaupten, dagegen wird auch der bärenstarke DBX nichts ausrichten können. Dabei sind Rundenzeiten bei einem Fünf-Meter-SUV immer so eine Sache. Sie sind zwar “nice to have” und eine Machtdemonstration hinsichtlich dessen, was moderne Reifen- und Fahrwerkstechnik mittlerweile der Physik entgegenzusetzen haben, doch auf den Trackdays unserer Rennstrecken sieht man die 2,2-Tonnen-Koffer eher selten. aston martin dbx707 vs. porsche cayenne turbo gt: suv, ps, preis, verbrauch

Mittenmarker beim SUV? Wenn irgendwo, dann hier. Beim Turbo GT kann die Ideallinie auch mal durchs Kiesbett führen.


Also nähern wir uns den beiden mal unvoreingenommen: Auf den ersten Eindruck kommt es schließlich an. Und der ist beim DBX von der extremen Sorte. Schon als Normalversion nicht gerade zurückhaltend, legt er als 707 einen Großteil seiner Eleganz zugunsten einer aggressiven Formensprache ab. Ein massiger Schlund von Grill an der Front, gegen den sämtliche der viel gescholtenen Audi-Singleframes reichlich blass aussehen. Und darunter haben die Designer noch einen weiteren Lufteinlass verbaut. Spötter nennen ihn Doppelkinn, uns erinnert er mehr an den grinsenden Joker aus den Batman-Filmen.

707 macht auf dicke Hose

Auch am Heck macht der 707 auf die dickstmögliche Hose. Gleich dreistöckig ist die Luftleit-Einheit aufgebaut. Oben der bekannte, elegant in die Dachrundung integrierte Spoiler – hier noch mal mit einem Carbonelement nach hinten verlängert. (Der Aston Martin DBX ist das Alpha-SUV vom Bond-Ausstatter)
Unter der Heckscheibe sitzt jener vom normalen DBX bekannte Bürzel, der auch die Form der Heckleuchten vorgibt und unter der bestialisch klingenden Vierrohranlage prangt ein Diffusor, der so weit aus dem Hinterwagen herausragt, dass manch einer unserer Fotofahrer schon einen integrierten Fahrradträger vermutete. aston martin dbx707 vs. porsche cayenne turbo gt: suv, ps, preis, verbrauch

Rundenzeiten durften wir leider keine nehmen. Dazu fand Aston Martin das Fotofahrzeug nicht geeignet. Ein messbares Exemplar ist bereits angefragt.


Da hatten wir dem Turbo GT seinerzeit schon extravertierte Geschmacks-Fragwürdigkeiten vorgeworfen – und jetzt das. Dagegen wirkt der stärkste Verbrenner-Cayenne fast schon dezent. Wobei natürlich auch er seine besonderen Akzente hat. Als Erstes fallen die 22-Zoll-Räder in der Sonderfarbe Neodyme ins Auge. Oder auch die beiden kohlefasernen Endplatten des Dachkantenspoilers.

Turbo GT wirkt fast dezent

Auch der ausfahrbare Flügel am Heck bekommt eine zusätzliche Abrisskante. Unten kommt der Diffusor technischer und weniger aufdringlich rüber, dafür drängt sich die blau schimmernde Doppelrohranlage aus Titan in den Vordergrund – nicht nur akustisch. Der Turbo GT ist mit Abstand der auffälligste Cayenne, gegen den DBX707 wirkt er jedoch fast schon dezent. Auch innen, denn wo der Aston mit üppigem Leder verwöhnt, gerät der Porsche-Innenraum technokratisch. Gerade Linien, viel Racetex, Mittenmarker am Lenkrad, brillantes Infotainment – der Turbo GT zeigt in jeder Lebenslage, dass er es ernst meint.

  • Motor: V8, Biturbo, vorn längs
  • Hubraum: 3996 cm3
  • Leistung: 471 kW (640 PS) bei 6000/min
  • Max. Drehmoment: 850 Nm bei 2300–4500/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Stufen-Automatik
  • L/B/H: 4942/1995/1636 mm
  • Leergewicht: 2220 kg
  • Verbrauch: 14,1 l SP (WLTP)
  • Abgas CO2: 319 g/km (WLTP)
  • 0–100 km/h: 3,3
  • Spitze: 300 km/h
  • Preis: ab 205.003 Euro 


Bei seinem britischen Gegner merkt man das spätestens, wenn man einmal beherzt aufs Gas steigt. Der DBX bäumt sich auf, sein Sportgestühl verschluckt einen gefühlt, die Arme werden lang, die Augen groß. Drei-drei gibt Aston an – wir glauben das einfach mal. Den Nachweis seiner Leistungsfähigkeit bleibt uns der DBX wie gesagt noch schuldig. Warum, das zeigt eine ambitionierte Landstraßenpartie: Klar, ihr Gewicht können beide nicht verstecken, gerade in mittelschnellen Kurven, doch der Cayenne wirkt stets einen Tick verbindlicher, weniger eintauchend, intuitiver mit dem Asphalt verbunden. Genaueres müsste eine schnelle Runde mit dem 707 zeigen. aston martin dbx707 vs. porsche cayenne turbo gt: suv, ps, preis, verbrauch

Die glänzenden 22-Zoll-Felgen in Neodyme sind stets dabei, wer eine andere Farbe will (Schwarz, Silber oder Blau), zahlt 547,40 Euro.


Der Cayenne hat die schon hinter sich gebracht. Die angegebenen 3,3 Sekunden auf Tempo 100 hat er im Supertest um eine Zehntel geknackt, und selbst unser Zeitenjäger Guido Naumann war begeistert: “Dieser Porsche Cayenne Turbo GT fährt schlicht besser, als es eigentlich sein dürfte”, resümierte er am Ende seiner Testfahrten. Bleibt zum Schluss noch das Herunterbrechen auf den schnöden Mammon: Porsche ruft für seinen Über-Cayenne 205.003 Euro auf. Dafür sind aber das adaptive Luftfahrwerk mit PASM, die äußerst effiziente Wankstabilisierung, die Hinterachslenkung, Keramikbremsen und die Titan-Sportabgasanlage serienmäßig an Bord.

707 über 30.000 Euro teurer

Im Hause Aston Martin gönnt man dem Kunden – bis auf die schier endlosen Individualisierungsmaßnahmen – auch quasi “volle Hütte”: Eine adaptive Luftfederung, ebenfalls mit Wankausgleich, ist genauso Serie wie die Keramikbremsanlage mit 420 mm vorn hinter 22 Zoll großen Alufelgen. aston martin dbx707 vs. porsche cayenne turbo gt: suv, ps, preis, verbrauch

Ein quasi dreistöckiges Flügelwerk am Aston Martin. Dagegen wirkt der Porsche fast schon dezent – dass wir so was noch mal schreiben …


Ausstattungsseitig herrscht also nahezu Gleichstand, was die Komfort-Extras angeht, vielleicht sogar mit minimalem Vorteil für den Briten. Das lässt sich Aston Martin entsprechend bezahlen. 238.500 Euro verlangen die Herrschaften aus Gaydon mindestens für das stärkste SUV auf dem Markt. Und wohin entwickelt sich das hochbeinige Kräftemessen noch? Im Falle des Lamborghini Urus hin zum Performante, der mit 666 PS Teuflisches im Sinne führt. Auch er spurtet in 3,3 Sekunden auf 100, rennt aber “nur” 306 km/h Topspeed. Aus diesem Fahrvergleich ließe sich also hervorragend ein Dreikampf machen. Wir wären bereit.

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