- Wie lief das Pilotprojekt?
- Welche Änderungen sind jetzt geplant?
- Was müssen Autofahrer wissen?
- Welche Spar-Effekte sind denkbar?
- Was ändert sich noch?
In einem Pilotprojekt haben die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) auf einer Trasse Bahnen so fahren lassen, dass diese bei Grün an Kreuzungen ankommen. Wie es mit diesem Test weitergeht.
Straßenbahnen sollen in Dresden gleichmäßiger vorankommen und so Energie einsparen. © René Meinig
Wie lief das Pilotprojekt?
83 Straßenbahnen sind seit 2021 mit extra Smartphones ausgerüstet. Folgen die Fahrer exakt den Anweisungen auf dem Display, werden ihre Bahnen immer bei Grün von Haltestelle zu Haltestelle geleitet, maximal an Haltestellen wird dann länger gehalten. Die DVB wollen so Zeit und Energie einsparen, da Bahnen nicht mehr zu schnell an eine rote Ampel fahren, nur um dort abzubremsen und zu warten.
“Dreiviertel der gesamten Wertezeit stehen unsere Bahnen bisher an Ampeln”, sagt DVB-Sprecher Falk Lösch. Bahnen, die zu oft bremsen, brauchen nicht nur mehr Energie, sie ruckeln auch und verschleißen leichter.
Doch um diesen Prozess zu optimieren, müssen Straßenbahnen und Ampeln miteinander kommunizieren. 24 Ampeln auf der Strecke Nürnberger Platz – Hauptbahnhof – Pirnaischer Platz – Albertplatz und rund um die Kreuzung Königsbrücker Landstraße/Karl-Marx-Straße in Klotzsche wurden dafür extra umgerüstet.
Welche Änderungen sind jetzt geplant?
Mittlerweile ist das Pilotprojekt ausgelaufen. “Wir waren sehr zufrieden. Die Ergebnisse haben uns veranlasst, das System auf das gesamte Netz innerhalb des Innenstadtringes und darüber hinaus auszubauen”, sagt Christian Gassel, Verkehrsmanager bei den DVB. Die alten Handys sind mittlerweile aus den Bahnen verschwunden und werden durch eine neue Software ersetzt, die in alle Bordcomputer der Straßenbahnen und auch in 38 Busse integriert wird.
Dieses 1,1 Millionen Euro teure Projekt – 75 Prozent davon sind EU-Fördermittel – läuft seit 2018. Bis Februar 2023 sollen die Arbeiten an der Software abgeschlossen sein. Dann starten erste Tests. Ende 2023 soll die erweiterte “Grüne Welle” für die DVB einsatzfähig sein.
Zusammen mit der TU Dresden liegt mittlerweile eine Analyse vor, auf welchen Strecken das System zum Einsatz kommen kann. So eignet sich etwa die Strecke entlang der Stübelallee, damit Bahnen, die vor dem Fahrplan liegen, Energie sparen und langsamer fahren. Auf Teilen der Linie 4 könnten bei angepasster Geschwindigkeit Standzeiten an Ampeln vermieden werden. In der Analyse wurde auch betrachtet; welche Haltestellen sich überhaupt anbieten, dass Bahnen dort warten können.
Was müssen Autofahrer wissen?
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Die Geschwindigkeit von Bussen soll ebenfalls nur dann optimiert werden, wenn diese auf eigenen Fahrstreifen unterwegs sind. Generell erhalten Busse und Bahnen nicht länger Grün, sie werden nur so die Kreuzungen ansteuern, dass sie an den Ampeln bei Grün ankommen. Bahnen sollen zudem nicht in Haltestellen bewusst angehalten werden, wenn Autofahrer davon behindert werden.
Welche Spar-Effekte sind denkbar?
Ist das komplette Liniennetz und alle Bahnen umgestellt, rechnen die DVB mit einem jährlichen Einsparpotenzial von 1,9 Gigawattstunden pro Jahr. Bei angenommen Stromkosten von 40 Cent je Kilowattstunde entspricht dies einer Ersparnis von jährlich 760.000 Euro – allein dadurch, dass Bahnen teils langsamer fahren und weniger oft beschleunigen müssen.
Zum Vergleich, ein 4-Personen-Haushalt verbraucht im Jahr durchschnittlich ungefähr 4.250 Kilowattstunden Strom. Die eingesparte Menge an Energie entspricht demnach etwa dem Verbrauch von 450 größeren Haushalten. Dass die DVB schneller und effizienter werden, ist ein wesentlicher Baustein, um die immer weiter steigenden Kosten bei den Verkehrsbetrieben einzudämmen.
Was ändert sich noch?
Grundsätzlich wollen die DVB noch wesentlich digitaler werden. Ebenfalls bereits 2023 sollen in anonymisierter Form die Dienstpläne der Fahrer in den Programmen hinterlegt werden. So werden die Fahrerwechsel in die Wartezeiten mit eingeplant. “Viele der Dinge, die wir gerade planen und umsetzen, hat kein anderes Verkehrsunternehmen in Deutschland”, sagt Verkehrsmanager Gassel.
Weiterhin soll angezeigt werden, wo konkret die Fahrer in einer Haltestelle zum Stehen kommen. Aktuell wird erfasst, wie viele Passagiere in einer Bahn oder in einem Bus sitzen. Das soll Fahrgästen in der App angezeigt werden. Wer die Zeit hat, kann auf eine leerere Bahn werten. Weiter geplant ist, dass Straßenbahnen, die hinter ihren Fahrplan liegen, an Ampeln bevorzugt werden. Bahnen, die überpünktlich sind, müssten dann warten.
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