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Volker Wissing: Verkehrsminister spart sich mit privatem Elektroauto die Fahrt zur Tankstelle

Verkehrsminister Volker Wissing ist als Verteidiger des Verbrennungsmotors bekannt. Nun preist er jedoch die Vorzüge seines eigenen Elektroautos. Auf ein dichtes öffentliches Ladenetz müsse man nicht unbedingt warten.

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Volker Wissing: Verkehrsminister spart sich mit privatem Elektroauto die Fahrt zur Tankstelle

Verkehrsminister Volker Wissing lobt die Erfahrung mit seinem privaten Elektroauto. »Das ist superpraktisch, dass ich nicht mehr zum Tanken fahren muss«, erklärte der FDP-Politiker am Donnerstag auf einer Konferenz zum Ausbau der Ladeinfrastruktur in Berlin, wie der »Tagesspiegel« in seinem Newsletter »Background Verkehr & Smart Mobility« berichtet. Weil er immer zu Hause an seinem Wohnort in der Pfalz lade, benötige er im Umkreis von 100 bis 200 Kilometern keine öffentliche Ladesäule, erklärte Wissing. »Morgens ist das Auto ready.«

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Das hatte sich der Minister offenbar schwieriger vorgestellt. Bevor er vor gut einem Jahr von einem Hybridmodell zu einem rein batterieelektrischen Fahrzeug wechselte, habe er sich demnach mit den Lademöglichkeiten in der Nähe beschäftigt – im Nachhinein eine unnötige Sorge. »Da hätte ich auch vorher draufkommen können«, bekannte Wissing.

Viele andere Menschen seien jedoch noch immer unsicher mit Blick auf die Infrastruktur und zögerten deshalb beim Kauf eines E-Autos, sagte der Verkehrsminister. Auf der Konferenz stellte er eine Kampagne für ein »Deutschlandnetz« mit 1000 neuen Standorten und 9000 zusätzlichen Schnellladepunkten vor, die bis 2026 eröffnet werden sollen. Künftig solle überall in Deutschland der nächste Punkt für schnelles Aufladen in wenigen Minuten erreichbar sein, so werde man »die Reichweitenangst aus dem Wortschatz streichen«.

Auch Manfred Weber fährt elektrisch

Das Ministerium will die Elektrifizierung von Flottenbetreibern mit 150 Millionen Euro für die Ladeinfrastruktur fördern, zudem seien die Haushaltsmittel für 4000 besonders leistungsfähige Lkw-Ladepunkte gesichert. Noch im Sommer sollen die Aufträge für deren Bau ausgeschrieben werden. Zudem setzt die Bundesregierung beim Aufbau des »Deutschlandnetzes« auf eine Pflicht für die Betreiber großer Tankstellen, ab 2028 auch schnelle Stromzapfstellen bereitzuhalten. Nach Angaben der Bundesnetzagentur waren zum Jahreswechsel 123.449 öffentliche Ladepunkte mit einer Gesamtleistung von 4,35 Gigawatt registriert, davon 25.233 Schnellladepunkte ab 22 Kilowatt.

Wissings Bekenntnis als E-Mobilist ist bemerkenswert, weil der Politiker sich vehement gegen den in der Europäischen Union vereinbarten Stopp des Verkaufs neuer Autos mit Verbrennungsmotor im Jahr 2035 sperrte. Auf seinen Druck hin sagte die EU-Kommission zu, eine Ausnahmeregel für neuartige Fahrzeuge zu ermöglichen, die ausschließlich mit Strom produzierte synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) tanken können. Inzwischen genügt das der FDP nicht mehr. Nach der Europawahl Anfang Juni erklärte Parteichef Christian Lindner eine Abkehr vom Verbrenner-Aus zur Bedingung, damit die Bundesregierung eine zweite Amtszeit von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) unterstütze.

Als Gegner des Verbrenner-Aus tritt auch der Chef der konservativen Europäischen Volkspartei, Manfred Weber (CSU), auf – und überraschte in der vergangenen Woche mit dem Bekenntnis, dass er ebenso wie Wissing privat schon umgestiegen ist. Er liebe sein Elektroauto, sagte Weber in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz, »sehr ruhig, tolle Beschleunigung«. Die Technik werde sich durchsetzen, erklärte der Europaabgeordnete: »Die Zukunft ist elektrisch. Ja natürlich, Herr Lanz!«

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