Energiekrise und Dresdner Gärtnereien: Weniger Wärme für die Alpenveilchen
Energiekrise und Dresdner Gärtnereien: Weniger Wärme für die Alpenveilchen
Wie seine Kollegen plagen ihn Sorgen, dass die Energiepreise immer weiter steigen könnten. Zwar hat sein Unternehmen mit einem Blockheizwerk, das mit Biogas betrieben wird, eine umweltfreundliche Variante gewählt und sein Lieferant habe ihm die Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit des Gases zugesichert. “Aber sinken wird der Preis sicher nicht”, sagt Schrön. Seine größte Sorge ist, dass mit der von der Bundesregierung diskutierten Notfallstufe 3 die Gärtnerei von der Gasversorgung abgeschaltet wird.
Von dieser Situation ist Deutschland momentan aber noch weit entfernt und viele Menschen holen sich in der Gärtnerei Rülcker gerade Herbstschönheiten für drinnen oder Balkon und Terrasse. “Wir merken nichts von Kaufzurückhaltung. Die Leute wollen es sich angesichts der vielen schlechten Nachrichten zu Hause schön machen und Pflanzen und Blumen sind Seelentröster”, sagt er.
Für die Anzucht seiner Weihnachtssterne sind 18 Grad nötig, damit sich die oberen Blätter der Pflanzen rot färben. “Daran kann ich nicht sparen. Und natürlich wollen die Leute auch solche saisonalen Pflanzen haben. Aber wir überlegen, ob wir diese Kultur im nächsten Jahr weglassen”, sagt Rost.
- Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter “Dresden kompakt” und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.
Sein Kollege Andreas Müller von der Pirnaer Landstraße versucht gerade, seine Alpenveilchen im Gewächshaus ohne Beheizung weiter zu pflegen. “Das erfordert ein gutes Lüftungsmanagement, damit sie keinen Grauschimmel bekommen, spart aber Energiekosten”, sagt er. Bei Außentemperaturen um die null Grad sei das aber auch nicht mehr möglich.
Doch die Gärtner versuchen, mit neuen Zeitplänen Energie einzusparen. Sowohl die Gärtnerei Müller als auch Rost und Rülcker holen sich die Jungpflanzen für die Sommersaison 2023 fast zwei Monaten später in die Gewächshäuser. Statt im Januar werden die Beet- und Balkonpflanzen dann erst Ende Februar, Anfang März in den Gewächshäusern stehen. Dort benötigen sie Anwachstemperaturen von mindestens 15 Grad, damit sie im April und Mai als schöne Pflanzen verkauft werden können. “Die Frühlingskulturen wie Primeln, Hornveilchen und Stiefmütterchen benötigen so gut wie keine Wärme”, sagt Müller.
Aber auch das zeitliche Verschieben der Kulturen birgt Risiken. “Wenn wir zu spät sind, bleiben wir auf den Pflanzen sitzen und verdienen nichts”, sagt Thomas Rost. Denn aus den Baumärkten und Gartenzentren gebe es große Konkurrenz, die den Preis drückt.