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Schlecht gesichert ist halb gestohlen

Düsseldorf. Ein gutes Fahrradschloss muss nicht teuer sein. Auch eine Codierung und ein GPS-Tracker verbessern den Schutz vor Diebstahl. Und für teure Räder ist eine Versicherung sinnvoll.

schlecht gesichert ist halb gestohlen

Neben herkömmlichen Schlössern bieten Hersteller heute Fahrrad-Gadgets wie GPS-Tracker an, um besonders teurere Räder zu schützen.

Egal ob Mountainbike, Pedelec oder Lastenrad – im Frühjahr holen viele Menschen ihre Zweiräder wieder aus dem Keller. Gerade hochpreisige Elektroräder sind dann ein beliebtes Diebesgut. Allein 2022 sind in NRW 62.405 Fälle von Fahrraddiebstahl bekannt geworden, wie aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht. Trotz einer stetigen Abnahme der Fälle seit 2017 um mehr als 25 Prozent ist der Schaden im gleichen Zeitraum um mehr als 27 Prozent gestiegen. Die Polizei NRW sieht das durch den hohen Wert von E-Bikes und deren Akkus begründet. Doch wie schützen Radfahrer ihre Zweiräder am besten?

Welche Diebstahlsicherungen sind empfehlenswert? „Diebe können grundsätzlich alles knacken, wenn sie genug Zeit dazu haben“, so der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) NRW. Um ihnen diese Gelegenheit nicht zu geben, sollten Fahrräder an öffentlichen Orten an festen Gegenständen befestigt werden. Noch besser seien abgeschlossene, nicht zugängliche Räume oder Fahrradparkhäuser. Obwohl viele Fahrradbesitzer noch immer auf das altbewährte Fahrradschloss zurückgreifen, gibt es mittlerweile eine Vielzahl moderner und sicherer Alternativen zur Diebstahlsicherung. Laut ADFC NRW sind besonders GPS-Tracker beliebt.

Wie gut sind GPS-Tracker? GPS-Tracker, also Ortungssysteme, können versteckt oder offen am Fahrrad angebracht werden. Sie sind als magnetische Geräte, die sich leicht befestigen lassen, sowie als Aufkleber erhältlich. In manchen Fällen muss zusätzlich eine Sim-Karte gekauft werden, um per Anruf die GPS-Daten abzurufen. Nutzer können sich auch per Kurznachricht benachrichtigen lassen, sobald sich das Fahrrad vom Abstellort entfernt, wie der ADFC NRW berichtet. Der ADAC gibt aber zu bedenken, dass viele der Diebstahlschutz-Gadgets am Markt noch ausbaufähig seien: „Viele derartige Produkte haben nach Expertenmeinung zwar einen hohen Anspruch, sind aber häufig noch nicht ausgereift“, heißt es in einem Bericht des Automobil-Clubs.

Wie erhalten Fahrräder eine Codierung? Eine Alternative zum GPS-Tracker ist die Codierung. Sie gibt es als Gravur, Aufkleber oder Prägung. Dabei wird ein verschlüsselter personalisierter Code fest auf dem Rad angebracht. „Man kann sich das vorstellen wie ein Autokennzeichen, in dem die Gemeinde- und Straßenkennzahl des Wohnortes enthalten ist“, erklärt ein Sprecher des ADFC NRW. Zudem steckten Hausnummer, Anfangsbuchstaben und die Jahreszahl drin. Die Polizei kann anhand dieses Codes die Person identifizieren, die den Code hat anbringen lassen. So werde das Rad schwieriger verkäuflich. Der ADFC bietet im Rahmen von Aktionstagen regelmäßig Termine zur Codierung an. Die Standorte sind über das Radtouren- und Veranstaltungsportal zu finden. In Düsseldorf wird etwa am 14. März codiert.

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Wie teuer sind die Diebstahlsicherungen? Online findet sich eine Vielzahl von GPS-Trackern, deren Preise von fünf bis 250 Euro reichen. Neben magnetischen Trackern, die sich leicht am Fahrrad befestigen lassen, gibt es auch preislich höhere Alternativen, die mit mehr als 200 Euro zu Buche schlagen. Diese Rundum-Pakete bieten neben einer App und dem Peilsender zum Verfolgen des Bikes auch Zugang zu Fahrstatistiken, einen digitalen Notfallassistenten, Versicherungsservices oder weitere Leistungen. Die Codierung fällt deutlich kostengünstiger aus: „Die Kosten werden von den Kreisverbänden vor Ort festgelegt, liegen aber bei maximal 20 Euro. Mitglieder erhalten sie wesentlich günstiger“, so der ADFC.

Wie viel sollte eine gute Diebstahlsicherung kosten? Gute Qualität hat ihren Preis, meint der ADFC. Je leichter und teurer ein Fahrrad, desto schwerer und teurer sollte das Schloss sein. „Fünf bis zehn Prozent des Fahrradpreises sollten es schon sein“, sagt ein Sprecher. Ein Blick lohne sich auch auf die Ergebnisse der Stiftung Warentest. Einen Test von GPS-Trackern sucht man da bisher vergeblich. Stattdessen wurden 81 Fahr­radschloss-Modelle unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Fast ein Drittel fiel durch. Wer sichergehen will, bei einem Diebstahl zumindest nicht auf dem Schaden sitzen zu bleiben, sollte eine Fahrradversicherung abschließen. Das sei vor allem für Besitzer von modernen Rädern, Pedelecs oder Lastenrädern zu empfehlen. Ein Vergleich der Stiftung Warentest zeigt, dass es diese für ein 2500 Euro teures E-Bike bereits ab 32 Euro im Jahr gibt.

Für wen eignen sich Fahrradboxen? Wer viel Platz zur Verfügung hat, kann sich eine Fahrradgarage oder -box vor der Haustür aufbauen. Einfache Abdeckplanen gibt es bereits kostengünstig zu Preisen zwischen zehn und 50 Euro, heißt es beim ADAC. Wer eine stabile Fahrradbox bevorzugt, müsse je nach Größe mit bis zu 500 Euro Anschaffungskosten rechnen. „Massive Fahrradgaragen, die einen guten Schutz vor Diebstahl und Witterung bieten, kosten schon zwischen 500 und rund 2500 Euro“, heißt es beim ADAC. Gerade für E-Bike-Besitzer können sich diese lohnen, da sich im Inneren oft Ladestationen montieren lassen. Vorab sollten Verbraucher bei der zuständigen Gemeinde klären, ob eine Baugenehmigung benötigt wird.

Wo landen gestohlene Fahrräder? Wird ein Fahrrad gestohlen, ist der erste Verdacht oft, dass es ins Ausland gebracht wurde. Aber im Gegenteil: 50 von 70 gestohlenen Rädern sollen tatsächlich in der Stadt bleiben. Das geht aus einer Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Technischen Universität Delft hervor, über die das Fachmagazin „Technology Review“ berichtete. Für den Feldtest war der Weg von insgesamt 100 Fahrrädern in Amsterdam nachverfolgt worden. Innerhalb von fünf Monaten wurden 70 Prozent der Fahrräder gestohlen. Anhand von GPS-Trackern konnten die Forschenden nachvollziehen, dass viele der Räder schon kurz nach dem Diebstahl regelmäßig in der Stadt genutzt wurden.

Was mache ich, wenn mein Fahrrad gestohlen wurde? Wer sein Fahrrad codiert hat oder es via GPS verfolgt, ist im Falle eines Diebstahls klar im Vorteil. Die Polizei NRW rät, im Notfall die 110 zu wählen oder Anzeige bei der nächsten Polizeidienststelle oder im Internet (siehe unten) zu erstatten. Dabei hilft es, so viele Angaben wie möglich zu dem Fahrrad machen zu können. Rahmennummer, Code und Kaufrechnung sollten in jedem Fall – soweit vorhanden und bekannt – der Polizei mitgeteilt werden, damit wiedergefundene Fahrräder zugeordnet werden können. Auch Fotos können helfen. „Wenn das Fahrrad drei Wochen nach dem angezeigten Diebstahl nicht wiedergefunden wird, entschädigt die Versicherung“, sagt der ADFC NRW. Wichtig ist: Wer sein verschwundenes Rad selbstständig ausfindig macht, darf es nicht „zurückklauen“ – „denn der ‚neue Besitzer‘ muss ja nicht zwangsweise der Dieb sein. Vielleicht hat er das Rad ja auch jemandem abgekauft“, sagt der ADFC.

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