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"Wir haben Angst": Deutsche Städte bald autofrei?

Autofreie Innenstadt: Ein Modell für nachhaltige Urbanität, das auch in Deutschland diskutiert wird.

Ein Blick auf Paris zeigt, was in Sachen autofreie Innenstädte auch in Deutschland möglich wäre. Dort sind die Veränderungen im Stadtverkehr nicht zu übersehen. Die Uferstraße an der Seine ist für den Autoverkehr gesperrt und die Parkgebühren für SUVs wurden deutlich angehoben. Nach Ende der Olympischen Spiele Mitte August sollen weitere Bereiche der Innenstadt verkehrsberuhigt werden. Könnte diese Entwicklung auch für deutsche Städte ein Vorbild sein? Andreas Knie, Verkehrsforscher aus Berlin, wertet im Interview mit web.de die Pariser Maßnahmen als ein Beispiel für Mut und Innovation, das auch hierzulande als Inspiration dienen könnte.

Herausforderungen und zögerliche Ansätze in Deutschland

Laut Verkehrsexperten Knie ist die deutsche Verkehrspolitik häufig von einer gewissen Zurückhaltung geprägt. Obwohl es in einigen Städten wie Hannover und Hamburg ambitionierte Pläne gibt, den Autoverkehr zu reduzieren und die Mobilität nachhaltiger zu gestalten, sind die Fortschritte insgesamt eher verhalten. In Hannover etwa stießen die Pläne des Oberbürgermeisters auf Widerstand innerhalb der Regierungskoalition, und in Berlin wurden bereits umgesetzte Maßnahmen unter der neuen CDU-geführten Senatskonstellation teilweise wieder zurückgenommen.

Die „Ideologie des Autos“ und ihre Folgen

Eine der größten Hürden für eine erfolgreiche Verkehrswende, die tief verwurzelte „Ideologie des Autos“, die das Fahrzeug als Statussymbol und wirtschaftlichen Faktor sieht, erklärt Knie. Dies führt zu rechtlich abgesicherten Privilegien wie dem Dieselprivileg und verschiedenen Subventionierungen, die eine Abkehr vom Auto erschweren. Knie plädiert dafür, dass die Bevorzugung des Autos in den Städten aufgehoben wird, um Raum für nachhaltigere und gesündere Mobilitätsformen zu schaffen.

Einen zentralen Punkt bei der Umsetzung von Verkehrskonzepten sieht der Verkehrsforscher darin, die Bürger einzubinden und politische Mehrheiten in den kommunalen Parlamenten zu bilden. Ohne die Unterstützung der Bevölkerung und klare politische Entscheidungen sind dauerhafte Veränderungen schwer umsetzbar. Die Erfahrungen zeigen, dass eingeführte Maßnahmen selten zurückgenommen werden, wenn sie erst einmal akzeptiert sind.

Laut dem Wissenschaftler erkennen immer mehr Menschen, dass die bisherige Verkehrspolitik nicht zukunftsfähig ist und Veränderungen notwendig sind, um die Lebensqualität in den Städten zu verbessern.

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