Wird in der nationalen Rennsportszene über einen neuen Austragungsort für eine Rallye debattiert, fällt häufig der nicht ganz ernst zu nehmende Rat: «Vermutlich hast du die beste Chance im Wallis, weil dort die Dichte an Subaru Impreza am höchsten ist.» Gelächter. Vanessa Zenklusen untermauert diese These: Die 29-Jährige ist Walliserin, und sie fährt einen Subaru Impreza Type R. Das schnelle Duo fällt auf!
Ein starkes Duo: Vanessa Zenklusen und ihr Subaru Impreza Type R beim ersten Einsatz 2023 beim Bergrennen in Anzère.
Dieses Jahr liess es allerdings ungewöhnlich lange auf sich warten. Erst Mitte Juli in Anzère VS, beim vierten von acht Läufen zur Schweizer Bergmeisterschaft, stand Zenklusen mit dem Subi am Start. Natürlich war die Verzögerung nicht grundlos. Das Team hatte sich Anfang Jahr dazu entschieden, den Subaru umzubauen, von einer herkömmlichen H-Schaltung mit Kupplung auf ein sequenzielles Sechsganggetriebe mit Schaltwippen am Lenkrad. Natürlich habe die Zeit gedrängt, erzählt Zenklusen, aber beim tschechischen Getriebespezialisten habe es geheissen, der Umbau sei rechtzeitig zum Saisonstart Mitte Juni in Hemberg SG möglich. «Obwohl das Getriebe nachträglich nochmals auseinandergenommen werden musste, um das Differenzial einzubauen, lagen wir in der Zeit. Aber der Schweizer Zoll liess sich letztlich zehn Tage Zeit für eine Prüfung dieser Sendung – womit wir für Hemberg nicht bereit waren.» Glücklicherweise verlief zumindest das verspätete Roll-out auf dem Kurs von Anneau du Rhin (F) fast problemlos. «Kopfzerbrechen bereitete uns nur, dass das Auto beim Hochschalten in den sechsten Gang auf einmal keinen Gang mehr drin hatte.» Die Umstellung auf Schaltwippen sei derweil reibungslos verlaufen, «weil ich oft Simulatoren gefahren bin und dabei am Lenkrad geschaltet habe».
Schnell auf den Geschmack gekommen
An der Fortsetzung ihrer Karriere hinderte sie das nicht. Sie fand ihr Coupé, damals noch rechts gelenkt, baute es neu auf und gab weiter Gas. Mit Erfolg: Nebst Siegen und Podestplätzen in ihrer Klasse stellte Zenklusen vergangene Saison in Les Rangiers JU einen neuen Streckenrekord in der Kategorie Interswiss bis 3500 Kubikzentimeter auf. Dieses Wochenende will sie auf der schnellsten Schweizer Bergstrecke den Rekord behalten oder verbessern. Mit dem neuen Getriebe verliere sie eventuell Zeit im schnellen Teilstück Gripon, im kurvigen Waldstück könne sie aber Zeit gewinnen.
Viel Arbeit: 2022 crashte Vanessa Zenklusen in Oberhallau heftig, als sie auf nasser Strecke bremste und danach erst mit dem Heck und dann mit der Front einschlug. Der Subaru Impreza wurde noch rennfertig. 2023 fehlte lange das neue Getriebe.
Die Hassliebe zu Oberhallau
Ihr Rennen ist ohnehin jenes vom übernächsten Wochenende in Oberhallau SH. Längst ist die seit vorletztem Jahr mit Sascha Schlatter verlobte Walliserin in der Ostschweiz heimisch geworden. Schlatter ist nicht nur ihr Teammanager, er ist auch Präsident des Vereins Bergrennen Oberhallau. Dieses feiert von 25. bis 27. August das 100-Jahr-Jubiläum. Nicht zuletzt deshalb liebäugelt Zenklusen bei ihrem Heimrennen mit einem guten Resultat. «Aber Oberhallau und mich verbindet eine Hassliebe.» Bei ihrer Premiere 2017 landete sie neben der Strecke, und 2022 war vermeintlich «nach dem bisher bösesten Crash» schon im zweiten Trainingslauf Feierabend. Aber Kollegen, allen voran Manuel Santonastaso sowie Sergio und Marco Kuhn, überredeten sie, nicht aufzugeben. Über Nacht machten Michi Suter und sein Team den Subaru wieder rennbereit. «Das ist es eben auch, was mich am Rennsport begeistert. Fehlt einmal der Spass, höre ich auf.» Wallis und Subaru hin oder her.