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Vorstellung & Sitzprobe: Citroën C3, Frankreich schwingt den Preishammer

Der kompakte C3 ist das zentrale Modell der Citroën-Palette. Die vierte Generation erfindet sich optisch und technisch neu – aber vor allem der Preis des feschen Franzosen ist eine Revolution: Die vollelektrische Variante ë-C3 wird nur 23.300 Euro kosten und später sogar unter 20.000 Euro rutschen. Wie Citroën einen so niedrigen Preis schafft und wie er sich auf das Auto auswirkt, erklärt Motoprofis.at in der Vorstellung mit Sitzprobe.

Ein gutes Drittel aller in Europa verkauften Citroëns sind aktuell C3. Nicht auf der Sicherheit dieser Welle weiterzureiten verlangt Mut – und die Zuversicht, dass es mit einer kompletten Neuaufstellung nicht schlechter laufen wird. Citroen-Chef Thierry Koskas hat beides und dazu wohl einige wirklich penible Kostenrechner an der Hand. Denn die neue Baureihe wird deutlich günstiger als die aktuelle sein, ohne deswegen beim Komfort Kompromisse zu verlangen – sagt Citroën. Aber stimmt das so auch?
 
Wie definiert sich Komfort?
Sofern es das Auto betrifft, wohl primär durch bequemes Sitzen und das Filtern unangenehmer Fahrbahneinflüsse – das hat sich Citroën auch gedacht und bestückt den neuen C3 serienmäßig mit seiner „Advanced Comfort“-Ausrüstung bestehend aus Stühlen und Dämpfersystem. Die spezielle Polsterung mit Mehrschicht-Schaumgummi und die anschlagfreien Doppelkolben-Stoßdämpfer sind in größeren Citroen-Modellen bereits Standard, im kleinen Kompaktsegment feiern sie nun aber Premiere. Eine tadellose Ergonomie an Bord gehört sicher ebenfalls zum Komfort-Umfang – auch hier lässt sich der C3 nicht lumpen und kombiniert klar definierte Bedienebenen mit wohnlicher Atmosphäre, die vom gefälligen Layout und den freundlichen Stoffbezügen auf dem Armaturenbrett lebt.
 
Und die Ausstattung insgesamt?
Eine Klimaanlage ist immer an Bord, in der Basisvariante manuell einstellbar, sonst als Automatik. Serienmäßig sind auch elektrische Fensterheber vorne, in der höheren Ausstattung auch hinten. Zudem Zentralverriegelung, elektrisch verstellbare Außenspiegel und andere Standard-Features. Einige Lösungen sind simpel, Billiganmutung kommt aber kaum auf. Das Finish und die Materialqualität sind durchwegs tadellos, die Türen – auch die hinteren – schließen mit sattem Ton, einzig die Teppiche im Kofferraum wirken ein wenig dünn. Zwei Dinge sind dabei anzumerken: Bei allen gezeigten C3 handelte es sich um die gehobene Ausstattung MAX, Basis-Modell YOU war bei der Motorprofis-Sitzprobe noch keines dabei. Und es handelte sich durchwegs um Vorserien-Modelle, bei denen noch nicht alle Oberflächen der endgültigen, höheren Qualität der Serienfertigung entsprechen.
Eine schlaue Lösung hat Citroen für das Instrumentendisplay gefunden: Es wurde gestrichen, aber nicht ersatzlos. Stattdessen gibt es im C3 ein Head-up-Display, das aber nicht auf die Frontscheibe, sondern auf ein schwarzes Paneel projiziert, das den oberen Bereich des Cockpits abschließt – garantiert spiegelungsfrei und auch mit entpolarisierten Brillen perfekt ablesbar. Eine komfortable und ebenfalls günstige Anwendung. Das sonst heute allgemein vorausgesetzte Digitaldisplay wäre deutlich teurer gewesen.

vorstellung & sitzprobe: citroën c3, frankreich schwingt  den preishammer

Fescher Bruch mit dem Status Quo: Die nächste Generation des C3 kommt mit komplett neuer Silhouette und anderen Proportionen.

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Der Boxy-Look mit der vertikalen Front ist vom Concept-Car oli inspiriert.

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Auch beim Leuchtendesign gibt es Ähnlichkeiten.

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Französischer Preisboxer: Trotz tadelloser Ausstattung und 320 Kilometern Reichweite trumpft der elektrische e-C3 mit nur 23.300 Euro Startpreis auf.

Ausstattung You meint auch: Dein Telefon
Beim Infotainment-Konzept hat sich Citroën etwas bedeckt gehalten und gezeigt wurde wie erwähnt eben nur die Top-Ausstattung. Generell gilt aber, dass der neue C3 serienmäßig kein On-Bord-Infotainment-System installiert hat, sondern stattdessen die Funktionen vom Fahrer-Smartphone nutzt. In der Basisvariante des ë-C3 YOU in der denkbar einfachsten Form über eine App-Verknüpfung, um die Tasten der Menü-Navigation auf dem Lenkrad zu verwenden. Einen eigenen Bildschirm gibt es hier nicht, nur eine Halterung für das Telefon genau dort, wo sonst einer sitzen würde.
 
Ausstattung MAX mit Touchscreen
Der zweite und höhere Trimmlevel MAX verfügt über einen 10,25-Zoll-Touchscreen, auf den die Benutzeroberfläche vom Smartphone gespiegelt werden kann. Diese Lösung gibt es auch bei anderen Marken und wird von Testern gerne als minderwertig abgeurteilt – obwohl sie tatsächlich die schlauere ist: Nirgendwo sind alle benötigten Anwendungen und Daten so kompakt und bereits personalisiert vorfügbar wie auf dem eigenen Telefon, dessen Funktionen noch dazu jeder blind im Griff hat. Und diese Variante spart Kosten: Ein Blick in die Preislisten der Mitbewerber oder selbst der eigenen Stellantis-Geschwister zeigt, dass vollwertige Systeme allein schon mindestens 1.500 Euro Mehrpreis verursachen.
An Assistenzsystemen sind außer dem gesetzlich geforderten Umfang auch ein Berganfahr-Assistent und ein Fernlicht-Assistent an Bord.
 
Design-Umbruch
Die bisherigen drei C3-Generationen waren alle gefällig gezeichnet – etwa unter der Devise “Identität ja, aber auch nichts falsch machen”. Das neue Modell geht mehr Risiko ein, wechselt zu einem für die Marke neuen geometrisch-technischen Look.
Die Silhouette ist komplett neu und wirkt ziemlich bullig, auch weil das Auto kaum länger, aber gut zehn Zentimeter höher geworden ist. Das neue vertikale Front war erstmals beim Concep Car oli zu sehen, ebenso scheinen die Lichtelemente des C3 davon inspiriert zu sein: Voll-LED-Scheinwerfer vorne und LED-Rückleuchten mit 3D-Rauchglasoptik hinten. Ein SUV ist der nächste C3 eigentlich nicht, er übernimmt aber bestimmte Elemente dieser Gattung: Sowohl die von vielen Kunden geschätzte höhere Sitzposition als auch eindeutige Stilmittel wie die Radlauf-Verkleidungen aus Kunststoff. Die Bodenfreiheit entspricht aber der eines herkömmlichen Pkws. Auch bei der Optik gilt: Der neue C3 macht einen hochwertigen Gesamteindruck, der keinerlei Gedanken an Billigkeit aufkommen lässt.

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C-Zen nennt Citroen das neue Cockpit-Layout, das wohnliche Atmosphäre und simple Bedienbarkeit vereint.

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Statt On Board-Infotainment für die Smartphone-Funktionen via Android Auto oder Apple Car Play: Der 10,25 Zoll Touchscreen der MAX-Ausstattung.

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Die Advanced Comfort-Sitze aus den größeren Citroen-Modellen feiern in neunen C3 Premiere im kleinen Kompakt-Segment.

Auf welcher Plattform steht der C3?
Die Basis stammt von einem C3-Modell, das bei uns nicht erhältlich ist, sondern in Südamerika und Indien angeboten wird. Mit dem bislang bei uns verkauften Namensvetter gibt es so gut wie keine Gemeinsamkeiten, in der Silhouette und im Layout ähnelt es aber der nun präsentierten, neuen C3-Generation. Es wurde also die bestehende Plattform für das europäische Elektro-Projekt angepasst – das macht sie aber nicht schlechter, sondern schon aufgrund der Stückzahlen-Rechnung wiederum günstiger.
 
Wird der neue C3 ausschließlich elektrisch sein?
Nein, aber Citroën möchte gerne den Wow-Effekt des ersten günstigen Elektroautos dieser Größenklasse nutzen und präsentiert vorrangig die E-Version. Es wurde aber auch bereits ein Benziner gezeigt, bestückt mit einem Dreizylinder aus dem Stellantis-Konzernregal und 6-Gang-Handschaltung. Die Leistungsstufen werden wohl zwischen 75 PS und maximal 110 PS liegen. In jedem Fall dürfte der C3 ein Leichtgewicht sein und auch einen Teil der Reichweite beim E-Modell aus diesem Vorteil schöpfen. Es ist also auch bei den thermischen Antrieben mit Top-Verbrauchswerte zu rechnen.
 
Welche Technik steckt im ë-C3?
Nicht die bekannten 136-PS- oder 156-PS-Motoren von Stellantis, sondern eine auf 113 PS abgespeckte Variante. Am Drehmoment, zu dem sich Citroën noch nicht äußert, muss sich deswegen nicht zwingend etwas geändert haben – um die 250 Newtonmeter sind also zu erwarten, elf Sekunden werden für den Sprint auf 100 km/h genannt, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 135 km/h begrenzt. Eine Kapazität von 44 kWh hat der Lithium-Eisenphosphat-Akku (hier dürfte BYD als Lieferant dahinterstehen). Schnell-Laden mit 100 kW ist möglich, von 20 auf 80 Prozent kommt der ë-C3 damit in 26 Minuten. An einer 11-kW-Wallbox vergehen für den gleichen Vorgang knapp drei Stunden, eine Angabe für die 100-Prozent-Ladung macht Citroën noch nicht. 320 Kilometer WLTP-Reichweite sind bestätigt, wer mit weniger auskommt, kann sich auf eine 200-Kilometer-Variante freuen, die im Jahr 2025 kommen soll und den Preis noch einmal auf 19.990 Euro drückt.

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Citroens spezielles anschlagsfreies Dämpfersystem mit Doppelkolben verhilft künftig auch dem C3 zu Fahrkomfort über dem Klassenschnitt.

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23.300 Euro sind für ein E-Modell ein echter Kampfpreis.

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Der neue C3 macht einen hochwertigen Gesamteindruck.

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Die Zweiton-Lackierung ist inzwischen ein Citroen-Standard, der auch beim neuen C3 angeboten wird.

Wie schafft Citroen einen so niedrigen Preis?
Eine derartiger Preissprung nach unten, ohne dafür in so etwas wie “Krankenkassen-Charme” abzugleiten, gelingt nur mit radikalem Ansatz im gesamten Produktionsprozess. Die verhältnismäßig günstige, bereits existierende Plattform aus dem globalen Stellantis-Fundus trägt sicherlich dazu bei, zudem eine noch engere Vernetzung von Design, Technik und Produktion schon in der Entwicklung. Den größten Teil hat aber wohl die Fertigung selbst zu stemmen: Die Herstellungsdauer im slowakischen Stellantis-Werk in Trnava wurde gegenüber dem bisherigen Modell um 25 Prozent reduziert und damit auch die Produktionskosten erheblich gesenkt.
 
Wie viel kostet der C3 und wann startet der Verkauf?
Der ë-C3 kostet ab 23.300 Euro – und zwar in der gesamten Euro-Zone, in allen anderen Ländern wird nach dem Fixkurs umgerechnet. Es gibt keine Rabatte. Bestellbar ist der ë-C3 ab sofort, der offizielle Marktstart erfolgt im zweiten Quartal 2024. Citroën rechnet allerdings mit so großem Interesse, dass die Kontingente für 2024 rasch weg sein werden. Ab Sommer nächsten Jahres ist die auf 200 Kilometer Reichweiten reduzierte Variante um 19.990 Euro erhältlich. Spätestens dann dürften auch die Benziner-Varianten nachrücken und ebenfalls den Preishammer schwingen: Der Benzin-C3 müsste theoretisch um die 16.000 Euro ansetzen, was die Tarifsteigerungen der letzten Jahre nicht nur zurechtrückt, sondern sogar das Niveau davor unterbietet.
 
Das Fazit?
Der C3 setzt ein Zeichen in die richtige Richtung: Weg vom technisch überfrachteten Status quo und hin zu wieder leistbarer Mobilität, ohne auf wesentlichen Komfort verzichten zu müssen. 23.300 Euro sind für ein E-Modell ein echter Kampfpreis, der selbst die chinesischen Hersteller unter Druck setzt und auch Dacia Kopfschmerzen bereiten dürfte.

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Fazit von Motorprofis-Tester Stefan Pabeschitz: „ein Zeichen in die richtige Richtung: Weg vom technisch überfrachteten Status quo und hin zu wieder leistbarer Mobilität, ohne auf wesentlichen Komfort verzichten zu müssen. 23.300 Euro sind für ein E-Modell ein echter Kampfpreis, der selbst die chinesischen Hersteller unter Druck setzt und auch Dacia Kopfschmerzen bereiten dürfte.”

DATEN & FAKTEN

Citroen ë-C3

(November 2023)

Preis

Ab 23.300 Euro.

Antrieb

Synchron E-Motor, 113 PS. 1-Gang-Direktübersetung, Vorderradantrieb.

Abmessungen

Länge 4010 mm / Breite k. a. mm / Höhe ca. 1580 mm. Radstand k. A. mm. Kofferraumvolumen 310 Liter.

Gewicht

Eigengewicht k. A.
Zulässiges Gesamtgewicht k. A.

Fahrwerte

WLTP-Normverbrauch k. A.
Elektrische Reichweite 320 km.

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