Volvo

Volvo S80 (1998-2006): Klassiker der Zukunft?

Das einstige Flaggschiff der Marke wird 25 Jahre alt

volvo s80 (1998-2006): klassiker der zukunft?

Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik “Kennen Sie den noch?” studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe “Klassiker der Zukunft?” vorstellen.

Buckel-Volvo hin, Amazon her: Am bekanntesten sind die Kombis der schwedischen Marke. In den letzten 50 Jahren gab es nur wenige Volvo-Baureihen ohne geräumiges Ecken-Heck. Ausnahmen waren neben dem 164 vor allem die “Holland-Baureihen” 340/360 und 440/460/480. 

Vor 25 Jahren stellte Volvo ein neues Modell vor, das es ausschließlich als Limousine gab. Sein Vorgänger und der Nachfolger hießen S90, ein V90-Kombi inklusive. Dürfen wir vorstellen: der S80.

Der brandneue Volvo S80 debütierte im Mai 1998 mit 4,82 Meter Länge und 2,79 Meter Radstand. Beim Design folgte das Stufenheck den 40er-Modellen, Rundungen statt Kanten waren nun angesagt. Markantestes Markmal war die erhöhte Abrißkante am Heck. Als Vorlage für Chefdesigner Peter Horbury diente das Concept Car ECC von 1992.

Volvo ECC (1992)

Beim S80 handelte es sich um den ersten Volvo mit einer neuen Architektur, intern P2 genannt. Auch S60, V70 (ab 2000), XC70 und XC90 basierten auf P2. Er stand für eine neue Strategie: Bisher waren die meisten Volvo-Modelle sowohl als Limousine als auch als Kombi verkauft worden, aber der S80 war eine reine Limousine. Er richtete sich an Kunden, die eine große und exklusive Limousine wollten, die nichts mit den praktischeren Kombis zu tun hatte.

Der S80 wies eine Reihe technischer Innovationen auf, darunter einen quer eingebauten Reihensechszylinder, den aufblasbaren Vorhang für den Seitenaufprallschutz und Vordersitze mit eingebautem Schutz gegen Schleudertrauma.

Unter der Haube steckte meist ein Turbo-Fünfzylinder mit 2,0 oder 2,4 Liter Hubraum und 163 bis 200 PS. 2003 folgte der 2.5 T AWD mit Allrad als neues Topmodell der Fünfzylinder. Die Sechszylinder boten zwischen 2.783 und 2.922 Kubikzentimeter Hubraum. Leistung: 196 bis 272 PS. Damals übrigens die einzigen quer eingebauten Reihensechser auf dem Markt!

Wer lieber einen Diesel mochte, bekam dann einen Fünfzylinder. Hier variierten die Leistungen zwischen 130 bis 163 PS. Immerhin 25 Prozent der deutschen S80-Fahrer wählte einen Selbstzünder.

Für fast jede Motorisierung bot Volvo eine Automatik an, Ausnahmen waren lediglich der starke T6 und der 2.4 BiFuel für den Betrieb mit Erdgas und Benzin. Im Frühjahr 2003 brachte ein Facelift der ersten S80-Generation unter anderem Klarglascheinwerfer und komplett lackierte Stoßfänger. Die Ablösung erfolgte nach exakt 388.595 gebauten Fahrzeugen (keine schlechte Zahl angesichts nur einer Karosserie) durch die zweite S80-Generation. Diese bot sogar einen mit Yamaha entwickelten 4,4-Liter-V8.

Doch zurück zum Ur-S80. Auf dem deutschen Markt startete er zunächst bei 64.800 DM für den handgeschalteten 2,9-Liter, der 250 km/h schnelle T6 (7,2 Sekunden auf 100) schlug sogar mit 81.900 Mark ins Kontor. Immerhin: Ein BMW 540i mit 286 PS und V8 kostete fast 100.000 DM. Die Mehrheit der S80-Kunden griff zu den 2,4-Liter-Benzinern (ab 54.568 DM), von denen die Presse besonders die 170-PS-Version lobte.

Wir testeten anno 2003 den 2.5T-Benziner mit 210 PS, Testwagen-Preis gut 47.000 Euro. Der Eindruck vor 20 Jahren: “Mit dem 210 PS starken Fünfzylindermotor lässt sich der S80 sehr flott voranbringen. Beim Anfahren und beim Automatik-Kickdown gibt es zwar eine Gedenksekunde, aber wenn die Kraft einsetzt, drängt das Schweden-Schiff vorwärts. 7,7 Sekunden dauert der Spurt auf Hundert, bei 225 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Dabei hält sich die Maschine von der Geräuschentwicklung dezent im Hintergrund und wird nur bei sehr hohen Drehzahlen etwas brummig.

Der starke Motor wird von der weich schaltende Fünfgang-Automatik und der leichtgängige Servolenkung zum idealen Reisewagen ergänzt. Auf Serpentinenstrecken zeigt das komfortable und gut gefederte Fahrwerk allerdings nur wenig Lust zur Sportlichkeit: Die Karosserie neigt sich zur Seite. Wird der Grenzbereich-Versuch übertrieben, greift das serienmäßige elektronische Stabilitätsprogramm DSTC bremsend ein.”

Wie ist die Situation heute? S80 der ersten Generation werden seltener, die Talsohle ist durchschritten. Überraschend viele Diesel sind im Angebot, zudem Fahrzeuge mit hoher Laufleistung. Wen das nicht schreckt, der kann ein Schnäppchen machen. Noch.

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