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Volvo EX30 Single Motor: Smarter Schwede

Der Volvo EX30 teilt sich die Technik mit dem Smart #1 aus dem chinesischen Geely-Konzern. Der kleine Stromer setzt dennoch eigene Akzente.

Kleider machen Leute, heißt es. Das ist auch in der Automobilindustrie so. Vor allem wenn sich mehrere Fahrzeuge die Technik teilen. Dann ist es fast schon unabdingbar, dass sich Modelle der einzelnen Marken optisch so weit wie möglich unterscheiden. Ein gutes Beispiel dafür sind der Smart #1 und der Volvo EX30. Die zwei (relativ) kleinen E-Crossover stehen beide auf der Sustainable Experience Architecture (SEA)-Plattform des chinesischen Geely Konzerns, zu dem die Schweden (inklusive Polestar) seit 2010 gehören. Genauer gesagt auf der SEA-E-Plattform – der Zusatz E steht für Entry – also für Kleinwagen bis zu einer Länge von rund 4,30 Metern.

Aber das ist nur Expertenwissen. Vom Aussehen unterscheiden sich die beiden Schwestermodelle deutlich, da der Volvo EX30 dem klassisch-schlichten Design des schwedischen Autobauers folgt. Das gilt auch für den Innenraum, der bei den modernen Volvos an skandinavische Wohnzimmer erinnern soll. Das ist auch beim jüngsten Vertreter der Marke so. Das skandinavische Ambiente sagt uns zu, wie zum Beispiel die verchromten Türöffner und Sitze mit Stoffbezug.

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Schwedisches Wohnzimmer Der lederfreie Innenraum ist schlicht gehalten und wird von dem 12,3 Zoll großen Tablet-Touchscreen dominiert, über den der Großteil der Bedienung des Infotainments abläuft. Auch die Geschwindigkeitsanzeige findet der Fahrer hier.

Der Innenraum ist schlicht gehalten und wird von dem 12,3 Zoll großen aufrechtstehenden Tablet-Touchscreen dominiert, über den der Großteil der Bedienung des Infotainments abläuft. Smart sind die in der Armlehne versteckten Becherhalter, den man herausziehen kann. Sind die Halter verstaut, hat man freien Zugang zu weiteren Ablagen. Auch das zentrale Handschuhfach ist eine gute Idee: Der Fahrer braucht sich nicht mehr zu strecken, wenn er etwas herausholen will.

Spürbare Sparmaßnahmen

Allerdings merkt man am Material der Schubladen – und auch an anderen Stellen-, dass man auch in Schweden bei einem Elektroauto mit spitzem Stift rechnen muss, um noch auf ordentliche Gewinnspannen zu kommen. Der Hartplastikanteil ist im kleinen E-Crossovers jedenfalls recht hoch geraten.

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Volvo EX30 „Core“ Extended Range

Heckantrieb: 200 kW /272 PS Leistung, 343 Newtonmeter Drehmoment;Akkukapazität: 69 kWh brutto, 64 kWh netto;Ladeleistung DC: 170 kW, AC: 11 kW;Stromverbrauch lt. WLTP-Norm: 17,5 kWh/100 km; max. Reichweite: 476 km;Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4.233 / 1.837 / 1.555 mm;Leergewicht: 1850 kg, Zuladung: 375 kg;
Basispreis: 40.005 Euro

Das Infotainment basiert auf Android Automotive, ist aber in der Bedienung nicht ganz so eingängig, wie man das von einem Smartphone gewohnt ist. Wer nicht auf sein iPhone verzichten will, kann dieses per Apple CarPlay kabellos einbinden. Kompatible Smartphones können auch als Fahrzeugschlüssel verwendet werden. Drahtlose Updates halten die Software auf dem neuesten Stand.

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Flott unterwegs Der EX30 ist in der Allradversion der schnellste Volvo aller Zeiten: In 5,3 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Bei 180 km/h wird der Vorwärtsdrang des Elektromobils allerdings elektronisch abgeregelt – aus Sicherheitsgründen. Fotos: Volvo

Dass man die Außenspiegel über den Satelliten des Lenkrads einstellen muss, ist bei Fahrzeugen chinesischer Herkunft nichts Neues mehr. Beim Volvo EX30 wird zudem der Scheibenwischer mit einem durchlaufenden Drehkranz ohne definierten Endpunkt am linken Hebel hinter dem Lenkrad gesteuert. Und einen klassischen Tacho hinter dem Lenkrad sucht man vergebens – die Fahrgeschwindigkeit wird wie beim Tesla Model 3 auf dem Tablet-Bildschirm angezeigt. Auch das spart Geld. Der Fahrer muss dafür immer leicht nach rechts schielen, um zu sehen, wie schnell er gerade unterwegs ist. Ideal ist das nicht. Immerhin sind die Sitze bequem, es mangelt auch nicht an Seitenhalt. Aber die Beinauflage könnte länger sein.

Mit Heck- und Allradantrieb

Angeboten wird der kleine Volvo in zwei Versionen: als Power-Variante mit Allradantrieb und 315 kW oder 428 PS Leistung und als EX30 Single Motor Extended Range mit 200 kW (272 PS) Leistung an der Hinterachse. Wir sind beide Versionen gefahren. Klar, die Topvariante hat ordentlich Power, beschleunigt in 3,6 Sekunden aus dem Stand von null auf 100 km/h und ist damit der schnellste Serien-Volvo aller Zeiten. Aber auch mit der einmotorigen Variante, die den Standardsprint in 5,3 Sekunden absolviert, ist man flott unterwegs. Und die Höchstgeschwindigkeit ist bei allen Fahrzeugen von Volvo aus Sicherheitsgründen ohnehin auf 180 km/h begrenzt.

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Komfort vor Sportlichkeit Der kurze Radstand des Volvo EX30 von 2,65 Metern hilft bei der Agilität. Die Lenkung verdient sich allerdings keine Bestnoten. Und bei Bodenwellen wippt die Karosserie ein wenig nach.

Und bei einem Elektroauto zehren hohe Geschwindigkeiten ohnehin stark an der Reichweite. Im EX30 fasst der Akku der großen Batterie brutto 69 Kilowattstunden (kWh), von denen netto 64 kWh für den Fahrbetrieb vorgesehen sind. Nach der aktuellen Verbrauchsnorm WLTP (bei der das Auto maximal auf 130 km/h beschleunigt wird) soll der Volvo damit bis zu 476 Kilometer weit stromern können. Entscheidet man sich für die Version mit dem brutto 51, netto 49 kWh-Akku, muss spätestens nach 344 Kilometern eine Ladestation angesteuert werden.

Geringer Verbrauch – hohe Ladeleistung

Dank einer Ladeleistung von bis zu 175 kW sind die 69-kWh-Akkus nach exakt 26,5 Minuten (sagt der Hersteller) wieder zu 80 Prozent gefüllt. Den durchschnittlichen Stromverbrauch gibt Volvo mit 17,5 kWh/100 km an. Der Wert scheint realistisch: Wir kamen bei unserer Testfahrt auf 17,3 kWh/100 km. Beim entspannten Mitschwimmen im spanischen Verkehr wies der Bordcomputer sogar nur einen Schnitt von nur 12,0 kWh/100 km aus. Das kann sich sehen lassen.

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Extra-Abteil fürs Ladekabel Sieben Liter fasst Kofferraum unter der Fronthaube, der Frunk. Das reicht für das Ladekabel und allerlei Krimskrams.

Der Volvo EX30 ist betont komfortabel abgestimmt, was dazu führt, dass er in Kurven etwas wankt und bei langen Bodenwellen nachwippt. Aber das ist nicht unangenehm und wohl Teil des Konzepts. „Wir haben den EX30 so entwickelt, dass es ein echter Volvo, aber nicht zu straff abgestimmt ist“, erklärt Fahrdynamiker John Lundegren. Der kurze Radstand von 2,65 Metern hilft bei der Agilität. Die Lenkung verdient sich allerdings keine Bestnoten. Sie könnte direkter sein und fühlt sich synthetisch an.

Beengte Platzverhältnisse hinten

Wie bei jedem Volvo wird auch beim EX30 die Sicherheit groß geschrieben. Also rüsten die Schweden auch ihren Jüngsten mit einer Heerschwar von elektronischen Heinzelmännchen aus. Darunter ist auch auch eine verbesserte Version des Fahrassistenten Pilot Assist, die den Fahrer beim Überholen von Lastwagen unterstützen soll. Auch das selbsttätige Einparken beherrscht der Volvo. Die Fahrradfahrer wird es freuen, dass beim kleinen Volvo die Sensoren auch sie im Blick haben und den Fahrer beim Aussteigen warnen, wenn von hinten ein Rader heransaust. Ein Kreuzungs-Bremsassistent, der Zusammenstöße mit entgegenkommenden Fahrzeugen beim Abbiegen verhindert, ergänzt das Sicherheitskonzept, das vor allem auf den Stadtverkehr ausgerichtet ist.

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Vorsicht Stufe Das Gepäckabteil ist nicht besonders üppig und bedienerfreundlich geraten. Die Ladekante ist hoch und beim Umlegen der Rückenlehnen zur Vergrößerung des Kofferraums entsteht eine weitere Stufe.

Dass in einem Wagen mit einer Länge von nur 4,23 Metern keine opulenten Raumverhältnisse herrschen, ist klar. Vorne kann man es sich aber durchaus bequem machen. Hinten geht es deutlich beengter zu. Als Erwachsener mag man sich im Fond nur Kurzstrecken zumuten.

Auch der Kofferraum ist mit einem Volumen von 318 Liter nicht gerade üppig. Zudem ist die Ladekante recht hoch geraten. Immerhin passen ins Gepäckabteil locker zwei Bordtrolleys hinein. Wer für das Reisegepäck oder die Wocheneinkäufe mehr Platz benötigt, kann die Lehnen der Rücksitzbank umlegen – dann steigt das Ladevolumen auf 904 Liter. Hinzu kommen in jedem Fall noch sieben Liter im sogeannten „Frunk“ unter der Fronthaube – für das Ladekabel und anderen Krimskrams.

Preise beginnen bei 36.590 Euro

Und was kostet der Spaß? Für den heckgetriebenen Volvo EX30 Single Motor Extended Range Ultra (mit großer Batterie) sind wenigstens 48.990 Euro zu entrichten. Deutlich günstiger ist die Einsteigsvariante „Core“ mit der kleinen Batterie: Dafür werden ohne Extras lediglich 36.590 Euro aufgerufen.

Die Preisgestaltung ist offenbar mit der Schwestermarke Smart abgestimmt: Der Smart #1 pro mit kleinem Akku kommt bis zu 310 Kilometer weit und kostet mindestens 37.490 Euro. Die allradgetriebene Version Pulse mit 400 Kilometern Reichweit steht mit 46.490 Euro in der Preisliste und das Topmodell Brabus mit 315 kW Leistung für 48.990 Euro – da herrscht dann Gleichstand. Wem der Volvo EX30 zu brav daherkommt, sollte noch ein bisschen warten: Im Laufe des kommenden Jahres wird Volvo eine rustikalere Cross-Country-Version nachschieben.

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