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Verbrenner: So krass schwindeln die Hersteller bei Verbrauchsangaben

Die Nachwehen des Diesel-Skandals sind gerade erst abgeklungen, da bahnt sich für die Autoindustrie neues Ungemach an. Denn jetzt mussten sie ihre Angaben zum Verbrauch von Verbrennungsmotoren in der Realität überprüfen lassen – mit krassem Ergebnis. ,  16.04.2024 14:09 Uhr verbrenner: so krass schwindeln die hersteller bei verbrauchsangaben Andreas Lischka/CC0

ICCT-Studie sogar zu freundlich

Umweltorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT), die vor einigen Jahren auch eine führende Rolle in der Offenlegung des Betrugs mit Diesel-Abgaswerten spielte, hatte kürzlich eine Studie vorgelegt, nach der die im Jahr 2022 zugelassenen Neuwagen in der Praxis durchschnittlich 14 Prozent mehr Treibstoff verbrauchen, als von den Herstellern angegeben wurde.Aus der Autoindustrie kam prompt Kritik am Studiendesign: Die Auswahl der Fahrzeuge, deren Daten für die Berechnungen herangezogen wurden, sei nicht repräsentativ. Und das ICCT hätte hier vor allem Fahrer gewählt, die besonders stark vom Mittelwert abwichen. Das Problem für die Branche ist nun aber, dass in allen neuen Fahrzeugen seit 2021 verpflichtende Messungen vorgenommen werden müssen, deren Ergebnisse dann beispielsweise im Rahmen eines Wartungstermins ausgelesen und an die Behörden übermittelt werden.Durch diese On-Board Fuel Consumption Meter sind bei der EU-Kommission in den letzten Monaten belastbare Daten eingegangen. Und es zeigt sich, dass die Schätzungen in der Studie des Umweltverbandes eher noch freundlich für die Autobranche ausfielen. Die 14-Prozent-Übertretung wird von den echten Zahlen über die ganze Neuwagenflotte hinweg deutlich überschritten, wie berichtet.

Hybride besonders arg

Laut den nun veröffentlichten Daten für 2022 haben neu zugelassene Benziner im Durchschnitt 23,7 Prozent mehr Treibstoff verbraucht als von den Herstellern angegeben. Der Mittelwert laut Datenblättern lag bei 6,38 Litern, der real gemessene Wert bei 7,89 Litern. Dieselfahrzeuge schnitten um 18,2 Prozent schlechter ab. Und noch krasser traf es die Plug-in-Hybride: Diese fahren so viel seltener mit dem Akku, als von den Herstellern erwartet, dass der reale Verbrauch das Prospekt um 251,5 Prozent übertraf.Der heftige Unterschied zwischen den offiziellen Herstellerangaben und den real gemessenen Werten kann nun Probleme für die Industrie und auch die Kunden mit sich bringen. Die Hersteller müssen wohl den CO₂-Ausstoß für ihre Neuwagenflotte neu ausweisen und dürften gezwungen sein, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Klimaschutz-Vorgaben einzuhalten. Bei den Verbrauchern könnte sich der höhere Verbrauch hingegen in einer höheren KFZ-Steuer niederschlagen.
Zusammenfassung

  • Autoindustrie muss reale Verbrauchswerte offenlegen
  • Kritik an Studie wegen angeblich nicht repräsentativer Auswahl
  • EU-Kommission erhält belastbare Daten durch On-Board Messungen
  • Benziner verbrauchen 23,7%, Diesel 18,2% mehr als angegeben
  • Plug-in-Hybride übertreffen Verbrauchsprognose um 251,5%

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